Satire

Pressing

Spätestens seit Karl Nehammers Auftritt in der „ZIB 2“ ist klar: Die ÖVP lässt sich von diesen Medien endlich nichts mehr gefallen. Schon gar nicht die Wahrheit.

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Schönen guten Tag, Herr Bundeskanzler.
Nehammer
Waaßt wos, du Pompfüneberer? Du mi a!
Entschuldigung, wie meinen?
Nehammer
Wissen S’, Herr … Schreiberling, i bin heut gleich in der Früh im Finstern bloßfüßig ins Katzenklo einegstiegen, weil die Cobra und mei Frau den Platz, wo’s sunst steht, kurzfristig an den Herrn Johnny Walker untervermietet ham. Und trotzdem war der Tag eigentlich gar net so schlecht – bis vor ana Minuten! 
Ich sehe, Sie verfolgen die neue Medienstrategie Ihrer Partei konsequent weiter. Mit dem Stellwagen voll ins Gesicht! Dabei dachte ich bis jetzt immer, in der ÖVP sei nur der Traktorführerschein Pflicht. 
Nehammer
Diese Anspielung auf die von Ihnen und Ihren schreibenden Spießgesellen immer wieder gern in den Raum gestellte fehlende Modernität der ÖVP hab ich sehr wohl verstanden – und ich bin nicht gewillt, sie einfach so hinzunehmen. Es ist nämlich extrem unseriöser Journalismus, wenn das einer behauptet, der auf der anderen Seite alles unternimmt, um seine SPÖ-Vergangenheit zu verschleiern! 
Ich habe meine SPÖ-Vergangenheit offenbar so gut verschleiert, dass ich sie nicht einmal selber finde. 
Nehammer
Aber ich: Sie waren nämlich am 21. Februar 1972 beim Kinderfasching der Roten Falken im Gasthaus Speibmeier in Unterstinkenbrunn, Freund der Blasmusik! Wollen Sie das etwa abstreiten? 
Na ja …  Ja! 
Nehammer
Das hab ich mir gleich gedacht, dass Sie weiterhin alles versuchen werden, Ihre Parteivergangenheit im Dunkeln zu lassen – aber damit kommen Sie bei uns nicht mehr durch. Sie sind damals als Batman gegangen, jawohl. Und: Es gibt einen Zeugen!
Wen?
Nehammer
Den anderen Batman. Ihr Pech, dass er sich so geärgert hat, dass er nicht der Einzige war – und sich Sie deshalb genau gemerkt hat!

Sie waren 1972 beim Kinderfasching der Roten Falken. Sie sind also nicht objektiv!

Ich war aber garantiert nie im Gasthaus Speibmeier in Unterstinkenbrunn. 
Nehammer
Das kann jeder sagen! Und jetzt sehen Sie einmal, wie es der ÖVP seit ewigen Zeiten geht. Ständig unbewiesene Vorwürfe in den Medien. Kosten Sie nur ruhig einmal von Ihrer eigenen Medizin! 
Dass die Medien an Ihrem Elend schuld sind, ist als Befund aber nicht sonderlich originell, oder? Dabei will doch offenbar nicht einmal mehr die ÖVP etwas mit der ÖVP zu tun haben. Beim Wahlkampfauftakt von Johanna Mikl-Leitner sind die drei inkriminierten Buchstaben gar nicht mehr vorgekommen. Die ÖVP wurde offenbar heimlich in Niederösterreich-Partei umbenannt.
Nehammer
Vielleicht sollten Sie ja auch einmal recherchieren, früher haben das Journalisten angeblich manchmal gemacht. Sie haben aber offensichtlich nicht die geringste Ahnung, wie tief die Verbundenheit der Niederösterreicher mit ihrer Partei ist. 
Viele Niederösterreicher wohl auch nicht. Aber ich bin mir sicher, da wird das ORF-Landesstudio schon Abhilfe schaffen. Was die „Spezialoperation“ im TV-Studio in Moskau ist, könnte „Niederösterreich-Partei“ in St. Pölten werden, meinen Sie nicht?
Nehammer
Des is ja die nächste depperte Frag! Es gibt eben auch noch Journalisten, die ihre Arbeit ordentlich machen. 
Glauben Sie, dass sich die ÖVP noch einmal erfängt? Sind Sie beunruhigt, wenn Sie sich die katastrophalen Umfragewerte anschauen? 
Nehammer
Umfragen sind das eine, Wahlergebnisse das andere.
Na gut: In zwei Wochen werden Sie ein Wahlergebnis präsentiert bekommen – und es wird eine krachende Niederlage sein: Niederösterreich wird danach in Niederösterreich nicht mehr die absolute Mehrheit haben. 
Nehammer
Genau deswegen haben wir ja auch gegen den Schengen-Beitritt von Rumänien gestimmt. Damit wir da Herr im eigenen Haus bleiben! 
Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Nehammer
Wenn Sie diesen glasklaren Zusammenhang nicht sehen, kann ich Ihnen auch nicht helfen. Man sollte eigentlich meinen, dass ein bissl ein analytisches Verständnis in Ihrem Beruf schon dazugehört. Sonst hätten S’ vielleicht besser Nachtwächter oder was werden sollen. 
Da stehen die Jobaussichten leider ganz schlecht – bei all den schwarzen Ex-Mandataren, die bald den Arbeitsmarkt fluten werden. 
Nehammer
Keine Angst: Die werden alle Journalisten. 
Das würde die Berichterstattung fraglos wesentlich zuverlässiger machen.
Nehammer
Und wenn die ÖVP für etwas steht, dann für Zuverlässigkeit! 
Darf ich Sie zum Abschluss noch was fragen?
Nehammer
Na. Wirklich net. 
Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz