Rainer Nikowitz: Michael Häupl - Held der Arbeit
Seit dem schockierenden Geständnis Michael Häupls, bereits Dienstag zu Mittag 22 Arbeitsstunden auf dem geschundenen Buckel zu haben, stellt sich das ganze Land die bange Frage: Wie anstrengend ist so ein Bürgermeistertag eigentlich genau? Und wie hält man das bloß aus? Darüber geben die folgenden Aufzeichnungen Auskunft: Aus dem Fronarbeitstagebuch von Michael Häupl.
5.00 Uhr. Im Radiowecker spüt’s de Reblaus. In meim Schädl Granada. In der Dusch siech i, dass de Frau scho wieder mein Bic-Rasierer fia ihre Irksn gnumma hat. Auf der Waag waaß i net, wiavü i ognumma hab, weu i an mir net vorbeisiech. Manche Tag san scho zum Vergessen, wann’s no gar net waren.
6.00 Uhr. Am Weg ins Büro hab i in der Lienfeldergassn auf so an gschissenen Radlweg von der Griechin an Radl- fahrer gsehn. Des erschte Mal! Und des letzte. Zerscht wollt mei Chauffeur zwar net nach rechts ummelenken, oba dann hab i eam eingredt, dass des sicher a Lehrer is. Und der Trottel hat’s glaubt. Um de Zeit!
7.00 Uhr. In da Hackn zerscht amoi de Zeitungen glesen. Alle drei. In jeder steht was Leiwandes über mi. Des is zwoa so was von verdient, oba i muaß echt aufpassen, dass i net mei wichtigste und sympathischste Tugend verlier: mei berühmte Bescheidenheit.
8.00 Uhr. Arbeitsfrühstück mit meine drei wichtigsten Berater. Also mit mir, mir – und mir. War leider scho des erschte Mal an dem Tag müd und bin kurz eingschlafen. Oba i, i und i ham trotzdem weitergearbeitet. Sunst tuat’s jo kana. Aktennotiz: Des Ei war net kernwaach.
9.00 Uhr. Nach dem Aufwachen de fünf Tibeter gmacht. Oiso guat, drei. Zwarahoib. Ma kummt ja zu nix. Überleg, ob i unbedingt zur heitigen Gemeinderatssitzung geh muaß.
10.00 Uhr. Beschliaß, dass i net unbedingt zur heitigen Gemeinderatssitzung geh muaß.
11.00 Uhr. De roten Lehrergewerkschafter woin irgendwas. Da stellt si für mi vor allem a Frag. Na, zwa. Erschtens: Hob i mei Zeit gstohln? Und zweitens: Seit wann gibt’s rote Lehrer? I sag meiner Sekretärin, sie soll ma a Entschuidigung schreiben.
12.00 Uhr. Und scho is wieder Mittag! Kinder, wia de Zeit vergeht! Für Leut wia mi solltert der Tag 36 Stund ham. De Griechin wü mit mir essen gehen. Was Veganes an bei auf Fair Trade mit Klangschalenjazzsauce. Und reden wü’s woascheinli a no. Sicher net. Beim „Bauer Gustl“ gibt’s heit Fleischlaberln und in der Koalition stille Selbsterforschung.
15.00 Uhr. Kaum hetzt ma vom Mittagessen zruck, dass an da Schlecker außehängt bis zu de Knia, läut scho wieder des Telefon. Der Erwin natirli. Der waaß zwoa a net, wo eam der Schädl steht vor lauter Hackn, oba fia unser tägliches Telefonat muaß Zeit sei. Heut hamma uns zum Beispü gfragt, wiavü Dank uns unsere zwa Bundesparteien und des gaunze Land jetzt eigentli genau schulden. Ham dann irgendwann zum Zählen aufghört. Fragen uns morgen no amoi.
16.00 Uhr. Strategiebesprechung fian Woikampf. Mit mir, mir und mir. Nachdem des Thema „Berufsheer“ leider nimmer geht, miass ma uns an andern Knaller überlegn, der unter de Nägeln brennt. San no net wirkli auf an greanan Zweig kumma. Des Thema wird an a externe Arbeitsgruppen weidageben: ans Nagelstudio von de Dichands.
17.00 Uhr. Na geh! Jetzt hab i mein Massagetermin versäumt, weu de depperte Sitzung so lang dauert hat! Dabei hob i vor lauter Stress scho solchane Verspannungen am Goda, i kann’s gar niemand sagen. No jo. Werma’s machen miassn wie immer: zwa Aspirin und a Viertel. Jo, eh. Mir is a kloa, dass des net gsund sei kann. Des Aspirin.
18.00 Uhr. De neichen Umfragen san do. Des Positive is: Wann de Wiener SPÖ a Kicker warat und de Zahl, de da steht, dem sei Alter, dann hätt’s no a paar guate Jahre vor sich. Des Negative is: Wos is des fia a unglaublicher Schas, den i da grad daherschreib?
19.00 Uhr. Schau „Wien heute“. Kumm net vur. No zwa Aspirin.
20.00 Uhr. Zeit fia a Papperl! De Griechin wü mit mir essen gehen. Was Veganes an bei auf Fair Trade mit Klangschalenjazzsauce. Und reden wü’s woascheinli a no. Sicher net. Beim „Bauer Gustl“ gibt’s heit Fleischlaberln und in der Koalition stille Selbsterforschung.
22.00 Uhr. Oida Schwede. Scho wieder a 16-Stunden-Tag. Oba beschwer i mi? Na. Nie. Ich schließe die Augen und tua’s für Wien. Beim Heimfahren in der Lienfeldergassen is übrigens niemand auf dem gschissenen Radlweg von da Griechin. Wenigstens was.
23.00 Uhr. Na geh. Jetzt bin i endlich daham und dann wü de Frau reden. Heat des nie auf?