Rainer Nikowitz: Rechte weg!
profil: Herr Berghofer, Sie gehören zu jenen 34 Prozent der Österreicher, die dafür sind, zumindest ein demokratisches Grundrecht einzuschränken. Welches ist Ihnen denn ein besonderer Dorn im Auge? Berghofer: In da Zeitung stengan dauernd Sachen drin, de ma net gfoin. I maan, des kann’s ja net sein, oder? profil: Das ist fürwahr eine Zumutung. In welcher Zeitung denn? Berghofer: Da gibt’s a paar, de weg ghören. Des rosane Schasblattl do oder des Heftl, des es nur amoi in der Wochen gibt … wie haaßt des schnö? Promill? profil: Ich glaube, ich habe da so eine Ahnung, welches Sie meinen. Aber lesen Sie das denn? Berghofer: Na freulich! De Überschriften, auf Facebook. Da hab i scho gfressen! profil: Verstehe. Mehr muss man ja wirklich nicht wissen.
De da oben wollen uns ja deppert sterben lassen.
Berghofer: Und in ORF, bitte? I zahl do kane Gebühren für des, dass i ma dann anschauen muaß, wie’s dem Strache depperte Fragen stellen. profil: Sie sind also FPÖ-Wähler. Berghofer: Da hätten S’ oba scho früher draufkumman kennan a. profil: Sagen wir, ich hatte einen Verdacht. Gut, also dann hätten wir einmal die Medienfreiheit als Problem erkannt. Sonst noch irgendwelche demokratischen Grundrechte, die weggehören? Berghofer: Na kloa! Alle! profil: Welche gibt es denn noch? Berghofer: Na ja … Des waaß i jetzt net. Oba des is ja a typisch: Ma kriagt ja kane Informationen. De da oben wollen uns ja deppert sterben lassen.
profil: Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie das bei Ihnen funktionieren soll. Berghofer: Tuat’s eh net! I bin nämlich a voll kritischer Bürger. Oba es san halt leider net alle so wie i. profil: Damit haben Sie auch schon das Grundproblem benannt, das Sie und Ihre Gesinnungsgenossen dermaßen dauerwütend macht: Wenn doch bloß alle so wären wie Sie – dann wäre die Welt gleich viel schöner. Berghofer: Na, des kannst annehmen. profil: Kommen wir zurück zu den demokratischen Rechten, von denen wir viel zu viele haben. Wie sieht es denn mit denen der Opposition aus? Brauchen wir die? Berghofer: Na! Weg damit! De sollen de Pappn hoitn. profil: Aber was, wenn die FPÖ wieder einmal in Opposition sein sollte? Berghofer: Des wird ja net passieren, wenn de andern rechtzeitig nix mehr zum Reden ham. profil: Dann könnten wir also Wahlen auch gleich abschaffen. Berghofer: Jetzt, wo Sie’s sagen …
Was brauch i Demonstrationen? De sollen liaba was hackeln gehen!
profil: Was halten Sie von der Unabhängigkeit der Gerichte, um einen anderen Grundpfeiler der Demokratie herzunehmen? Berghofer: Wo san de unabhängig? profil: Sind sie nicht? Berghofer: Schauen S’ Ihna an, wie vüle Blaue de scho verurteilt ham. Und umgekehrt? Gibt’s an Grünen, den de ins Arbeitslager gschickt ham? profil: Das könnte nicht zuletzt daran liegen, dass Arbeitslager in Österreich verboten sind. Berghofer: Des is ja des nächste Problem! profil: Meinungs- und Versammlungsfreiheit haben wir auch noch. Aber nicht mehr lang, wenn es nach Ihnen geht, nehme ich an? Berghofer: Was brauch i Demonstrationen? De sollen liaba was hackeln gehen! Letztens bin i in Stau gstanden wegen so an Bledsinn und hab dann den Anfang von „Bauer sucht Frau“ versäumt.
profil: Verstehe. Aber wenn dann Ihre Meinungsfreiheit auch eingeschränkt ist – damit hätten Sie kein Problem? Berghofer: Meine? Wieso meine? profil: Na ja, so eine Einschränkung würde für alle gelten. Berghofer: Was is jetzt des? Nanana, des tät eich so passen! Des is wieder typisch für de linke Jagdgesellschaft. Mir mei Meinung verbieten wollen! Wo samma denn? profil: Ich will Ihnen Ihre Meinung gar nicht verbieten. Aber Sie offenbar mir meine. Berghofer: Des kann ma do net vergleichen! Wenn ana de richtige Meinung hat, dann derf er si natürlich immer no laut sagen. profil: Und wer entscheidet, wer die richtige Meinung hat? Berghofer: Na, des Volk. Wir! profil: Sie sind das Volk? Berghofer: Na, wer sunst? Sie vielleicht? Sie san ka Volk net. Sie san a Nestbeschmutzer.
profil: Das Volk, das Sie meinen, ist aber die Minderheit. Berghofer: Nie in Leben! profil: 34 Prozent sind zwar nicht wenig, aber letztlich doch nur ein Drittel. Berghofer: Dann … miass ma do a was ändern. Wenn’s des richtige Drittel is, dann sag ma, des is de Mehrheit – und aus. profil: Aha. Eine qualifizierte Mehrheit sozusagen. Wegen der Toleranz, des Weitblicks und der Vernunft, von der sie durchdrungen ist. Berghofer: Und voll gescheit samma a no! profil: Wer würde das bestreiten?