Satire

Der Pharao von Idaho

Nach dem missglückten Attentat auf ihn scheint Donald Trump der Sieg kaum mehr zu nehmen zu sein. Ein nie geführtes Interview.

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Mr. Trump, lassen Sie mich gleich mit der ersten Frage beginnen …

Trump: Ich bin ganz Ohr!

profil: Huh, ein Witz! Ich wusste gar nicht, dass Sie Humor haben. Also, freiwilligen.

Trump: Ich habe den besten Humor der Welt. Besser als Bill Cosby. Oder der Doofe von Dick. Großartiger Humor!

profil: Fühlen Sie sich jetzt schon als Sieger, nachdem Sie dieses Attentat überlebt haben?

Trump: Ich gewinne sowieso immer. Ich habe die letzten beiden Wahlen gewonnen, und ich werde auch die nächste gewinnen. Ich bin der erste Präsident der Geschichte, der drei Wahlen gewonnen hat. Und vielleicht werden es ja noch mehr, mal sehen.

profil: Wenn Sie dieses Mal gewinnen sollten, dürfen Sie aber kein weiteres Mal antreten.

Trump: Sagt wer?

profil: Die Verfassung.

Trump: Ach so, die. Nun, die ist seit letztem Samstag noch ein wenig unwichtiger geworden. Ich meine, jetzt, wo ja wohl hoffentlich klar ist, wen Gott wählt. Dem einen schenkt er Altersschwäche – dem anderen einen Streifschuss.

profil: Und wenn Gott außer im Iran und in Afghanistan irgendwo wahlberechtigt ist, dann ja wohl in den USA.

Trump: Sie werden jetzt wohl hoffentlich nicht den richtigen Gott, der mein Leben gerettet und mir damit mein Amt verliehen hat, mit dem erfundenen Gott von irgendwelchen Shithole-Countries vergleichen wollen. Im bald wieder großen Amerika werden Leute schon für viel weniger Steine klopfen!

profil: Sie sehen sich also jetzt von Gott quasi auf Lebenszeit ernannt? Ein Sonnenkönig? Der Pharao von Idaho?

Trump: Ja. Die Kommunisten kriegen mich nicht. Weder an der Wahlurne noch mit dem Gewehr.

profil: Ich möchte den Ermittlungsergebnissen ja nicht vorgreifen, aber im Moment deutet doch einiges darauf hin, dass der Attentäter womöglich überhaupt kein politisches Motiv hatte, sondern nur schwere psychische Probleme. Und dass er einfach jemanden töten wollte, der möglichst prominent ist, ähnlich wie damals beim Mord an John Lennon.

Trump: Das ist lächerlich.

profil: Haben Sie eine andere Theorie?

Trump: Es ist zuerst einmal lächerlich, dass Sie meinen, dieser langhaarige Hippie wäre genauso prominent wie ich. Ich bin der prominenteste Prominente der Welt. Wer außer mir tritt denn bitte ständig vor so vielen Fans auf?

profil: Taylor Swift?

Trump: Ach, hören Sie mir bloß auf mit dieser Kryptokommunistin und ihren Swifties. Die ist niemand! Ich singe sogar besser als sie.

profil: Natürlich. Werden Sie Putin und Xi auch etwas vorsingen?

Trump: Das sind beides gute Freunde von mir. Die wissen schon, was ich alles kann.

profil: Das befürchte nicht nur ich, sondern so ziemlich auch der ganze Rest der westlichen Welt. Wie werden Sie denn den Frieden in einem Tag, den Sie mit Putin wegen der Ukraine schließen wollen, genau erreichen?

Trump: Ich werde sagen: Wladimir, das kostet doch alles nur unnötig Geld. Behalte von mir aus dieses Dondings da und deine Brüder auf der Grimm – aber jetzt ist es genug.

profil: Und was ist, wenn er als Nächstes Moldawien oder Litauen haben will?

Trump: Ich werde sicher keine Länder verteidigen, von deren Existenz ich gerade erst erfahren habe.

profil: Sie finden auch, Taiwan sollte dafür bezahlen, dass es von den USA beschützt wird.

Trump: Die Taiwanesen haben uns die Chip-Produktion weggenommen. Das war nicht fair.

profil: Sie haben Ihnen gar nichts weggenommen, Sie produzieren nur viel billiger. Auch und vor allem für den amerikanischen Markt.

Trump: Aber am Ende sind sie auch nur Chinesen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Chinesen. Wenn sie das tun, was Gott für Chinesen so vorgesehen hat – also billige Wäschereien führen und Peking-Ente braten. Wie in Chinatown, bei mir zu Hause in New York. Beste Peking-Ente der Welt. Weil es ja amerikanische Enten sind.

profil: Manchmal hat man den Eindruck, Sie betrachten vor allem Europa als Ihren Hauptgegner. Warum ist das so?

Trump: Ihr Europäer glaubt, ihr könnt euch über mich lustig machen. Also gibt es eben Strafzölle. Wer nicht hören will, muss fühlen.

profil: Ihre Kritiker befürchten ja überhaupt, dass es Ihnen in Ihrer zweiten Amtszeit vor allem darum gehen wird, Rache zu üben.

Trump: Kann es einen besseren Grund geben, noch einmal zu kandidieren?

profil: Ihr Land? Andere demokratische Länder?

Trump: Geht es mir gut, geht es Amerika gut.

profil: Und der Demokratie als solcher auch?

Trump: Wenn sie nicht aufmuckt – warum nicht?

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort