Rainer Nikowitz: Familienbande

Sebastian Kurz ist vergangene Woche aufgefallen, mit wem er da regiert. Oder doch schon früher? Oder ist überhaupt alles ganz anders?

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Strache: So. Jetzt simma endlich einmal allan. Und jetzt red ma amoi Tacheles! Kurz: Des is eine sehr interessante Formulierung – wenn ma bedenkt, wer’s sagt.

Strache: Wieso? Kurz: Du redst Jiddisch mit einem Soros-Jünger? Wenn di wer hört! Pass nur auf, dass dir des net wieder schadet!

Strache: Jaja. Is scho gut. I kann a nix dafür, dass sie di jetzt in den Foren so nennen. Kurz: Des san aber halt die Foren von deine Freund.

Strache: Wenn’s di beruhigt: Auf mi schimpfen s’ dort a. Kurz: I weiß. So schnell kann’s gehen, ha? Des is ja ein sehr interessanter Flügelkampf, den ma da beobachten kann. Fundis gegen Realos. Oder wie es bei euch heißt: Rechtsradikale gegen Rechtsextreme!

Strache: Hauptsach, du hast es lustig. Als FPÖ-Chef distanziert ma si halt net ungstraft von so grundsympathische, heimattreue Burschen wie die Identitären. Aber des hast du ja ohnehin gwusst, net wahr? Und zwar natürlich scho, bevor du mi dazu zwungen hast. Kurz: Zwungen? Ich dich? Schau dir was an, so kann ma si täuschen! I hätt nämlich eigentlich gedacht, sich von solchen Strömungen abzugrenzen, is dir ein Anliegen.

Strache: So wie dir, oder? Dir war das ja die ganze Zeit über scho a ganz dringendes Anliegen. Aber warum schlupfst dann eigentlich erst jetzt in die Krafthosen und markierst den dicken Maxi? Oder anders formuliert: Warum hast denn net vor der Hochzeitsnacht mit mir gsagt, dass du frigide bist, hmm? Kurz: Eure Nähe zu diesen widerlichen Identitären ist ja jetzt erst so richtig publik geworden.

Strache: Ah so, ja! Des hast du natürlich net gwusst. Klar. Du hast ja bis jetzt geglaubt, die FPÖ is a Kreuzung aus Hippies und Heilsarmee. Kurz: Des vielleicht a net grad. Aber dieser Sellner hat Hakenkreuze auf Synagogen pickt!

Strache: Und i hab im Wald Krieg gspielt. Hast du nie an Bledsinn gmacht, wie du jung warst? Kurz: Doch.

Strache: Na also. Kurz: I hab der Goldecker Marie ihr Mitteilungsheft versteckt.

Strache: Huh! Kurz: Und i hab ihr erst nach zwei Tag gsagt, wo’s is.

Strache: Meine Herren! Warst du nie jung? Kurz: I bin’s sogar immer no. Scho vergessen?

Du machst des alles nur wegen der EU-Wahl, gib’s doch zu!

Strache: I hab des net so gmeint! I wollt echt net auf deinem Alter herumreiten! Kurz: Tja. Verletzt hat es mich trotzdem. So einen Ton hamma bis jetzt halt net ghabt zwischen uns. Und dann auch gleich noch vor allen Leuten …

Strache: Also, des is ja …! I bin da sicher net der Böse! Du machst des alles nur wegen der EU-Wahl, gib’s doch zu! Drum stellst du uns auf amoi ins Extremisteneck! Du willst nur billige Punkte machen! Kurz: Und des is natürlich unerhört. Weil des dürft’s ja nur ihr, oder wie?

Strache: Du kannst net scho wieder so tun, als wärst du der bessere Rechte! Kurz: Warum net?

Strache: Die Nummer hast scho bei der letzten Wahl abzogen! Kurz: Und? Is einegangen?

Strache: Des is net fair! I hab mir dacht, wir ham an Nichtangriffspakt. Kurz: Dann hast du a) vermutlich des erste Mal in deinem Leben was mit Stalin gemeinsam und b): Do net vor einer Wahl!

Strache: Aber de blede Wahl is doch eh unwichtig! Wegen der zertrümmer ma da jetzt des Familienporzellan? Kurz: Für uns is de net unwichtig. Die ÖVP is immer no a Europapartei.

Strache: Ah! Weiß des sonst a no wer, oder soll des euer Geheimnis bleiben? Kurz: Und was mi betrifft, is unser Familienporzellan ja sowieso aus Blech.

Strache: Was soll des heißen? Kurz: Des hat maximal einen kleinen Depscher, wenn ma’s runterhaut. Aber mehr scho net.

Strache: Ah so, du meinst also: Wir scheppern jetzt zwar eine Weile herum … Kurz: Bis zur Wahl halt. Wegen der Mobilisierung und so wär’s.

Strache: … aber dann essen wir eh wieder alle friedlich aus unseren nur leicht eingedepschten Näpfen miteinander zu Abend? Kurz: Und wir kehren dabei alle Unannehmlichkeiten schweigend unter den Teppich. Wie es sich für eine richtige Familie gehört!

Strache: Hmm. Na ja, was soll i machen? Jetzt isses eh scho passiert. Aber eins is klar: Des kostet di was. Kurz: Okay. I zahl wieder an Kübel Sangria auf Ibiza. Aber bring dieses Mal bitte wirklich a Rechnung!

Strache: Politisch, hab i gmeint! Des wird di politisch was kosten. Kurz: Was willst haben? Den ORF? Vo mir aus.

Strache: Und i pass ab jetzt besser auf, da kannst dir sicher sein. Vertrauen war gestern. Und irgendwann kommst du auch amoi in mei Gassen. Kurz: Wie du meinst. Du, i muss jetzt leider, gell? I hab’s eilig.

Strache: Wohin? Kurz: Zum antifaschistischen Fackelzug. Strache: Hoffentlich is de Wahl bald vorbei.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz