Rainer Nikowitz: Zweitwichtigste Nachrichten

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Rund um den Song Contest spielte sich ein herzzerreißendes Drama ab, das zeigt, welche verheerenden Auswirkungen die Entscheidungen der großen Politik mitunter auf den ganz kleinen Mann haben können: Am Montag stand Toni Mahdalik, Verkehrssprecher der Wiener FPÖ, auf der Ringstraße plötzlich vor einer der neuen „Pärchen“-Fußgängerampeln – war aber allein. Also traute er sich natürlich nicht über die Straße.

Zum Glück wusste er sich als gewandter Mandatar aber zu helfen und rief seine Mami an, auf dass sie ihm in dieser misslichen Lage zur Hülfe eile. Die war aber dummerweise gerade auf einer Heizdeckenwerbefahrt in Tschechien unterwegs (und für die Obergescheiten, die daraus jetzt gleich wieder eine Fraternisierung mit dem Feind herbeidichten: Sie befand sich dabei selbstverständlich ausschließlich im eigentlich sudetendeutschen Teil). Also dauerte es geschlagene elf Stunden, bis sie ihren Toni endlich an der Hand nehmen und mit ihm die Straße überqueren konnte. Wäre nebenan nicht eine Baustelle mit ­einem Dixi-Klo gewesen – wer weiß, was in der Zeit alles passieren hätte können.

Am nächsten Tag schrieb Mahdalik dann, noch immer unter schwerem Schock stehend, in einer Presseaussendung: „Osama-bin-Laden- und Saddam-Hussein-Ampeln als nächster Vassilakou-Coup?“ Und das war jetzt kein Witz.

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Im an sich schwer toleranzgetränkten Bezirk Wien-Neubau wiederum konnte ein hartnäckiges Widerstandsnest ausgeräuchert werden: Aufgrund der Hinweise aufmerksamer Nachbarn (eine LSBTTIQ-Aktivistin, die gerade vom Aktivsein im „Café Prückl“ nach Hause kam, und ein Impfgegner mit einem in Neun-Punkt-Schrift exakt zwölf Zentimeter langen Doppelnamen, der eben auf der Dach­terrasse seine Klangschalensammlung stimmte) konnte die Mindestrentnerin Josefine K. (77) dabei ertappt werden, wie sie sich keines der beiden Song-Contest-Semifinali anschaute.

Doch damit nicht genug: Bei der anschließenden Befragung durch das mobile Paternalismus-Team gestand sie zudem, auch statt der Life-Ball-Übertragung am vergangenen Samstag lieber „Das perfekte Promi-Dinner“ geschaut zu haben! Vorerst wurde nur eine bedingte Strafe verhängt, sollte K. allerdings gegen ihre Bewährungsauflagen verstoßen – also beim großen Finale des Song Contests zur Wiederholungstäterin werden und wieder nicht an Brückenbau, Diversity-Verinnerlichung usw. teilnehmen –, kann vom Shitstorm leider nicht mehr abgesehen werden.

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Der Skandal um die Verkleinerung der diversen heimischen Militärmusikkapellen darf keinesfalls in Vergessenheit geraten – darum ist es auch sehr löblich, dass sich die wackeren Bläser am Dienstag auf dem Ballhausplatz eingefunden haben, um noch einmal an diese Sauerei zu erinnern. Das muss man sich einmal vorstellen: Österreich soll nach den Sparplänen des Verteidigungsministers künftig mit schlappen 222 Militärmusikern das Auslangen ­finden. Wo selbst die Schweden, von denen musikalisch ja seit ABBA nichts mehr gekommen ist, 141 haben. Für 80 pragmatisierte Musikunteroffiziere muss eine neue Betätigung gefunden werden – am Ende eine sinnvolle auch noch! Wie soll das bitte gehen? (Gut, okay: Man könnte sie zur Bewachung jener leeren Kasernen einteilen, in denen niemals unter gar keinen Umständen und nur über unsere Leichen jene Flüchtlinge untergebracht werden dürfen, die es jetzt gerade beim Camping ohnehin voll lustig haben.) Und außerdem: Was, wenn eines Tages die Liechtensteiner mit gezückten Klarinetten bei uns einfallen? Die Partisanen ihre Posaunen in Stellung bringen? Dann wird wieder einmal keiner schuld sein wollen.

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Ein potenziell folgenschwerer Irrtum der Wiener SPÖ konnte in letzter Sekunde noch korrigiert werden: Aufgrund eines unerklärlichen Versehens wäre für die Wahl im Herbst beinahe dieselbe Kandidatenliste eingereicht worden wie bei der Wahl im Jahr 2010! Aber zum Glück fiel jemandem im Rathaus noch rechtzeitig auf, dass das angesichts beckmesserischer Behauptungen, die SPÖ sei eigentlich längst eine Art geschlossenes Familienunternehmen à la ’Ndrangheta, vielleicht ein bisschen komisch ausgesehen hätte. Somit wurde schlussendlich zum Glück doch noch die richtige Liste eingereicht. Sie sieht folgendermaßen aus: genauso wie 2010 – plus Şenol Akkılıç.

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Die Kassenbonaufbewahrungspflicht wird uns alle, im Verein mit dem zentralen Kontoregister, nicht nur endlich zu besseren Menschen machen – und ehrlich jetzt: Wir alle hätten uns schon längst ein bisschen mehr anstrengen können! –, sondern klarerweise auch die Ötztaler Ache in Milch und den Neusiedler See in Honig verwandeln. Und angesichts der größten Steuerreform seit … der vorigen, ist es wirklich undankbar, sich über so eine eh nur klitzekleine Teilentmündigung von Amts wegen zu beschweren. Sie wollen schließlich nur unser Bestes!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz