Satire

Ich komme in Frieden!

Wenn man Putin nur behutsam genug fragt, was ihn stört und was er will – dann muss doch einfach Frieden möglich sein. Also los!

Drucken

Schriftgröße

Herr Präsident Putin, heute jährt sich der Tag zum ersten Mal, an dem Russland begonnen hat, zurückzuschießen.
Putin
Der traurige Tag, an dem Russland endgültig gezwungen wurde, zurückzuschießen, Sie sagen es. Und zwar nach einer langen Reihe von Angriffen, die wir mit geradezu engelsgleicher Geduld unbeantwortet gelassen haben.
Leider hat sich die Lage seither nicht gebessert: Jedes Mal, wenn die russischen Friedenstruppen zurückschießen, werden sie immer noch brutal attackiert.
Putin
Ja. Jeden Tag, wenn ich hören muss, dass wieder eine amerikanische Flugabwehrrakete einen unschuldigen russischen Feuerwerkskörper über Kiew abgeschossen hat, schüttelt es mich vor Grauen. Auch nach einem Jahr kann ich mich daran einfach nicht gewöhnen.
Dass Menschen zu so etwas fähig sind, man glaubt es kaum. Aber jetzt schießen sie ja sogar schon auf harmlose Wetterballone.

 

Putin
Und es liegt ja wohl klar auf der Hand, wo der wahre Schuldige an dieser erschreckenden Aggression zu suchen ist.
Im Westen. Nichts Neues.
Putin
Wenigstens ist nach diesem feigen Überfall auf das friedliche russische Volk die Lüge vom angeblich so friedliebenden Westen für alle klar ersichtlich. Also zumindest für alle in China, dem Iran und Nordkorea.

 

„Der Friede führt über Estland, Lettland und Litauen.“

Und Thinktanks wie die Sahra Wagenknecht & Herbert Kickl-Foundation arbeiten daran, dass es noch mehr werden! (Disclaimer: Dieses Interview kam übrigens mit freundlicher Unterstützung desselben zustande – und trotzdem kommt gleich eine kritische Frage!)
Putin
„Die Wahrheit siegt immer!“ Zitat eines berühmten Staatsmannes.
Ah! Gandhi?
Putin
Fast. Stalin.
Das fällt für Sie unter fast?
Putin
Ist auch zweisilbig.

 

Nun gut, wir schweifen ab. Der Krieg – den, wie wir glaube ich noch nicht erwähnt haben, der Westen der friedliebenden Russischen Föderation aufoktroyiert hat – begann ja schon vor Jahren  und auf vielen Ebenen. Man denke nur an die Beeinflussung der russischen Wahlen durch westliche Fake-News-Trolle.
Putin
Genau. Ich hätte beim letzten Mal in Irkutsk locker 94 statt 88 Prozent gekriegt, wenn die zionistischen Transgender-Nazis nicht völlig an den Haaren herbeigezogene Lügen über mich auf Telegram verbreitet hätten.
Welcher Art zum Beispiel?
Putin
Sie haben mir unterstellt, dass ich den 20-Kilo-Hecht bei meinem letzten Oben-ohne-Urlaub in Sibirien gar nicht mit bloßen Händen gefangen hätte.
Was? Sie meinen den Hecht, den Sie zuerst von der 15 Meter hohen Fichte am Ufer gesehen und dann nach Ihrem Sprung von derselben in den kristallklaren Baikal-See kraulend eingeholt und mit Handkantenschlag erledigt haben? Wie niederträchtig, Sie auf dieser Ebene zu attackieren!
Putin
Ja. Und mir dann nach so einer Nummer auch noch unterstellen wollen, ich hätte mit meinen Fake News irgendwie Trump erschaffen.
Sehr durchsichtig. Wir von der Wagenknecht & Kickl-Foundation würden dem aber niemals auf den Leim gehen.  
Putin
Eine andere Art der Kriegsführung war natürlich die kulturelle. Im ukrainischen Fernsehen sind amerikanische Filme gelaufen, in denen die Amerikaner nie verloren haben. Rocky! Boxt gegen einen Russen, der gar keiner war. Und der gar nicht wirklich hinhauen durfte, das hat doch bitte jeder gesehen. Sonst hätte der nie verloren.
Die Beweislast ist erdrückend. Aber auch wenn die Schuldfrage geklärt ist, jetzt möchten wir schon noch die Frage stellen, die wohl Menschen auf der ganzen Welt unter den Nägeln brennt: Wie kommen wir denn jetzt wieder zu einem Frieden in der Ukraine?
Putin
Nun, das ist einfach: über Moldawien, Estland, Lettland und Litauen.
Aber … ist das nicht ein Umweg?
Putin
Ich spüre deutlich, dass auch dort überall der Wunsch nach russischem Schutz vorhanden ist.  
Und Nazis gibt es ja auch überall – außer in Russland.
Putin
Wenn man da genau schaut, wird man ja kaum fertig!

 

Da gibt es noch ordentlich was zu tun.
Putin
Darum wäre es ja auch wünschenswert, wenn wir in der Ukraine endlich einmal fertig wären. Aber es werden einem ja ständig nur Prügel vor die Beine geworfen.
Haben Sie zum Abschluss noch einen Wunsch zum Jahrestag?
Putin
Ja. Ich würde mir wünschen, dass es im Westen noch viel mehr so angenehme und vernünftige Gesprächspartner wie Sie gäbe.
Ruhig Blut. Wird schon werden!
Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz