Rainer Nikowitz: Wir gegen uns

Sebastian Kurz und Herbert Kickl sprechen – laut ihrem identen Wahlslogan – dieselbe Sprache. Vielleicht ja auch bald wieder mit einer Stimme!

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Kickl: Gib ma den wieder zruck! Sofurt!! Dos is meiner! Kurz: Lustig! Der Letzte, der des zu mir gsagt hat, war der Kern. Kickl: Was? Dem hast den Spruch a scho gstohlen? Kurz: Geh, na! Dem warat doch so was Gehaltvolles nie eingfallen. Des war, wie i vor der letzten Wahl amoi kurz auf sein Sessel probegsessn bin. Da hat er angfangt zum Keifen. Und was hat’s eam gnutzt? Kickl: Aber i hab den Spruch scho vor 20 Jahr für den Jörg erfunden! „Einer, der unsere Sprache spricht!“ Dos war damals scho brillant – und isses heut immer no! Kurz: Nur, dass es beim Haider genauso wenig gstimmt hat wie bei dir.

Kickl: Was wüllst denn du mir dazöhn, Burschi? I hab scho unser Sprach gsprochen, da bist du no in der Nudelsuppen umadumgschwumma! Kurz: Dei Sprach vielleicht. Kickl: Na eh. Kurz: Des is aber sicher net unsere. Kickl: Sagt wer? Kurz: Na wir! Kickl: Aha. Komisch. Weil wir sagen über unser Sprach ganz was anderes. Kurz: Vielleicht sollt ma amoi definieren, wer wir überhaupt is. Kickl: Willst ma jetzt echt philosophisch kumman, du Maturant? Kurz: Sagt ausgrechnet a Studienabbrecher zu mir? Kickl: Es is doch völlig klar, wer wir is. Weil wie geht Artikel eins der ungeschriebenen österreichischen Realverfassung? „Mir san mir!“

Kurz: Und unser Sprach is: die des Volkes! Und wer is dos Volk? Kurz: Na wir! Kickl: Nix da. Wir! Jetzt hast uns scho beim letzten Mal de Ausländer als Thema weggnumma – und jetzt willst dos einzig wahre Volk a no dazua? Hast du überhaupt kan Genierer? Kurz: Wart amol, lass mi amoi kurz nachdenken … Okay, i hab’s: Na!! Kickl: Und scho wieder nimmt uns dos Gfrast a Alleinstellungsmerkmal weg! Kurz: Mein Gott, na! Was regst di so auf? Wo steht denn bitte gschrieben, dass ma als Politiker eigene Ideen ham muaß? Kickl: Damit lass i di sichalich nit davonkumman. Dos lass i mir nit gfallen!! Kurz: Und was willst leicht dagegen machen, ha? Aus Protest ganz lang de Luft anhalten? Oder fest mit den kleinen Fussis aufstampfen? Oder vielleicht am End … de Wahl gwinnen? Höhöhö! Der war eigentlich gar net so schlecht, dafür, dass i an Schmäh hab wie a Lebenslänglicher.

Kickl: Na ja. De Wahl gwinn i wahrscheinlich wirklich nit … Kurz: Na wenigstens siechst ein, dass du gegen mi ka Chance hast. Kickl: Aber dann gwinn i halt de Koalitionsverhandlungen. Da siech i uns nämlich wieder als starken Favoriten! Kurz: Du waaßt doch genau, dass i mit dir gar nimmer verhandel. Dei Zeit is um. Du bist von gestern. Kickl: Schatzi, du muaßt jetzt sehr stark sein, aber: Dos war i scho immer! Genau darum geht’s ja in unserer Politik. Kurz: In unserer a! Kickl: Dos wird ja immer scheena! Jetzt pass auf amol: So von gestern, wie wir san – so seid’s ihr Pleampln a über-übermorgen no nit! Kurz: Des schau ma uns aber erste Reihe fußfrei an.

Kickl: Aber mit wem mitanaund wird denn der klaane Basti nach der Wahl so richtig schee von gestern sein kennan, hmm? Mit wem wird er denn unser Sprach sprechen? Lass amol schauen: Mit de NEOS vielleicht? Uiije, schwierig. Zumindest nach allen Regeln der Mathematik. Kurz: Mathematik? Seit wann könnt’s ihr in der FPÖ mehr als des klaane Einmaleins? Kickl: Oder vielleicht mit de Grünen? Dos könnt spannend werden. Welche Route schließt du denn dann als Erstes mit denen? De Agrarsubventionsroute? Oder de 12-Stunden-Tag-Route? Kurz: Des interessiert mi jetzt grad überhaupt net, was du da daherlaberst. Kickl: Dann bleibt also nur no die SPÖ. Hui, ihr warat’s scho a schönes Paar, de Päm und du, dos muaß i zuageben. Wenn ihr dann gemeinsam die Vermögenssteuer verkündet’s … Oder 1700 Euro Mindestlohn. Ui, da wern deine Industriellen aber fest in de Händ paschen!

Kurz: I lass mi auf deine Spielchen net ein. Des hab i net notwendig. Kickl: Wart no a Monat. Dann wirst sie dringend notwendig ham. Und wennst a Glück hast, hab i dann vielleicht sogar no irgendwo an Termin frei in mein Kalender. Kurz: So redst du net mit mir. Kickl: Wieso nit? War ja in unserer Sprach. Kurz: Dann hamma doch verschiedene. Kickl: Stimmt dei Plakat also do nit? Kurz: Meins scho. Deins is falsch. Kickl: Wir reden aneinand vorbei. Kurz: Gscheiter, i unterhalt mi mit dem Hofer. Kickl: Über unsere Werte, auf die du am Plakat nur schaust, während er sie dort noch lebt? Kurz: Was? Da hamma a Doubletten?? Kickl: Schaut fast so aus, als warat ma aus demselben Holz, ha? Kurz: Spricht einiges dafür. Kickl: Now you’re talking!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz