profil-Kolumnist Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz: Freispiel

Es gibt ja generell viel zu viel Freiheit auf der Welt. Aber zur Behebung dieses bedauerlichen Fehlers gibt es die Freiheitlichen.

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Kickl: Oiso, i fass amol das Ergebnis unseres Hirnsturms zusammen: Strache: Hirnsturm?

Kickl: In früheren, unseligen Zeiten ham de ganzen Nationalbewusstlosen „Brainstorming“ dazua gsagt. Hofer: Hört, hört! Da siecht ma wieder, was wir für a herausragender Denkpanzer san!

Kickl: Wir bringen oiso a Gesetzesvorlage ein, in dem der Begriff „Pressefreiheit“ endlich zeitgemäß definiert wird. Nämlich nit als Freiheit der Presse – sondern als Freiheit von der Presse. Als dos Recht von anständigen Bürgern wie mir, nit durch die Existenz von Medien belästigt zu wern, in denen Sachen drinstehen, de ma nit gfolln. Strache: Und nachher, wenn dieses Gesetz zur geistigen Flurbereinigung durch is – dann drah ma’s alle zua! Steger: Es is ja wirklich höchste Zeit. Von mir erscheinen in den Fake-News- Medien ausschließlich Fotos, auf ­denen i an riesigen Doppelgoder hab! Des muss endlich aufhören!

Strache: Aber … du hast halt nun amoi an Doppelgoder. Steger: Interessant, dass du so an ungeheuerlichen Affront plötzlich auf die leichte Schulter nimmst, wenn’s net um di geht. Wenn di der Wolf in der Zwara-ZIB net mit Kratzfuß begrüßt, bist net so locker.

Strache: Des kann ma do net vergleichen! Wennst dein Doppelgoder net sehen willst, dann derfst di halt nimmer fotografieren lassen. Steger: Also, so a unbefriedigende Lösung warat irgend so an linken Saugfrast a eingfallen. Dabei is des doch a klarer Fall von böswilliger Photoshopvermeidung! Also quasi unterlassene Hilfeleistung! Guat, dass der Herbert und i als ausgewiesene Medienexperten da a bissl kreativer san. Hofer: Aber, wenn ma so a Gesetz verlangen – was wird denn der Kurz dazua sagen?

Mir zum Beispiel gehen diese Ballerinas bei de Weiber unheimlich auf de Nerven. De sollen gfälligst High Heels anziehen.

Strache: Der wird natürlich wie immer, wenn ma wieder a Stückl Demokratie demontieren, energisch protestieren. Hofer: Was, wirklich? Des traut er si? Und wie schaut des konkret aus?

Strache: Er sagt eigentlich immer dieselben zwa Sätz. Der erste heißt: „Begeistert bin i net!“ Hofer: Und der zweite?

Strache: „Aber von mir aus.“ Steger: I hätt ja nie glaubt, dass es uns der so leicht machen wird. Kickl: Entschuldigung scho, wir ham eam bei CETA mitgstimmt. Und jetzt grad erst bei an Gesetz, dos nit amol seine Schakln gschrieben ham, sondern glei de Industriellenvereinigung. Do isses doch wohl dos Mindeste, dass wir als Ausgleich dafür endlich mit dem Journalistengsindl Schlitten fahren kennan. A saubere Hand wascht de andere. Hofer: I kann’s gar net erwarten, dass de Hund endlich alle im Häfn sitzen. Des wird mei schönster Tag. Zumindest bis zu dem, an dem i in der Hofburg sitz und den Nationalrat auflösen kann, wann immer i will.

Kickl: Häfn is do no vü zu guat für de. I hätt da scho a paar andere Ideen … Strache: Aber wie soll denn der Tatbestand heißen, den ma eana umhängen?

Kickl: Hmm, lass mi nachdenken … Wie warat’s mit „Ministerkränkung“? Steger: Des greift a bissl zu kurz. Weil was is mit mir? I wär für: „Photo­realismus“. Hofer: Vielleicht „Meinungsterror“? Und für Interviews: „Falschfrag­anschlag“. Strache: Oder ganz generell „Gesinnungsverwirrung“?

Kickl: Des klingt irgendwie nach was, dos a Psychodoktor wieder in Ordnung bringen könnt. Na, na, wisst’s was? Mach ma afoch glei „Landesverrat“. Da passt dos alles drunter. Strache: Hervorragend! Des kann aber dann natürlich net nur für Journalisten gelten. Sondern a für Künstler, Kabarettisten.

Kickl: Sowieso. Witze auf meine Kosten machen – dos schreit mindestens nach Waterboarding. Hofer: Es muss für alle gelten. Des is doch klar.

Kickl: Und für de Verfolgung brauch ma dann a eigene Polizeieinheit a. Muss ka berittene sein. Des Huf­geklapper is da zu wenig geheim. Steger: Und a Netz aus freien Mitarbeitern wär a guat. Hofer: Du meinst … Blockwarte?

Steger: Vielleicht nenn ma’s anders. Zumindest am Anfang. Strache: Aber sagt’s, wenn ma scho dabei san: Woll ma net glei no andere Sachen a verbieten, de für an normalen Menschen inakzeptabel san? Kickl: Ja! Mir zum Beispiel gehen diese Ballerinas bei de Weiber unheimlich auf de Nerven. De sollen gfälligst High Heels anziehen.

Steger: Lange Haar bei Männer. Alle einfangen, abscheren – und aus! Hofer: Diese Negermusik im Radio. No dazua mit englische Texte, die kana versteht. Wie wann der Gabalier net genug Erbauliches und nicht Wehrkraftzersetzendes gschrieben hätt.

Steger: Thailändisches Essen. Da krieg i immer Sodbrennen. Strache: Elektroautos. De san a Witz. Kickl: Anders sein. In jeder Beziehung. Hofer: Anders als wer? Kickl: Was soll jetzt de Frag?

Rainer   Nikowitz

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