Rainer Nikowitz: 2022

Wer auch immer am Sonntag gewählt wird – er hat gute Chancen auf zwölf Jahre im Amt. Sofern die ersten sechs erfolgreich waren.

Drucken

Schriftgröße

profil: Herr Bundespräsident, Sie bewerben sich heuer erneut um das höchste Amt im Staat. Welche Ihrer glorreichen Erfolge in den vergangenen sechs mit Milch und Honig überfluteten Jahren bewerten Sie denn selbst als am herausragendsten? Hofer: Nun, einer meiner Erfolge ist zweifellos, dass Sie mir jetzt diese Frage so stellen, wie sie ein kritischer Journalist stellen muss, sehr verehrter Herr Schriftleiter. Das war in dieser Kolumne beileibe nicht immer so.

profil: Ja, da ist bei meinem Vorgänger zweifellos vieles im Argen gelegen. Aber zum Glück haben Sie ja in den Redaktionsstuben des Landes endlich für Ordnung gesorgt. Hofer: Da muss ich aber jetzt in aller Bescheidenheit, die immer mit mir durchgeht, wenn eine Kamera oder ein Aufnahmegerät in der Nähe ist, schon sagen: Allein hätte ich das nicht geschafft. Da muss man auch Bundeskanzler Strache großen Dank aussprechen.

profil: Das hätte ich in meiner nächsten Frage ohnehin getan. Hofer: Ich weiß. Der Name Beowulf Hartleib bürgt schließlich für Qualität.

profil: Sie beschämen mich! Aber zurück zu Ihren ungeheuren Verdiensten um die Nation: Ich muss gestehen, ich kann mich nicht entscheiden, ob ich Ihre gesellschaftspolitische oder doch die wirtschaftspolitische Bilanz toller finde. Hofer: Ich würde sagen, das geht Hand in Hand. Der Öxit wäre zum Beispiel nie so ein durchschlagender Erfolg geworden, wenn wir den Menschen nicht durch die Kooperation von ORF und Russia Today endlich fundierte Informationen geliefert hätten.

profil: Es gab anfänglich Ökonomen, die behaupteten, dass der Öxit zu einem drastischen Einbruch der heimischen Wirtschaft geführt hätte. Hofer: Die fahren heute alle Taxi, dafür haben wir gesorgt. Außerdem: Die Russen kaufen jetzt wieder unsere Äpfel! Ist das vielleicht nichts?

profil: Das ist großartig! Hofer: Das will ich meinen, dass Sie das meinen! Oder, ein anderes Beispiel: Es wäre sicher nicht gelungen, die Arbeitslosenrate trotz der leider immer wieder aus dem Ausland hereinwirkenden Probleme, gegen die selbst die vernünftigste Abschottungspolitik nichts hilft, unter dem Niveau von ideologisch verirrten Ländern wie Venezuela oder auch … Venezuela zu halten, wenn wir nicht sehr darauf geschaut hätten, dass vor allem die Talente der Frauen verstärkt gefördert werden.

profil: Das stimmt. Es ist bezeichnend, dass die Linke auf die großartige Kampagne „Küche und Kreißsaal“ so hysterisch reagiert hat. Hofer: Ja, das fand ich auch traurig. Überall im Ausland, also egal ob in Polen oder Ungarn, wird man dafür gefeiert – sogar Donald Trump hat einen zweideutigen Tweet abgesetzt –, aber die Nestbeschmutzer zu Hause können es wieder einmal nicht lassen. Deshalb mag ich auch dieses Links-Rechts-Schema nicht. Unsere Unterscheidung in „richtige Österreicher“ und „die anderen“ ist da viel zeitgemäßer.

Die Russen kaufen jetzt wieder unsere Äpfel. Ist das vielleicht nichts?

profil: Und dabei wollten Sie doch ursprünglich so gerne ein Präsident für alle Österreicher sein. Hofer: Da gehören aber immer noch zwei dazu! Ist das vielleicht meine Schuld, wenn manche Leute den nationalen Schulterschluss aus niedrigen Beweggründen verweigern? Ich bin ja sehr für Meinungsfreiheit. Aber wenn jemand die falsche Meinung hat, hört sich irgendwann der Spaß auf.

profil: Manche Beckmesser fühlen sich beim Umgang der FPÖ mit Regimekritikern natürlich gleich wieder an eine Zeit erinnert, in der – das muss man schon noch sagen dürfen – nicht alles gut war. Hofer: Ja, das darf man schon sagen. Noch. Aber man muss nicht unbedingt.

profil: Auch außenpolitisch waren die vergangenen sechs Jahre ein einziger Triumphzug. Was waren da Ihre persönlichen Höhepunkte? Hofer: Nun … Hab ich den Tweet von Präsident Trump schon erwähnt?

profil: Selbst wenn – man kann ihn nicht oft genug erwähnen! Hofer: Dann natürlich die Treffen mit Wladimir Putin. Ich werde nie vergessen, wie er mir fünf Kilo Kaviar geschenkt hat.

profil: Wie war er? Hofer: Salzig. Ich bin ja mehr der bodenständige Schnitzel-Typ, ich werde nie verstehen, was die Leute an so was finden. Ich hab es dann im Garten statt dem Schneckenkorn verstreut.

profil: Nicht der Kaviar. Putin! Hofer: Ach so! Nun, er war richtig gerührt. Immerhin waren ja wir die Ersten, die die freiwillige Wiedereingliederung der russischen Teilrepublik Lettland ausdrücklich begrüßt haben.

profil: Was dürfen wir in den nächsten sechs Jahren von Ihnen erwarten? Hofer: Eines jedenfalls: Jetzt braucht sich wirklich keiner mehr wundern.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz