Rainer Nikowitz: Neuer Besen

Rainer Nikowitz: Wer wird neuer Wiener Bürgermeister?

Drucken

Schriftgröße

Häupl: Ich begrüße die Kandidaten zu meinem persönlichen Assessment Center. Zuallererst möchte ich betonen, dass i völlig unvoreingenommen an diese Sache herangehe. Ludwig: Wer’s glaubt.

Häupl: Öha! Und scho hat mei Unvoreingenommenheit an Depscher! Ludwig: I hab do sowieso ka Leiberl bei dir.

Häupl: Des werd i nach deinen Antworten entscheiden. Also, erste Frag: Was isst a richtiger Wiener Buagamasta im „Schweizerhaus“, wenn er nach der Stelzen immer no an Hunger hat? Ludwig: Äh …, was weiß i. Vielleicht a Ding, a Malakofftorten?

Häupl: „Schweizerhaus“! Net „Aida“, Oida! Andi, was sagst du? Schieder: Des is leicht: No a Stelzen!

Häupl: Hervorragend! Punkt für di. Ludwig: Des hast eam eingsagt!

Häupl: I hab nix ghört. Und i hör wie a Luchs. Nächste Frag: Wann i amoi nimmer bin – was sollt in Wien nach mir benannt werden? Ludwig: Na ja, a Gassen halt.

Häupl: De ham aber alle scho an Namen. Ludwig: A neue Gassen. In ana Siedlung bei mir draußen in Floridsdorf.

Häupl: Also am Arsch der Wöd, wo nie a Sau hinkummt. Außer de, de dort wohnen. Und des a nur, weil’s miassn. Ich fühle deutlich Enthusiasmus in mir aufkeimen! Andi, was benennst du nach mir? Schieder: Den weißen Spritzer!

Häupl: Jetzt bin i direkt gerührt! Ludwig: Moooment! Der hat ja wohl eindeutig a scho an Namen!

Häupl: In diesem speziellen Fall gilt aber: Das Bessere ist der Feind des Guten. Ludwig: I werd do nur obetragen! Weil du mi einfach net leiden kannst!

Häupl: Hallo? I bin’s! Wen kann i scho leiden? Schieder: Na, mi magst scho, oder?

Häupl: Mein Gott, mögen … Mögen is so a großes Wort. Ludwig: Aber wieso bist denn dann für eam und net für mi?

Häupl: Irgendan von euch zwa Pompfünebrer muaß i ma ja aussuchen. Schieder: Wieso redst du so schiach?

Häupl: Wenn i mir den nächsten Wahlkampf mit einem von euch zwei Charisma-Godzillas so vorstell, dann sollt mei Weinkeller vorher besser bis zum Plafond angräumt sein. Oder no besser: Kiffen bis dahin legal. Schieder: Des is unfair! Ma sagt zum Beispiel, ich verfüge über sehr viel Witz!

Häupl: Des letzte Mal hab i über di glacht, wie du vor 20 Jahr des erste Mal bei der Tür einekumman bist. Aber der Effekt nutzt si irgendwie a ab. Ludwig: Und von mir sagt ma, dass i sehr leutselig sein kann. I bin net arrogant und red mit jedem.

Häupl: Jetzt müssten s’ dir halt nur no zuhören a. Aber wenn sie auf amoi alle bemühen täten, des wirklich zu machen, dann hätt ma in dera Stadt bald an Koffein-Engpass. Ludwig: Also guat. Du haltst uns offenbar beide net für wirkliche Bringer. Was willst du eigentlich dann?

Häupl: Des, was i immer scho wolltert: Mei Ruah! Schieder: Dann hättest halt dei Nachfolge rechtzeitig regeln sollen, so wie dei Haberer Pröll. Und net Daumen drahn, bis die Scheiße am Dampfen is!

Häupl: Schau, so schnell kann’s manchmal gehen: Jetzt hat auf amoi mei Voreingenommenheit an Depscher. Ludwig: Aber eigentlich is es eh wurscht, was du sagst.

Häupl: Hurch, Freund der Blasmusik: Der Letzte, der des zu mir gsagt hat, wird sicherlich in zwa, drei Monat wieder feste Nahrung zu sich nehmen können. Ludwig: I fürcht mi net vor dir! Also … nimmer. Weil entscheiden tut das ja zum Glück der Parteitag. Und da hab i wohl ganz gute Karten. Schieder: Träum weiter. Des „Team ­Haltung“ wird scho no an eindrucksvollen Schlusssprint hinlegen. Ludwig: Innerhalb des Gürtels geht si ja a net mehr aus als a Sprint. Is ja ­alles net so weit in eurem kleinen entrückten Wolkenkuckucksheim. Schieder: Wenn ma die ganze Zeit nur rechts abbiegt wie ihr Populisten- Groupies, kommt ma aber a net weit. Dann geht ma nämlich im Kreis. Guat, euch fallt des wahrscheinlich erst beim dritten oder vierten Mal auf, so wie ihr beinand seid’s.

Häupl: Wenn i euch so zuhör, freu i mi no narrischer, dass ma den Parteitag jetzt do öffentlich zelebrieren. Schieder: I find des guat. Wir san halt a transparente Partei.

Häupl: Langsam werma eher a transzendente Partei. Ludwig: Wenn’s nach mir geht: transdanubisch!

Häupl: I weiß scho genau, was i in der Renten machen werd. Schieder: Was denn?

Häupl: Nix hören. Nix sehen. Ludwig: Nix reden?

Häupl: Des kann i net garantieren. Schieder: Hättst du eigentlich für dei Assessment-Dings no a Frag ghabt?

Häupl: Ja, ane. De alles entscheidende. De von der Wichtigkeit her weit über allen anderen Fragen in dieser Stadt steht. Ludwig: Jetzt bin i aber gspannt.

Häupl: Grün – oder violett? Schieder: Grün. Ludwig: Blau.

Häupl: I glaub, i muss do no a paar Jahr anhängen.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz