Satire

Redebedarf

Erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik ergeht der Regierungsbildungsauftrag also gleich an drei Parteien. Irgendwie.

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Babler: Gehen S’ weg da, was wollen Sie von mir? Lassen S’ mi gfälligst im Kraut!

Kickl: Glauben S’, mir macht dos Spaß? Aber der oide Bello in der Hofburg hat nun amol gsagt, wir sollen miteinander reden.

Babler: Und deswegen passen S’ mi einfach bei mein Stammwirten am Häusl ab und stellen Sie am Pissoir neben mi?

Kickl: Was soll i denn machen, wenn Sie des Handy net abheben?

Babler: I heb deswegen net ab, weil’s bei uns zwa ja überhaupt kan Sinn hat, über a Koalition zu reden.

Kickl: Dos hat sehr wohl an Sinn. I kann mi dann noch vül mehr als Opfer inszenieren, dos vom System abgelehnt wird, obwohl es mit der absoluten Mehrheit von 28,8 Prozent zum Sonnenkönig gewählt worden is.

Babler: Ja. Eh. Dann hätt ma des a besprochen. I muaß jetzt wieder, gell? Und tschüss!

Kickl: He! Was is mit Händ waschen, ha? Und so was wüll Vizekanzler wern …

Nehammer: A bissl kühl isses scho no, oder?

Kickl: Ja, fast zu kühl für die Jahreszeit. Oba wenigstens regnet’s nimmer.

Nehammer: Regen hamma jetzt echt genug ghabt.

Kickl: Und dos nach der ganzen Trockenheit im Sommer.

Nehammer: Ja.

Kickl: Ja.

Nehammer: Aber i bin durchaus optimistisch. Weil in die letzten Jahre war der Oktober eigentlich immer sehr schön. Ma redet ja net umsonst vom „Goldenen Oktober“.

Kickl: Wenn ma da scho von einer Farb reden, dann muss i gestehen, dass mir „Jagd auf Roter Oktober“ no a bissl besser gfallt, hehe!

Nehammer: Ja. Lustig. Aber … in dem Film verlieren die Russen, is Ihna des eh klar?

Kickl: Ah so? Na ja, dann is er wohl do nit so guat. Aber … de roten Blattln im Oktober, wenn si die Bäume verfärben, de mag i schon.

Nehammer: Ja, des schaut immer sehr schön aus.

Kickl: Und auch wenn in der Früh die Nebelschwaden ziehen, dann …

Nehammer: So, i tät sagen, des war jetzt lang genug.

Kickl: Jetzt schon?

Nehammer: I hab mitgstoppt: Es waren zehn Minuten. Des kann ma durchaus scho als Sondierung verkaufen.

Kickl: Und Sie san sicher, dass wir net do no über was anderes auch reden sollten?

Nehammer: Ganz sicher. Weil wie des Wetter im November wird, des interessiert mi momentan no überhaupt net.

Nehammer: Kummt no wer oder samma komplett?

Babler: Wer sollt denn no kumma?

Nehammer: Na ja, i hab mir denkt, wenn’s scho net der Fußi is, der da jetzt bei der Tür einekommt, oder der Ludwig wen anderen schickt, den er ausgsucht hat, dann kummt vielleicht wenigstens a Aufpasser mit.

Babler: Was soll des heißen? Wozu tät ich denn an Aufpasser brauchen?

Nehammer: Fragst mi des im Ernst? Ihr wollt’s ja unbedingt wieder mitregieren, oder? Und des heißt ja wohl, dass du dir dei sogenanntes Programm einrexen kannst, weil den ganzen Kas niemand außer dir will. Und es könnt ja sein, dass du des net gleich einsiehst und Manderln machst.

Babler: Ah so? Und ihr? Ihr wollt’s ja genauso regieren. Also warum soll des dann net auch für euer Programm gelten?

Nehammer: Na ja … vielleicht, weil wir da im Zweifel wen andern wisserten, dem’s gar net so schlecht gfallt?

Babler: Des war ja eh klar, dass du da glei vollkommen skrupellos mit der blauen Karten wachelst. Warum machst du des?

Nehammer: Weil ich’s kann. Im Gegensatz zu andere Leut.

Babler: Du vergisst aber, dass du dann weg wärst vom Fenster! Also: Wer hat da die besseren Karten?

Nehammer: I wär nimmer ÖVP-Chef, des stimmt. Aber wenn ausgerechnet du, der standhafteste aller antifaschistischen Frontkämpfer, zum Geburtshelfer von Blau-Schwarz wirst und damit den Kickl zum Kanzler machst, ich glaub, damit wär dir die Statue in der Säulenhalle der ruhmreichen Sozialdemokratie aber so was von sicher.

Babler: Meine Fans wären sogar froh! Weil in der Opposition könnt i weiter die reine Lehre verkünden. Und auf des fahren die voll ab. Und außerdem wissen s’ dann immer, was sie am Donnerstagabend vorham.

Nehammer: Du musst jetzt sehr stark sein, Schatzi: Die würdest dann auch sicher nimmer du verkünden.

Babler: Hmm.

Nehammer: Hmm.

Babler: Na guat. Aber dann will i wenigstens die Grünen als dritten Partner. Damit i am linken Flügel net so allan bin.

Nehammer: Vergiss es.

Babler: In Traiskirchen war’s schöner.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz