Rainer Nikowitz: Lonesome George

Fast alle langjährigen Politspitzen des Landes sind in kurzer Folge abgetreten: Faymann, Fischer, Pröll, Pühringer, Mitterlehner, Glawischnig. Häupl folgt bald. Bleibt nur noch einer.

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Strache: Warum schaust du mi so komisch an? Kickl: I schau gar net. Wieso sollt i denn schauen? Strache: I weiß genau, was du dir denkst. Kickl: Ah so? Sonst isses ja eher umgekehrt. Strache: Du denkst dir so was wie: Alle ham an Neuen – nur wir net. Kickl: Des würd i mir doch nie denken! Strache: Na, da legert i mei Hand net ins Feuer. Kickl: Und außerdem, denk amoi an de NEOS bitte. De ham ja a kan Neuen. Strache: De NEOS? Is des dei Ernst? Der Strolz? Soll des jetzt vielleicht ein Trost sein? Kickl: I sag ja nur. De gibt’s jetzt a scho wieder vier Jahr. Strache: Und du da, ha? Was schaust du so? Hofer: I? Wieso? Wie schau i denn? Strache: Gierig schaust du! Und zwar auf meinen Sessel. Eindeutig! Hofer: Geh, jetzt hörst aber auf. Du bist paranoid. Strache: I seh’s doch. Und i spür’s. Von allen Seiten diese Blicke … Jeder denkt si des. Sagt’s es ruhig. Sagt’s nur, dass i irgendwie … irgendwie alt ausschau. Kickl: Also, so ein Blödsinn! Alt! Ein bissl gesetzter vielleicht. Hofer: Und gereift. Und so Tränensäcke, die hat bald wer. Strache: Was, i hab Tränensäcke? Verdammt! Einen Spiegel, schnell! Mei Lebtag hab i als jugendlicher Siegfried brilliert. Und jetzt auf einmal? Schwupp, bin i nur mehr der alte, einäugige Hagen! Hofer: Also, naa. I find, de Brille passt dir sehr gut. Strache: I hätt nie gedacht, dass mir die amol fehlen werden. Kickl: Wer fehlt dir? Strache: Na, alle! De ganzen alten Haudegen! Was i mi über den Faymann und die Glawischnig geärgert hab. Und jetzt, wo’s weg san … Hofer: Statt dass du froh bist. Strache: Im Ernst! Amoi no den Faymann mit seiner Daffy-Duck-Stimm hören! Amoi no mit der Glawischnig über des Binnen-I streiten! Es waren scho schöne Zeiten. Aber jetzt … aus und vorbei. Nix is mehr wie früher. Kickl: Du musst das so sehen: Alle sind sie an dir zerbrochen! Strache: Und was hab i davon? Jetzt nervt mi a no der Kurz. Hofer: Es gehört aber wirklich viel Mut dazu, diese Probleme offen zu benennen, HC. Da kannst du stolz drauf sein. Soll ma vielleicht einen Sesselkreis machen? Strache: Manchmal träumt mir, i sitz auf an Berg. Ganz allein. Keiner versteht mi. Bis auf einen. Aber der sitzt am nächsten Berg. Ewig weit weg. Und dazwischen is a giftiges Moor! Kickl: Und wer is des? Strache: Der Häupl. Hofer: Um Gottes willen. Ausgrechnet? Strache: Er und i. Wir san die Letzten. Sonst is kana mehr annähernd so lang im Gschäft. Kickl: Muss hart sein, wenn der Einzige, mit dem du was gemeinsam hast, der Häupl is. Strache: Ich sehe, du verstehst meinen Schmerz. Hofer: Wir müssen des natürlich als Vorteil verkaufen. Diese ganze ungeheure Erfahrung. Und das Staatstragende. Strache: Erfahrung? Ja, eh. Aber was nutzt mir de, wenn i’s jetzt net amol mehr schaff, dass i mir den Namen von dem neuen Oberösterreicher dermerk? Des war immer der Pühringer – und aus! Will i da no umlernen? Naa, will i net! Kickl: Und staatstragend, na ja. Eigentlich hat er ja nur immer gredet. Des dafür aber lang. Zehn Jahr. Hofer: Da kann er jetzt aber nix dafür. So is die Oppositionsarbeit. Strache: Danke. Schön, wenn ma auf so viel Verständnis stößt. Kickl: Sie verschleißt einen halt mit der Zeit, die Opposition. Hofer: Ja, des is unbestritten. Irgendwann is ma einfach fertig. Strache: Äh … Kickl: Und dann is es natürlich fast unmöglich, nach so langer Zeit, in der man Fundamentalopposition machen hat müssen, dann vielleicht in die Regierung zu springen. Hofer: Extrem schwer. Kaum zu schaffen eigentlich. Strache: Hallo? Wird da no mit mir a gredet oder nur mehr über mi? Hofer: Was? Ah so! Jedenfalls … Du machst dir völlig umsonst Sorgen, HC. Es is alles in bester Ordnung. Du bist und bleibst unser Spitzenkandidat, da fahrt die Eisenbahn drüber. Und du derfst vor allem auf des ganze Gerede nix geben. Strache: Welches Gerede? Hofer: Na ja, dass i dann dem Kurz den Vizekanzler mach und so. Da is überhaupt nix dran! Echt net. Da kannst du ganz ruhig sein. Strache: I hab des Gerede no gar net ghört ghabt. Aber jetzt, wo i’s weiß, bin i glei viel ruhiger. Hofer: Es is mir auch ein Rätsel, wie die Leut immer auf so was kommen. Vielleicht sollt i einfach net herumerzählen, dass i dem Kurz den Vizekanzler machen tät. Strache: Des würd für den Anfang wahrscheinlich helfen, ja. Kickl: I hab gwusst, wir kriegen des hin. Strache: Und du schaust sicher net?

Rainer   Nikowitz

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