Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Das Nativkonglomerat

Das Nativkonglomerat

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profil: Herr Mölzer, nachdem Sie ja der Parade-Intellektuelle der FPÖ sind, würde ich heute gerne mit Ihnen über die Zukunft Ihrer Partei sprechen.
Andreas Mölzer: Ersteres ist bei aller gebotenen Bescheidenheit vollkommen richtig – und Zweiteres ein ausgezeichnetes Thema.

profil: Es ist ja eine Frage auch des Gestalterischen, des Arbeitsethos, was aus dieser FPÖ wird: Entweder ist sie ein Nazikonglomerat, totales Chaos, sage ich jetzt bewusst brutal politisch nicht korrekt …
Mölzer: Moment einmal! Sie können uns doch nicht einfach Nazikonglomerat nennen!

profil: Das habe ich doch gar nicht.
Mölzer: Ich hab’s aber genau gehört!

profil: Also wirklich, Herr Mölzer. Diese Entstellungen und Verdrehungen sind ja wieder einmal typisch für die rechtsrechte Jagdgesellschaft. Ich habe von einem nativen Konglomerat gesprochen. Im Sinne von heimisch oder unverfälscht.
Mölzer: Halten Sie mich für einen Vollidioten? Ich bleibe dabei: Sie haben Nazi gesagt. Und nachdem Sie dieses Interview auf Band aufnehmen, kann ich es Ihnen ja auch beweisen.

profil: Gut, wenn Sie darauf bestehen, dann spule ich halt zurück. So. Oje! Ich habe ja tatsächlich Nazikonglomerat gesagt! Ich habe das in der Tat nicht mehr in Erinnerung gehabt, was da genau gesagt wurde. Also so in der Hitze des Gefechts, in einer emotionalen Debatte, die auch dann ins Skurrile und ins Ironische abgeglitten ist.
Mölzer: Was verstehen denn Sie schon von Ironie?

profil: Bei Weitem nicht so viel wie Sie, auch das räume ich ein. Und jetzt, wo ich das wieder gehört habe, muss ich sagen: Ja, hoppla! Das ist also wirklich eine unpassende Formulierung, die ich mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückziehe. Ich stehe nicht an, mich dafür zu entschuldigen.
Mölzer: Aber in Wahrheit haben Sie doch gar nichts gegen das Wort Nazi.

profil: Das Wort Nazi als solches ist ein normales deutsches Wort, das weder eine Wertung noch sonst etwas beinhaltet. Das kann man genauso verwenden wie Neger oder Ähnliches.
Mölzer: So einfach können Sie sich da jetzt aber nicht aus der Affäre ziehen. Wenn Sie mich einen Nazi nennen, dann kommt es ja wohl darauf an, was ich davon halte – und nicht, ob Sie das für ein normales deutsches Wort ­halten.

profil: Natürlich, nach den Geboten der Political Correctness, die Sie so offensiv vertreten, ist das verabscheuungswürdig. Da kann man auch anderer Meinung sein. Das ist in einem freien Land möglich.
Mölzer: Und der Vergleich zwischen Nazi und Neger zieht schon überhaupt nicht – abgesehen davon, dass er ­beleidigend ist.

profil: Ich nehme jetzt einmal an: Nicht für den Neger, oder?
Mölzer: Es ist doch ganz einfach: Wieso bitte soll ich zu einem Neger nicht Neger sagen – wenn er denn einer ist?

profil: Der Unterschied springt natürlich ins Auge. Das funktioniert mit Nazi niemals.
Mölzer: Sagen Sie, was glauben Sie ­eigentlich, wer Sie sind?

profil: Also, wenn Sie mich so direkt fragen, dann muss ich schon zugeben, dass ich mich und meinesgleichen im Wesentlichen für die Krone der Schöpfung halte. Wir sind klug, schön und allen anderen sowohl genetisch als auch kulturell himmelhoch überlegen.
Mölzer: Das geht so nicht. Ihre Äußerungen widersprechen jedem zivilisatorischen Grundkonsens. Ich verlange, dass Sie zurücktreten.

profil: Ich? Warum bitte sollte ich das tun? Mir ist da ein kleiner Lapsus passiert und ich habe mich entschuldigt. Was wollen Sie denn noch?
Mölzer: So etwas „passiert“ Ihnen doch andauernd. In Wirklichkeit machen Sie das doch ganz bewusst. Und Sie fühlen sich dabei auf der sicheren Seite, weil ja die EU eine Diktatur ist, geprägt von Meinungs- und Gesinnungsterror. In einem vergleichsweise formlosen und liberalen Staat wie dem Dritten Reich könnten Sie sich das nicht erlauben.

profil: Ich könnte mir im Dritten Reich nicht erlauben, die FPÖ ein Nazikonglomerat zu nennen? Unterschätzen Sie da nicht die liberale Grundhaltung des Dritten Reichs?
Mölzer: Ich muss zugeben, da haben Sie gar nicht unrecht. Eine meiner Sünden ist, dass ich gerne ein provokanter Diskutant bin. Und manchmal bin ich da sicher auch ein bisserl zu streng mit dem Dritten Reich.

profil:
Können Sie Ihren Wählern versprechen, dass das nicht mehr vorkommt?
Mölzer: Schauen Sie, ich bin auch nur ein Mensch. Zwar ein besonders gut gelungener – aber nicht einmal ich bin frei von Fehlern.

profil: Gut. Wollen wir jetzt über die Zukunft der FPÖ sprechen?
Mölzer: Tun wir das nicht schon die ganze Zeit?

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