Good News!
Es darf mittlerweile als wissenschaftlich gesichert gelten, dass der Hang zur Verbreitung schlechter Nachrichten, dem wir Medien nur allzu gerne frönen, keine exorbitant gute Idee ist. Nebst vielem anderen ist er schlecht fürs Geschäft. Viele Menschen verweigern heutzutage ja schon den Konsum von Nachrichten generell, weil er ihnen schlicht zu unerfreulich ist. Und bei den anderen sorgt er für schlechte Laune, die sich dann in weiterer Folge in postzivilisatorischen Internetforen und ebensolchen Wahlergebnissen manifestiert. Also muss gerade am Ende einer Woche wie der verwichenen, die vielerorts vor allem aufgrund eines bestimmten Ereignisses als deprimierend bis katastrophal gelesen wurde, das Motto lauten: Good News! Das Leben ist schön!
Fangen wir also gleich mit der vermutlich allerbesten der zahlreichen guten Nachrichten an, die Ihnen möglicherweise bislang entgangen sind: Die in Niederösterreich in mehreren Geflügelbetrieben ausgebrochene Vogelgrippe – macht bisher nicht die geringsten Anstalten, auf den Menschen überzuspringen! Das ist angesichts der Tatsache, dass die nächste Pandemie, die unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt, mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Influenza sein wird und das Vogelgrippe-Virus H5N1 dafür hervorragend geeignet zu sein scheint, doch bitte allemal ein Grund für ein strahlendes Morgenlächeln in der U-Bahn. Immerhin hatten wir jetzt ja schon zwei Jahre keine Pandemie mehr, diese durch und durch erfreuliche Tatsache sollten wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, wenn der Tag gerade allzu grau erscheint. Und mit 50.000 ist auch die Zahl der Hühner, die bislang wegen der Vogelgrippe getötet werden mussten, noch sehr überschaubar. Ich meine, so viele verchickenwingt doch schon allein McDonald’s in Nullkommanix – also gibt es überhaupt keinen Grund, da irgendwie hysterisch zu werden. Und außerdem: die afrikanische Schweinepest bitte? In Deutschland, Italien, Tschechien, Slowakei und Ungarn geht die schon längst um, aber an den österreichischen Grenzen ist sie quasi abgeprallt. Ha! Gut, die Schweinepest ist für Menschen zwar ungefährlich, aber angesichts der chronischen Gereiztheit weiter Bevölkerungssegmente gilt es ja auch, den sozialen Sprengstoff eines Schnitzelengpasses tunlichst zu vermeiden. Und bisher machen wir da einen hervorragenden Job!
Auch die Fußballfans unter uns hatten letzte Woche Grund zur Freude. Ralf Rangnick, von Spielern wie Fans gleichermaßen innig geliebter Trainer der Nationalmannschaft, hatte seinen Posten zumindest bei Redaktionsschluss immer noch inne! Und dies, obwohl das Präsidium des ÖFB, traditionell ein Garant für solides Regionalliga-Niveau, gerade versucht, ihn nachhaltig zu vergraulen. Dennoch gibt es auch aus dieser Ecke aber im Ergebnis nur Positives zu vermelden, also: Juhu!
Sogar aus der Politik, oft ungerechterweise als Garant für schlechte Nachrichten angesehen, gibt es auch diese Woche eine Fülle an derer guten! So sind gerade einmal sechs Wochen nach der Nationalratswahl ÖVP und SPÖ zwar, wie sie selbst betonen, noch nicht in Verhandlungen eingetreten – wer würde das nach so einer eminent kurzen Zeit denn auch annehmen –, aber: Sie sind schon eifrig dabei, Sondierungsgespräche zu führen! Davon hatten wir ja noch kaum welche. Und man will sich ja schließlich ein bisschen besser kennenlernen, bevor man so etwas Schwerwiegendes wie Verhandlungen beginnt. Vor allem, wenn, wie im konkreten Fall, die Alternativen so zahlreich sind. Demnächst wollen sich ÖVP und SPÖ angeblich sogar schon darüber Gedanken machen, ob man denn eventuell einen dritten Partner bräuchte. Und nach einer eventuellen Bejahung dieser diffizilen Frage ist es sicher gar nicht mehr weit zu einer ersten Sondierung darüber, wer denn das sein könnte! Ja, manche Entwicklungen verlaufen eben wirklich so rasant, dass unsereiner kaum mehr mitkommt.
Und damit wir den Elefanten im Raum auch ansprechen: Selbst bei der Wahl Donald Trumps gibt es Positiva, die in der breiten Berichterstattung aber kaum Beachtung gefunden haben. Vor allem diese Tatsache: Es sind nur vier Jahre! Und was kann ein unterdurchschnittlich intelligenter, völlig ungebildeter Psychopath mit lüsternen Allmachtsfantasien und der emotionalen Reife eines Fünfjährigen in kümmerlichen vier Jahren im Sessel des mächtigsten Menschen der Welt schon groß anrichten? Eben!
Und schließlich: Der älteste Mensch der Welt, die 116-jährige Tomiko Itooka, ist vergangene Woche schon wieder nicht gestorben! Und wenn wir schon bei diesem ja nun wohl existenziellsten aller Gründe zur Freude sind: Sie, liebe Leser, ja auch nicht! Und Hand aufs Herz: Was wollen wir denn mehr?