Rainer Nikowitz: Das N-Wort
Es soll tatsächlich Menschen geben, denen die nun doch schon ein paar Wochen tobende Debatte um den Begriff „normal“ ganz weit an einem bestimmten Körperteil vorbeigeht. Aber Sie, aufgeweckte Leserin, und Sie, staatstragender Leser, sehen das sicher genauso wie ich – nämlich diametral anders.
Ich kann nicht genug davon bekommen! Ich schätze es immer außerordentlich, wenn der politmediale Komplex sich innigst mit Begriff- und noch viel wichtiger den damit eng verbundenen Befindlichkeiten befasst, weil was täte man denn auch sonst den lieben langen Tag? Außer vielleicht darüber sinnieren, wie oft man jetzt denn noch schlafen gehen muss, bis man sich an der Wahlurne für all das bedanken darf.
Der Sommer-Blockbuster, der den Hype um „Barbie“ locker in den Schatten stellt, muss unbedingt weitergehen!
Und auch wenn sich vom Bundespräsidenten abwärts schon quasi alle mit vom Eifer geröteten Wangerln dem heimischen Sommer-Blockbuster, der den Hype um „Barbie“ locker in den Schatten stellt, gewidmet haben, ist das kein Grund, jetzt in unproduktiven Stillstand zu verfallen. Jemand muss bitte auch heute das natürlich ganz falsche Bonmot des alten Grantlers Karl Valentin „Es ist schon alles gesagt – aber noch nicht von allen“ ad absurdum führen. Wir wollen noch mehr Staffeln dieser Serie! Wobei: Welcher Schuft hat hier „Sommerloch“ gesagt?
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Kickl: Ich protestiere!
Nehammer: Des is ja amoi ganz was Neues. Wogegen diesmal?
Kickl: Gegen den geistigen Diebstahl, den ihr grad an der FPÖ begeht’s.
Kogler: Dann isses aber a Diebstahl ohne Beute. Der is straffrei. Selbst nach der grünen Moralgesetzgebung, die bekanntlich sehr streng is.
Kickl: Was normal ist und was nicht, wissen allemal wir Blauen am besten. Wir lassen uns den Begriff sicher nit wegnehmen! Weil grad bei uns zeigt si ja exemplarisch, wie weit es der gesunde Hausverstand schon gebracht hat. Und nit bei der Moslem-Mama in St. Pölten!
Nehammer: Jetzt pass auf amoi, Ozwickta: Schnitzel essen is normal, ja? Dann no Gulasch, Bauernschmaus, Schinkenfleckerl, und damit im Wirtshaus auch ein vegetarisches Gericht auf der Karte steht, vo mir aus a no gebackene Champignons. Aber Ivermectin als Hauptspeis – leider nein.
Kickl: Millionen diesbezüglich Wissende können nit irren. Genauso wenig wie mit dem Adrenochrom aus den Leichen der von der linken Elite entführten Kinder. Und es is a völlig normal, dass wir alle glauben, dass die Ukraine gemeinsam mit dem Amerikana Moskau bombardiert hat und der Putin sich jetzt nur wehrt. Außerdem: Ihr koaliert’s mit den Grünen. Dos ist schon per se nit normal.
Kogler: Geh bitte. Wir stehen schließlich mittlerweile in erster Linie für woke Identitätsstammestänze gepaart mit präfaschistoidem Cancel-Culture-Gekreische aufgrund des natürlich immer dem Anlass angemessenen persönlichen Unwohlseins von zwei, wenn nicht sogar drei voll wichtigen Influencerinnen zuzüglich unserer verhaltensoriginellen Frauensprecherin. Wenn des net normal ist, dann weiß i net. Aber i würd es nie laut so sagen, weil es ja gegen die Regeln verstößt, die wir selber aufgstellt haben und deren Einhaltung wir auch penibel überwachen müssen, weil die Leut ja oft leider nicht so einsichtig sind und von selber spuren.
Babler: Welche Leut jetzt? Eure oder unsere?
Kogler: I würd doch meinen, dass da im Hinblick auf die Fortschrittskoalition, die wir nach der nächsten Wahl gemeinsam mit de NEOS, de ja kana fragen braucht, ob sie mitmachen wollen oder net, ka großer Unterschied is, oder?
Babler: A Riesenunterschied sogar! Eure Leut san doch nur die wohlstandsverwahrlosten Kinder vom schwarzen Klassenfeind, denen den ganzen Tag fad is im Schädl. Aber unsern Leutn steigen heut noch jedes Mal Tränen der Rührung in die Augen, wenn sie nach der Fronarbeit heimkommen und endlich in ihre Semperit-Patschen schlupfen derfen – weil die des einzige Erbe san, das sie jemals bekommen haben. Und es ist net normal, wenn euer Bundespräsident glaubt, er kann mi da abmahnen, nur weil i will, dass wir mit der Millionärssteuer unseren Leuten, die net mit dem Silberlöffel im Mund geboren worden sind, im ASKÖ-Yachthafen am Traunsee a woame Moizeit geben können.
Nehammer: Wenn ma eich so zuhört, dann steigen an ja wirklich de Grausbirnen auf – deren Anbau durch die brave, von der harten Feldarbeit ausgezehrte Bauernschaft hierzulande übrigens völlig untersubventioniert is. Wie ja a des Pendlerpauschale für entnervte Autofahrer, die jeden Tag aufstehen und dann im Stau stehen, während sie mitansehen müssen, wie daneben die Schnellbahn leer nach Wien fahrt. Und dann pickt sie vielleicht a no wer in den Weg! Des is alles net normal.
Kogler: Sagt wer?
Nehammer: Na, i!
Kickl: I a.
Babler: Da sagt’s a scho wer.
Kogler: Ihr habt’s alle an Pecker.
Nehammer: Darüber wird no zu reden sein!
Babler: Hoffentlich no oft.
Kickl: Und lang!