Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Kauf mich!

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Damit wir uns richtig verstehen: nicht dass Sie jetzt ­glauben, Sie bekommen an dieser hochprominenten Stelle eine ausgefeilte 5000-Zeichen-Satire, in der zum Beispiel ein unliebsamer politischer Konkurrent eine Woche vor der Wahl ordentlich hergerichtet werden soll, für ein kleines Gulasch. Aber: Ein böser Zweizeiler geht sich darum schon aus. Und wenn Sie noch ein Krügerl dazustellen, ist er sogar unter der Gürtellinie.

Die Krise verschont keine Branche, auch nicht unsere. Aber wenn man jetzt allenthalben von der neuen Korruption liest, die durch den Wirtschaftscrash gefördert wird, darf ich Sie beruhigen, auf mich ist Verlass: Ich bin ja nicht erst seit der Krise bestechlich, sondern schon immer. Und nun, da mir der Entwurf zum neuen heimischen Antikorruptionsgesetz bestätigt, dass das eh okay ist, kann ich endlich auch offensiv damit werben!

Man muss gerade in Zeiten der Krise seine Werbemittel extrem zielgerichtet einsetzen. Und ich darf Ihnen in aller Bescheidenheit eines mitteilen: Bei mir sind Sie in guten Händen. Sicher, wenn Sie etwa in den Grinzinger Weinbergen gerne eine Raffinerie errichten möchten, sind Sie mit Ihrem Anliegen und allem, was bei seiner Durchsetzung helfen könnte, bei den Experten des Wiener Magistrats wohl in besseren Händen. Wenn Ihnen aber der Sinn zum Beispiel eher danach steht, den Kärntner Landeshauptmann als drögen Dolm zu verunglimpfen – eine Aufgabe, die ja dadurch ungeheuer erschwert wird, dass diese gewünschte Darstellung mit keinerlei Fakten zu untermauern wäre –, dann kommen Sie an mir einfach nicht vorbei.

Oder nehmen Sie nur einmal die letzte Woche. Da stand auf dieser Seite eine geharnischte, unfassbar kritische, in ihrer von beispiellosem Mut gespeisten Frechheit völlig ohne jede Rücksicht auf mein weiteres Leben in diesem Land verfasste Abrechnung mit der „Kronen Zeitung“ beziehungsweise deren Herausgeber. Sie sind hoffentlich in Ihrer Naivität nicht davon ausgegangen, diese wäre keine Auftragsarbeit gewesen.

Über den Auftraggeber hülle ich mich selbstredend in Schweigen – dass sein Name mit Fay- begann, soll Sie keinesfalls zu dem voreiligen Schluss treiben, er ende mit -mann –, allerdings fühle ich mich diesfalls nur so weit der Diskretion verpflichtet, als wir doch noch zu einer Einigung bezüglich meiner kleinen Aufmerksamkeit kommen, die ich für diesen brillanten Text erhalten soll. Ich bin nämlich nach längerem Nachdenken zu der Einsicht gelangt, dass ich die mir in Aussicht gestellte Seele gar nicht haben möchte. Selbst wenn sie mein Auftraggeber in einigermaßen passablem Zustand aus der Muthgasse zurückbekommen sollte.

Umgekehrt habe ich erst heute einen Auftrag reinbekommen, der zwar auch mit dieser Causa entfernt zu tun hat, aber aus einer völlig anderen Ecke kommt – dies erwähne ich nur, damit wirklich hinreichend klargestellt ist, dass mich wirklich jeder buchen kann. Gewünscht wird nunmehr eine launige Abhandlung über die Virilität von Glatzenträgern, die aber auf künstlerisch wertvolle Weise mit einer beinharten Abrechnung über die völlige Unzuverlässigkeit von Umfragen zu Bundespräsidentenwahlen, die etwa aussagen, dass der Amtsinhaber derzeit auf 54 Prozent käme, sein dynamischer, wirklich bei allen grenzenlos beliebter möglicher Gegenkandidat jedoch nur auf 30 Prozent, verwoben sein sollte. Das ist zweifellos eine Herausforderung und also nicht nur des Honorars wegen – der auch mir gegenüber anonym auftretende Kunde, der sich mit einer Heidemaria-Onodi-Perücke tarnte, stellte mir das Mostviertel in Aussicht – eine hochinteressante Aufgabe.

Manchmal passieren klarerweise auch Überschneidungen, mit diesen umzugehen ist integraler Bestandteil eines Dienstleistungsgeschäfts wie meinem. Obwohl auch das nicht immer leicht ist: So wünschte sich etwa die Wiener SPÖ schon vor geraumer Zeit, ich möge doch in einer Satire-Kampagne bis zur Wahl im nächsten Jahr die FPÖ als eine knapp am Verbotsgesetz entlangschrammende Partei von ewig gestrigen, geistig zumindest leicht minderbemittelten Krakeelern darstellen.
Das wäre wichtig für die Wahl-Chancen.

So weit, so gut. Es gibt weiß Gott schwierigere Auf­träge. Zu meiner Überraschung trat aber vergangene Woche die FPÖ mit dem Ansinnen an mich heran, ich möge sie doch in einer Satire-Kampagne bis zur Wahl im nächsten Jahr als eine knapp am Verbotsgesetz entlangschrammende Partei von ewig gestrigen, geistig zumindest leicht minderbemittelten Krakeelern darstellen.

Das wäre wichtig für die Wahl-Chancen. Meine anfängliche Verwirrung ist zwar der Einsicht gewichen, dass man in Zeiten wie diesen einen Auftrag, der doppelt bezahlt wird, sicher nicht ablehnt (schon gar nicht, wo im Gesetz nichts darüber steht). Aber Sie sehen: Manchmal kann das Leben als Angefütterter auch ganz schön kompliziert sein. Oh, ich sehe gerade, die Grünen rufen an. Lesen Sie also nächste Woche: Sex, Drugs – und noch einmal Drugs. Die ganze Wahrheit über Johannes Voggenhuber!

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