Michael Nikbakhsh: Leidzinsen

Weltspartag! Anbei ein kleiner Smalltalk-Guide.

Drucken

Schriftgröße

Für den Fall, dass Sie intendieren, eine Bank aufzusuchen, und der Banker nicht weiß, was er mit Ihnen bereden soll – weil Gespräche über Sparzinsen heute in aller Regel keinen guten Verlauf nehmen. Wussten Sie zum Beispiel, dass der heurige Weltspartag (hierorts am 30. Oktober) der 90. seiner Art ist? Dass der Weltspartag, obschon von den Vereinten Nationen erst 1989 zum globalen Ereignis erhoben, nur in rund 60 Ländern mehr oder weniger engagiert begangen wird, Tendenz fallend? Dass hierzulande bis in die 1960er-Jahre hinein noch auf die Anschaffung von Konsumgütern gespart wurde? Dass eifrige Bankangestellte früher Weltspartagsprämien bekamen? Dass im deutschen Weimar ein Sparschwein zu besichtigen ist, das irgendwann zwischen dem elften und 15. Jahrhundert entstanden ist? Dass auch der Sparefroh eigentlich Deutscher ist? Dass die Erste oesterreichische Spar-Casse 1959 mit dem Slogan „Gut haushalten heißt sparen“ warb – was Finanzminister heute immer dann sagen, wenn sie schlechte Nachrichten haben? Dass keine Bank mit Bestimmtheit sagen kann, wer wann mit dem Verschenken von zuweilen rätselhaftem Zeug made in China begonnen hat? Dass Sie zum aktuell so beliebten Täglich-fällig-Satz von 0,125 Prozent ein Jahr lang 3750 Euro anlegen hätten müssen, um von den Zinsen (nach Kapitalertragsteuer) diese eine profil-Ausgabe zu kaufen?

Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.