Rainer Nikowitz: Neusehland
Die SPÖ verliert zwar eigentlich nichts – aber letzten Endes doch alles. Zeit für … ja, was denn nun?
Niessl: … so, und da tät i an deiner Stell a so a Schrankwand herstellen. Mahagoni am besten, des macht was her. Hab i daham im Wohnzimmer a. Dann würd i den schiachen Glastisch außeschmeißen und stattdessen dort drüben … Kern: Äh … Was wird des bitte? Doskozil: Ah, nix. Lass di net stören bei deiner Trauerarbeit. De is sehr wichtig für die Psyche. Niessl: Wir tun einfach so, als wärst du net da. Kern: Des is zwar wahnsinnig aufmerksam von euch, aber wenn ihr net mit an Maßbandl in mein Büro herumrennen würdet’s, wär mir des vielleicht sogar no a Alzerl lieber. Doskozil: Dein Büro, mein Büro – wer wird si denn in ana solidarischen Partei und an so einem Tag an solche überkommenen Formalismen klammern? Kern: I weiß genau, was ihr da für a Nummer abzieht’s. Aber ohne mi! Niessl: Na ja, eh. Des war eigentlich genau die Grundidee. Kern: I steh zu meiner Oppositionsansage! Doskozil: Des is sehr löblich. Und außerparlamentarische Opposition is für a lebendige Demokratie auch unverzichtbar. Auch wenn es dort mitunter recht einsam sein kann. Kern: I hätt schon eher an im Parlament gedacht. Und in Gesellschaft meiner Partei. Niessl: I fürcht, des wird wer anderer entscheiden. Kern: Wer? Du, Dosko? Doskozil: Geh! I do net. Kern: Also sagelst du net an meinem Sessel? Doskozil: Fragst mi des im Ernst? Selbstverständlich mach i des! Niessl: Oba ob wir in Opposition gehen, entscheidet a net der Dosko. Sondern der Kurz. Doskozil: Oder der Strache. Kummt drauf an, wer uns nimmt. Kern: Na bravo. Des wär aber nimmer mei Partei! Niessl: No schau! Hast es eh schnell kapiert.
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Das sich abzeichnende gute Ergebnis der NEOS lässt Duracell-Matthias früh zur Höchstform auflaufen.
Strolz: Irmgard, du hast da was. Griss: Wo? Strolz: Da hint, am Rücken. Griss: Aha. Was is es denn? Strolz: Hmm, ich weiß auch nicht so recht. Schaut jedenfalls komisch aus. Griss: Dann tu’s weg! Nicht, dass ma’s am Ende nachher im Fernsehen noch sieht. Strolz: Das wird, fürcht ich, nicht gehen. Griss: Wieso nicht? Strolz: Weil’s …, wart amal, i muss mir das genauer anschauen … Ja, doch: Das is angwachsen. Griss: Angwachsen? I hab was Komisches am Rücken, das angwachsen is? Glaubst, isses was Ernstes? Strolz: Mit Sicherheit. Griss: Oh mein Gott! Strolz: Das sind nämlich … Griss: Himmel! Jetzt sag schon!!! Strolz: Flügel!! Griss: Oh. Strolz: Hehe! Griss: Du, einen Teil unserer Nachwahlanalyse hätt ich ja jetzt schon fertig. Den mit den Wahlmotiven. Strolz: So schnell? Spannend! Also: Warum haben uns die Leut gewählt? Griss: Nicht wegen dem Schmäh.
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Nach den ersten Hochrechnungen freut sich die FPÖ über Platz 2. Aber dann …
Strache: Ha! I bin da Jörgl! Also, quasi! Vilimsky: Also, naa HC! Du schaust zwar nimmer so guat aus wie no vor a paar Jahr, okay. Aber was dei sexuelle Orientierung betrifft, hätt i eigentlich bis jetzt kane Zweifel ghabt. Strache: Wegen dem Ergebnis warat’s, Harald! Des is des beste aller Zeiten! Vilimsky: Ah so. Also bist du der beste Zweite aller Zeiten. Hofer: Nana, Moment amoi: Der beste Zweite aller Zeiten bin immer no i. Kickl: Des is jetzt net euer Ernst, oder? Wir ham die Roten überholt! Des is a Sensation! Und unser Programm hat überhaupt die Absolute, wenn ma die schwarzen Stimmen dazuzählt. Strache: Sensationell! Vilimsky: Überdrüber! Hofer: Wart’s amoi: Neue Hochrechung. Oje. Do nur mehr Dritter. Strache: Was? Wie gibt’s des? Fake News! Hofer: Manipulation durch das System! Aluhüte auf! Vilimsky: Aber schaut’s: Mir ham doch immerhin schön dazugwonnen. Fünf Prozent! Des is … Kickl: … eigentlich enttäuschend. Hofer: Na ja, aber ma muss des so sehen: Jetzt hamma wenigstens a Koalitionsvariante mehr. Weil jetzt geht’s mit de Roten a. Vilimsky: Stimmt! Wart ma no a bissl, vielleicht samma bei der nächsten Hochrechnung no weiter unt! Des warat erst super! Kickl: HC? Strache: Ja? Kickl: Für welchen Ministerposten hast eam no amoi vorgsehen?
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Bei den Grünen herrscht natürlich Fassungslosigkeit ob dieser – natürlich unverdienten – Katastrophe.
Lunacek: Piiiiilz! Bringt’s ma den Pilz! Oder zumindest an Teil von eam! Am besten den Kopf! Schmid: Unfassbar. Da macht ma a wirklich tolle Politik, es fliegen einem an sich die Wählerherzen zu wie dem Justin Bieber Teddybären – und dann kommt ein alter weißer Mann daher und haut alles zsamm. Felipe: Es wird aber Leut geben, die sagen, mir sein selber schuld. Maurer: Wir? Lächerlich. Korun: Rechtes Narrativ. Schmid: Fake News. Lunacek: Dieser Rechtsruck is vom Himmel gfallen wie a Hurrikan, und net amoi wir ham ihn trotz unseres heroischen Einsatzes aufhalten können. So schaut’s aus. Felipe: De Leit sogn a, mir hobn an Vogel mit de Flüchtlinge. Und mit’n Islam. Maurer: Dazu sag i nur: Lieber allein recht haben, als mit der Masse irren. Schmid: Genau! Oder anders gsagt: Ein Geisterfahrer? Hunderte! Lunacek: I bin mir net sicher, ob dieses Bild mir so richtig gfallt, Julian. Schmid: Hauptsach, der Basis gfallt’s. Die Basis hat nämlich immer recht. Felipe: Weißt, was mi de heut kann, de Basis? Maurer: Also, so geht’s net. Entweder du reißt di jetzt zsamm oder i twitter des. Schmid: Ganz genau! Und tua a trauriges Emoji dazua! Lunacek: Okay, i siech’s ein. I bin wirklich selber schuld. Felipe: Du am allerwenigsten. Lunacek: Doch, doch. I hab mi mit dem Pilz Peter eigentlich immer guat verstanden. Felipe: Du hättest ihn trotzdem nie umstimmen können. Lunacek: Aber mit eam mitgehen.
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Die Grünen draußen, Peter Pilz drinnen? Das eigentlich kaum Denkbare scheint am Wahlabend tatsächlich einzutreten.
Pilz: Ha! I hab sie geboren, i hab sie begraben! Noll: Freut di des wirklich so? Pilz: Bei mir isses genau umgekehrt, wie’s damals beim Sinowatz war: Der war ohne Partei nix. Und die Grünen san ohne mi nix. Und des ham’s jetzt auf die harte Tour glernt. Noll: Wir können a immer no außefliegen. Schwankungsbreite und so. Pilz: Na ja. Wär a net so tragisch. Hauptsach, die anderen san net drin. Und du kennst mi: I kann ja an sich alles. Also kann i a alles machen. Aber am liebsten würd i jetzt dann schon die Versöhnung einleiten. Noll: Mit den Grünen? Pilz: Ja. I bin da net so. Sie dürfen mir wieder beitreten. Aber halt nach meine Regeln. Sicher ka Basis. Und ka Schmid. Und ka Felipe, ka Korun, ka … Noll: Da bleibt aber net viel übrig. Pilz: Doch. 3,8 Prozent. Dann hätt i beim nächsten Mal scho sechse. Noll: First things first.
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Nach der ersten Hochrechnung muss Sebastian Kurz erst einmal in sich gehen. Also, nicht allein.
Köstinger: Na Wolfi, da kannst jetzt nit eine! Sobotka: Mausi, i bin der Innenminister. Und nach dera Wahl und mit der Koalition, de jetzt kumman wird, derf i bald immer und überall eine. Bankschließfach, WhatsApp, jedes Schlafzimmer … you name it. Köstinger: Aber net in sein Büro. Er hat da nämlich grad a Gipfelkonferenz. Mikl-Leitner: Oha! Is eam leicht scho wieder Gott erschienen? Köstinger: Umgekehrt.