profil-Kolumnist Rainer Nikowitz
Satire

Rainer Nikowitz: Kunstschuss

Schon die österreichische Fraktionssitzung vor #allesdichtmachen zeigte: Die Querdenker haben jetzt endlich auch einen linken Flügel.

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Rubey: … und ich mein, du kennst mich: Kein Fußbreit dem Faschismus!
Ofczarek: Sowieso net.
Rubey: Und drum hab ich auch, wie die mich gfragt haben, ob ich mitmach bei dieser Aktion da … Was glaubst, was ich drauf gsagt hab?
Ofczarek: Du hast gsagt: „Heast! I bin’s, da Rubey. Hab i scho jemals bei irgendan Benefiz net mitgmacht?“
Rubey: Sehr lustig. Außerdem brauchst du was reden. Bist auch immer dabei.
Ofczarek: Mei letztes Benefiz is scho ewig her. Des war für „Ottakringer“.
Rubey: Des war doch kein Benefiz.
Ofczarek: Bei der Gage – fast.

Rubey: Jedenfalls … wie die mich gfragt haben, hab ich gsagt: „Gut, ich mach mit. Von mir aus gern auch kritisch und alles. Aber nur unter einer Bedingung: Wenn ihr mir garantierts, dass das nicht irgendwie von den Rechten vereinnahmt wird. Weil da krieg ich einen Ausschlag!“
Ofczarek: Versteh i gut. Ma muss so aufpassen!
Rubey: Ich hab einmal mein Management alle Fotos von mir im VIP-Bereich von einem Stones-Konzert einziehen lassen. Weil ich mir nämlich nicht sicher war, ob ich nicht auf einem neben dem Gabalier stehen könnt. So weit geht mein Antifaschismus nämlich, verstehst? Wehret den Anfängen!
Ofczarek: Wahnsinn. Und?
Rubey: Und was?
Ofczarek: Warst auf an Foto neben dem Gabalier?
Rubey: Na.
Düringer: Nur neben mir.  
Ofczarek: Wo ist eigentlich der Gabalier jetzt, wenn ma ihn vielleicht einmal wirklich brauchert? Net da. Spricht auch Bände …

Proll: Rechts, links … Hört’s mir doch auf mit dem. Des san doch alles nur Etiketten! Wen interessieren die?
Düringer: Genau niemand – außer de Gefühlslinken auf Twitter. Genau solche wie den Manuel.
Rubey: Grad wir Künstler sind doch die natürlichen Verbündeten der Schwachen. Unsere DNA ist links.
Proll: Blödsinn. Schau dir de Bardot an. De is im Alter a rechts worden. Is sie deswegen vielleicht nimmer de Bardot?
Rubey: Des heißt, du bleibst die Proll? Oje!
Ofczarek: Kinder, i bitt euch, Schluss damit! Wir sollten uns da jetzt net in so schollengebundene Debatten verstricken, weil bei allen Differenzen, die wir vielleicht ham, eint uns doch am Ende immer noch eins: Wir sind Künstler! Wir haben eine besondere Verantwortung! Grad in so einer Krise.
Düringer: Siech i a so. Ana muaß der Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Und wer bin i zu sagen: Net i?

Ofczarek: Es ist immer das größte Leid, das die größte Kunst gebiert. Und von daher muss man sagen …
Proll: …nie waren wir so wertvoll wie heute!
Ofczarek: Wisst’s, was mi wahnsinnig macht? I hör immer nur: Lösungen, wir brauchen Lösungen. Dabei san Lösungen so langweilig! Entsetzlich fantasielos. Lösungen san was für graue Männer in graue Anzüg. Denen dann klarerweise auch immer nur eine einzige einfallt! Dabei ist es doch an diesem Punkt, an dem wir uns jetzt befinden,  natürlich viel  interessanter, nach neuen Problemen zu suchen!  
Rubey: Soll ich euch sagen, warum ich Künstler geworden bin? Weil ich mit meiner Arbeit einfach die richtigen Fragen stellen möchte. Um mit diesem Impuls diejenigen, die im Gegensatz zu mir eine Ahnung haben könnten, wie die Antwort lautet, in die richtige Richtung zu bringen. Sie also durch die Konfrontation mit der von keinerlei Weltlichkeit korrumpierten, oft vollkommen kindlichen Urneugier des Künstlers auf eine höhere Ebene zu katapultieren, die ihnen ohne mich verschlossen geblieben wäre. Deswegen bin ich Künstler geworden. Wegen dem wahnsinnig vielen Zeugs, von dem ich nichts verstehe. 

Ofczarek: Und deswegen mach ma ja auch bei der Sache da mit, oder net?
Düringer: Ganz ehrlich: Na. I mach’s eigentlich deswegen, weil i endlich wieder beim Wirten sitzen und in aller Ruhe mei Bier trinken will. Und wenn der blade 80-jährige Kettenraucher am Nebentisch zwa Wochen später de Patschen aufstellt, weil sei gschissenes Immunsystem meine eigentlich harmlosen Viren auf an Kaffee eingladen hat – na ja, wie soll i sagen …? Uiiiijeee!
Proll: Ssamettegall! Sagert de Bardot.
Düringer: Eh schwer okay, de Alte. Obwohl de Brigitte Nielsen immer mehr mei Fall war.  
Ofczarek: Diesen Sozialdarwinismus find i jetzt eigentlich schon ein bissl zynisch.  
Rubey: Ich auch. Aber ich seh das so: Mein Beitrag hat damit zum Glück ja nix zu tun. Ich will ja nur klarmachen, dass man die Kultur einfach die ganze Zeit offenlassen hätte sollen. Wär doch nicht so schwer gewesen.
Ofczarek: Wie eigentlich?
Rubey: Was?
Ofczarek: Das Offenlassen. Wie wär des gangen?
Rubey: Ich stell hier die Fragen.

 

Rainer   Nikowitz

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