profil-Kolumnist Rainer Nikowitz
Satire

Rainer Nikowitz: Begehrenswert

Die Begeisterung in der ÖVP über das jüngst präsentierte Anti-Korruptions-Volksbegehren kennt kaum Grenzen.

Drucken

Schriftgröße

Blümel: Gehen Sie bitte zur Seite! Lassen Sie mich durch, ich bin Politiker! Platz da! ... Öha! Ihr seid's scho da? Und da hab i glaubt, i bin der Erste.

Hanger: Vergiss es!

Köstinger: Da müsst ma halt a bissl früher aufstehen, nit wahr?

Blümel: I hätt glaubt, fünfe reicht.

Köstinger: Fünfe? Tschapperl ...

Kurz: Außerdem: Was soll des heißen - "der Erste"? Wir san uns doch wohl hoffentlich einig, dass es in unserer Bewegung genau einen Ersten gibt.

Blümel: Na ja, es is ja nur um "Erster beim Volksbegehren" gangen.

Hanger: Bei allem Respekt, aber: Dass wir alle sofort Schlangen stehen, wenn's a Volksbegehren gegen Korruption und für den Rechtsstaat zu unterstützen gilt, des kummt aber jetzt net sehr überraschend, oder?

Köstinger: I mein, wer, wenn nit wir, sollt denn bitte sonst in aller Früh schon dastehen? Gierig drauf, dass des Amt endlich aufsperrt und wir unterschreiben derfen!

Blümel: Verstehe. Selbstverständlich. Wann kommt des Fernsehteam?

Hanger: Wer?

Blümel: Na, die Journalisten. Ihr werdet's die ja wohl alle herbestellt ham.

Köstinger: Ah so. Nein.

Blümel: Nein? Hä?

Kurz: Weißt, mir ist des einfach ein höchstpersönliches Anliegen. Es ist mir als Staatsbürger wichtig, dass es eine Gewaltenteilung gibt mit einer unabhängigen Justiz und allem. Aber da brauch ich nicht groß Wind drum machen, das is ja selbstverständlich.

Blümel: Okay, okay. I hab's verstanden.

Kurz: Was denn?

Blümel: I schwänz nie wieder a Strategiesitzung, versprochen. Und jetzt lass den Sebastian frei!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz