Rainer Nikowitz: Tauschbörse
Nach seinem desaströsen Auftritt gegen einen wie gewohnt auf dem intellektuellen Niveau eines Rodeoclowns, der einmal zu oft einen Bullenhuf auf sein Frisursurrogat bekommen hat, argumentierenden Donald Trump wird in den USA heftig darüber debattiert, ob Joe Biden nicht vielleicht doch noch Platz für einen anderen Kandidaten machen sollte. Keine Sekunde zu spät natürlich, denn es war ja keineswegs absehbar, dass einem 81-Jährigen die enormen Anforderungen dieses Jobs womöglich langsam zu viel werden könnten. Aber zum Glück hat die Demokratische Partei ja vorgesorgt, wissend, dass für den Kampf gegen einen bösartigen rechten Psychopathen nicht nur ein überzeugendes Programm, sondern auch ein überzeugender Kandidat vonnöten sein wird. Also steht Vizepräsidentin Kamala Harris bereit, die ist schließlich eine Frau, und eigentlich sollte ja das allein schon reichen – because it’s 2024. Aber da sie auch noch eine person of colour ist, bringt sie sogar zwei herausragende Qualifikationen mit, der tumbe Donald kann sich also warm anziehen. Ein kleines Manko ist zugegebenermaßen noch vorhanden, nicht wenige Beobachter finden nämlich, Harris habe sich leider als Luftnummer erwiesen. Und ihre Beliebtheitswerte als „überschaubar“ zu qualifizieren, kommt der Wahrheit ähnlich nahe wie die Feststellung: „Andreas Babler wird die Absolute womöglich knapp verfehlen.“
Johanna Mikl-Leitner als niederösterreichische Indira Gandhi! Würde alles funktionieren.
Womit wir in Österreich gelandet wären – und auch hier wird ja der „Kampf gegen rechts“ in aller Entschlossenheit geführt. Diese Entschlossenheit bringt nicht nur mit sich, dass mittlerweile ganze Parteiprogramme im Wesentlichen nur mehr aus diesem Satz bestehen, ohne sich groß in Details zu verlieren, wie genau dieser Kampf denn geführt werden soll – damit er nämlich unter Umständen auch jemandem auffällt. Nein, die unverdienterweise nur mehr ehemaligen Großparteien haben darüber hinaus auch lange überlegt, welche Spitzenkandidaten sie ins Rennen schicken – und beide überzeugende Lösungen gefunden. Zugegeben, Karl Nehammer mag vielleicht nie als Kanzler vorgesehen gewesen sein und ist auch den Weg vom Notnagel zum Volkstribun noch nicht völlig zu Ende gegangen. Ebenso muss sich die SPÖ noch ein wenig gedulden, bis den Menschen in der echten Welt endgültig klar ist, dass eine absolute Mehrheit für Andreas Babler in der nicht nur diesbezüglich unfehlbaren Volksrepublik Twitter an sich nun wirklich Beweis genug für seine schiere Herrlichkeit sein sollte.
Aber selbst wenn man jetzt bei ÖVP und SPÖ angesichts der immer noch bedenklichen Umfragewerte der FPÖ ähnliches Nervenflattern bekommen sollte, wie gerade die Demokratische Partei in den USA, muss einem nicht allzu bange sein. Glücklicherweise ist ja sowohl die schwarze wie auch die rote Personaldecke extrem dick, somit sollte im Fall des Falles einer gedeihlichen Ablöse auch knapp vor Torschluss nichts im Wege stehen. Schaut man sich zu Beispiel die Kandidatenliste der ÖVP an, dann fällt einem sofort ins Auge, dass hier nicht etwa das letzte Aufgebot die Spitze der diversen Landeslisten ziert, sondern verdiente Kräfte wie Gerhard Karner, Klaudia Tanner oder Norbert Totschnig, die ja allesamt in den vergangenen Jahren schon einen Beifallssturm nach dem anderen ausgelöst haben. Und zwar vor allem unter den Freunden des schrägen Humors. Mit einem Totschnig als Spitzenkandidaten wäre nicht nur die wahre Natur der ÖVP überzeugend abgebildet, sondern auch der Unterhaltungswert des Wahlkampfes enorm gesteigert. Jedes Interview ein Straßenfeger! Mit besseren Quoten als „A Gaudi muaß sein!“ Man könnte aber auch Karoline Edtstadler noch rasch als Salzburger Maggie Thatcher casten. Oder, wenn man völlig auf Nummer sicher gehen will: Johanna Mikl-Leitner als niederösterreichische Indira Gandhi! Würde alles funktionieren.
Ebenso bei der SPÖ. Sollte dort jemand aus völlig unerfindlichen Gründen auf die verrückte Idee kommen, Andreas Babler noch vor der Wahl wieder auf die doch etwas vertrautere Traiskirchner Bühne zurückzuschicken, stünden hervorragende Kandidaten sonder Zahl bereit, um ihn zu beerben. Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker würde die Konkurrenz mit seinem stets überzeugenden Motto „Lauter Trotteln – außer mir!“ wegfegen, ebenso wie Frauen-Chefin Eva-Maria Holzleitner mit ihrem ausnehmend tapferen Schattenboxen gegen das zumindest in ihrer Welt an jeder Ecke lauernde Patriarchat. Kai Jan Krainer könnte jene einstigen Sebastian-Kurz-Prozente, die er mit der taktisch ausnehmend klugen Umfärbung des Ibiza-U-Ausschusses von blau auf schwarz generös Herbert Kickl in den Schoß fallen ließ, diesmal aber wirklich zur SPÖ heimholen oder Julia Herr einen frischen Wind aus Venezuela durch das verstaubte Alpenland wehen lassen.
Wie auch immer, wer auch immer. Die konstruktiven Kräfte sind gerüstet, es kann eigentlich nichts schiefgehen. Weder in den USA – noch bei uns.