Satire

Weihnachten im August

Die FPÖ hat den Luxus, sich einen sehr zurückgelehnten Wahlkampfsommer leisten zu können. Die hervorragende PR besorgen, äh …, freie Mitarbeiter.

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Kickl

Na, Kinder, was sagt’s? Is dos nit herrlich? Es könnt nit besser laufen, oder?

Hafenecker

Zechn im Sand, Cocktail in der einen und die Meldung über das neueste Umfrage-Plus in der anderen Hand – genau so hab i mir Wahlkampf immer vorgstellt!

Belakowitsch

I hab bitteschön de Wochn net nur die Zechn im Sand ghabt, schon was gearbeitet auch: I hab a markerschütternde Pressekonferenz zu der algerischen Trans-Boxerin geben.

Vilimsky

De is ja gar net trans.

Belakowitsch

Des muss sie mir erst einmal beweisen.

Hafenecker

That’s the spirit! Kriegst noch einen Mojito.

Kickl

In deine Umfragen kann aber der Taylor-Swift-Kick no nit drin sein, Christian.

Hafenecker

Na, des net. Aber die 4600 Euro Sozialhilfe für die Syrer san scho eingepreist.

Kickl

Eingepreist, hehe! Und wie schaut’s aus? Bringen s’ de Syrer für uns?

Hafenecker

De san definitiv a Volltreffer. Alle neune!

Vilimsky

Ha! Alle neune!! Na, du bist heut aber in Form.

Belakowitsch

Sooo lustig! Besser als der Wegscheider!

Kickl

Wie viele Zuschauer wären dos noch amol insgesamt gwesen im Stadion bei der Taylor Swift?

Hafenecker

So um die 200.000. Und wenn ma dazu Eltern und Freunde in Betracht zieht, die jetzt den ganzen Weltschmerz mitmachen und mitleiden … Hui!

Kickl

Da könnt also durchaus wieder dos eine oder andere Mandaterl in Bewegung kommen, hehe.

Vilimsky

Viele von diese Fans san aber auch extra angreist. Bei mir ham si scho eine Menge Kollegen aus anderen patriotischen Fraktionen für die österreichische Gratis-PR bedankt.

Kickl

Und dabei hab i fast scho befürchtet ghabt, dass wir a bissl ins Sommerloch fallen könnten, wie i glesen hab, dass die Tschetschenen und die Syrer jetzt in Wien Frieden gschlossen ham.

Hafenecker

Ja. A messerstechmäßige Flaute zählt ja net unbedingt zu den Dingen, die ma grad brauchen können.

Kickl

Aber dann? Dann geht auf einmal der Himmel auf – und es kommt gleich noch a paar Nummern größer! A Terroranschlag aufs Swift-Konzert! Unpackbar.

Hafenecker

Und scho fallt Weihnachten heuer in den August!

Vilimsky

Des i bei de Museln wahrscheinlich kalendermäßig so vorgesehen, hihi!

Belakowitsch

Ich muss sagen, ich bin aber scho irgendwie traurig auch. So als Swiftie.

Kickl

Manchmal muss ma halt auch persönliche Opfer bringen. Vor allem, wenn die Ernte, die ma auf der anderen Seite einfahrt, so schön is. Aber ich fühle mit dir in deinem Schmerz, Dagi. Wirtschaft! Noch einen Mojito für die Dame!

Hafenecker

I könnt mi ja zerkugeln ohne Ende. Die anderen Parteien jetzt alle so: „Wir werden sicher nicht zulassen, dass unsere Art zu leben in Gefahr gerät. Grrr, wuff!“ Und wir so: „Scho passiert. Und wer hat’s immer gsagt?“

Belakowitsch

Und darauf, dass ma recht ghabt haben, kömma ab jetzt auch immer verweisen, wenn’s um andere Sachfragen geht. Wie Ivermectin und Chemtrails. Oder Kornkreise.

Vilimsky

Wie teuer waren die Karten für des Swift-Konzert eigentlich?

Hafenecker

Schon ordentlich. Also a neunköpfige syrische Sozialhilfefamilie mit, sag ma …, drei Swifties in der Familie wär damit nach der Monatsrechnung der Wiener SPÖ ordentlich unter die Armutsgrenze grutscht.

Kickl

Ha! Unser nächster Heuler. Erstens, dass de Gschicht überhaupt aufkommt und auf unser Konto einzahlt. Und zweitens: Weil der Hacker zum Glück net auf Urlaub war, wie sie aufkommen is! Weil jedes Wort, des der dazu sagt, bringt weitere Zinsen.

Vilimsky

Wer hat den eigentlich als unseren Undercover-Agenten angeworben? Des war a Spitzenidee. Der macht des wirklich hervorragend. Hamma leicht a Mata Hari in unseren Reihen? Ha, Dagmar?

Belakowitsch

Jetzt hörst aber auf, da werd ich ja gleich rot, hihi!

Hafenecker

Nix, was net mit noch einem Mojito zu beheben wär! Heut hast eh keine Pressekonferenz.

Belakowitsch

Genau deswegen hätt ich mir eigentlich gedacht, ich mach heut Pause. Aber, sei’s drum! Ma muss die Feste feiern, wie sie fallen, Wien is ja schließlich net jeden Tag Welthauptstadt des islamistischen Terrors.

Kickl

Ja. Aber dos heißt jetzt natürlich auch wieder nit, dass wir da nur auf der faulen Haut liegen können, während unsere freien muslimischen Mitarbeiter für uns die Arbeit machen. Wir müssen schon auch in Bewegung bleiben. Das gilt vor allem einmal für di, Christian.

Hafenecker

Wieso grad für mi?

Kickl

Weil du als Generalsekretär dafür verantwortlich bist, dass dieser Wahlkampf wie geschmiert läuft. Also: Bringst du mir bitte die Sonnencreme von da drüben?

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort