Ozempic-Spritze
Adipositas

Ozempic: Wie ich ein Drittel meines Körpergewichts verlor

Mit Ozempic gibt es endlich ein Medikament gegen die größte Zivilisationskrankheit unserer Zeit. Die Stigmatisierung von Übergewichtigen, die es einnehmen, muss aufhören. Bericht einer überzeugten Anwenderin.

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Ich bin eine kleine Frau. Das macht es im Leben oft schwer, weil man darum nicht besonders ernst genommen wird. Noch schlimmer ist nur, eine kleine, dicke Frau zu sein. Und das war ich. Irgendwie ist es passiert. Begonnen hat es mit einem unerfüllten Kinderwunsch, einem Frust, einer jahrelangen Hormonbehandlung, die mich aufgehen hat lassen wie einen Luftballon. Dann war das Kind endlich da, und Covid auch. Der Bewegungsradius beschränkte sich auf die vier Wände und das Grätzel. Sport? Wann und wie? Als berufstätige Mutter (ohne Großeltern) war ich froh, den Alltag zu meistern.

Es war eine Zeit der Überforderung und des Frustfressens. Es endete beim Höchstgewicht von 84 Kilo auf 1,58 cm. Eine Diät folgte der nächsten – Hüpfsessions vor dem Fernseher. Aber hüpfen Sie mal mit diesem Gewicht. Oder laufen Sie. Oder machen Sie Yoga mit der Wampe im Weg. Sechs Kilo kamen mit viel Anstrengung schon runter. Zwei wieder rauf – und so ging es dahin. Die Kleidergrößen wurden nicht kleiner, der Frust größer.

Irgendwann traf ich einen Freund, mit dem ich viele Diäten versucht hatte. Ich hatte ihn länger nicht gesehen, er war richtig schlank geworden. Das Mittel seiner Wahl: Ozempic. Hatte ich noch nie gehört. Ich vereinbarte einen Termin bei seiner Ärztin, der Leiterin der Adipositasambulanz im AKH. Ich wollte mehr wissen. Ich lernte dort viel über Übergewicht. Zum Beispiel, dass es nur sehr bedingt mit Disziplin zu tun hat, dass aber bei Langzeit-Dicken schlicht der Stoffwechsel kaputt ist. Der muss mit Hilfe repariert werden. Nach einem ausführlichen Gespräch und eingehenden Untersuchungen verschrieb sie mir Ozempic.

Hey, ihr habt eine Wahl, und ja, dabei können auch Medikamente helfen.

Anfänglich hatte ich Nebenwirkungen: Mir war schwindlig. Nach dem Essen war mir oft schlecht. Und ich lernte: Wenn man zu viel isst, bereut man es nachher. Man muss sich übergeben und bekommt Bauchweh. Ich war unendlich müde: Denn – Überraschung – wer keine Energie zuführt, hat auch keine. Nach ein paar Wochen hatte sich alles eingependelt. Meine Ernährung stellte sich fast automatisch auf „gesund“ um. Es war mir ein Anliegen, mich gut zu ernähren, wenn ich schon nicht mehr so häufig esse. Und die leichtere Kost bekam mir auch besser. Ozempic reguliert auch Heißhungerattacken. Ich hab einen stressigen Job und aß zuvor, wann es sich eben ausging. Oder ich es nicht mehr aushielt. Da war der Hungerstiller dann gern der Marmorkuchen im Vorzimmer des Büros, der dort eigentlich fast immer steht. Ich lernte den Unterschied zwischen Durst und Hunger besser zu fühlen – übrigens auch ein sehr angenehmer Nebeneffekt: Der Alkoholkonsum hat sich minimiert, Lust aufs Rauchen hatte ich die längste Zeit nicht mehr.

Das Medikament zu bekommen, war ein Spießrutenlauf. Bekanntlich gab und gibt es einen Mangel – die Diabetikerlobby tut das Ihre, um all jene, die Ozempic zur Gewichtsabnahme einnehmen, zu diskreditieren. Die Erzählung: Ihnen wird ein lebenswichtiges Medikament aus Lifestylegründen weggenommen. Ich finde es unmöglich, eine Gruppe Kranker gegen eine andere auszuspielen. Davon abgesehen, dass es gegen Diabetes einige wirksame Medikamente gibt und gegen Übergewicht, die Zivilisationskrankheit unserer Zeit, mehr oder weniger nur eines. Ozempic darf auch nur verschrieben werden, wenn klare medizinische Indikationen vorliegen. Die Krankenkasse bezahlt davon übrigens auch bei schwer Übergewichtigen, somit Schwerkranken, nichts.

Absurd: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kaputte Gelenke und manche Krebsformen sind Langzeitfolgen von Übergewicht. Das Gesundheitssystem sollte präventiv mehr tun, auch um Kosten zu sparen – aber man hat kein Interesse. Dick sein? Das ist ja keine Krankheit. Das sehen selbst Mediziner trotz klarer wissenschaftlicher Erkenntnisse noch oft so. Das ist schlicht Diskriminierung. Die erfährt man auch in den Apotheken. Da wird einem das Medikament, wenn man nicht Diabetiker ist, einfach nicht ausgehändigt. Oder man wird belehrt, was man essen soll. Oder man steht angeblich auf einer Warteliste und hört nie wieder etwas. Irgendwann weiß man, in welche Apotheken man gehen kann und fair behandelt wird – aber es ist mühsam.

Ich habe in einem Jahr 27 Kilo abgenommen. Ohne Ozempic hätte ich das nie geschafft. Das Medikament habe ich seit drei Monaten weitgehend abgesetzt, das Gewicht hält. Ab und zu, wenn der Hunger vermeintlich zu groß wird, spritze ich eine kleine Einheit. Das hat aber eher psychologische Gründe. Ich habe unglaubliche Angst, wieder dick zu werden. Ich treibe jetzt Sport, ich esse gesund, und ich mag mich erstmals seit Jahren wieder. Weil auch das kann mir keiner einreden, Body-Positivity hin oder her: Niemand ist gern dick. Niemand. Man kann sich vielleicht arrangieren. Aber wer wählen kann, wird sich nicht für Übergewicht entscheiden.

Statt übergewichtige Menschen zu stigmatisieren, sollten wir ihnen darum vermitteln: Hey, ihr habt eine Wahl, und ja, dabei können auch Medikamente helfen. Es gibt Wege, die euch nicht nur quälen und in den Selbsthass treiben, weil es eben ohne medizinische Unterstützung nicht funktioniert. Das würde der eigenen Gesundheit helfen – physisch wie psychisch – und damit auch einem ohnehin überlasteten Gesundheitssystem.