Schriftleiter
Lassen Sie mich gleich zu Beginn freudig konstatieren: Die vergangene Woche war wieder einmal eine, in der sich ganz Österreich herausragend glücklich schätzen konnte, von einer in jeder Hinsicht großartigen Partei wie der ÖVP regiert zu werden! Bundeskanzler Karl Nehammer – der fleischgewordene Feuchttraum aller normal denkenden Menschen in unserem von der ÖVP so umsichtig zum lebenswertesten Flecken im Universum geformten Land – traf sich mit zwei anderen Weltpolitikern, nämlich Viktor Orbán und Aleksandar Vučić, um die gefürchtete Balkanroute zu schließen.
Aufmerksame türkise Aficionados – und, Hand aufs Herz: wer wäre denn keiner? – werden jetzt möglicherweise einwenden, dass die doch schon längst zu sei, einst heldenhaft verriegelt vom beliebtesten Kanzler von mindestens der Zweiten Republik. Doch leider wurde Sebastian Kurz, dem landesweit verständlicherweise immer noch überall bittere Tränen nachgeweint werden, ja in der Folge von heimtückischen Heckenschützen, die sich in mehreren Redaktionen verschanzt hatten, hinterrücks zur Strecke gebracht. Und konnte dadurch seiner Watchdog-Funktion zum Wohle des vergeblich nach ihm dürstenden Volkes nicht mehr nachkommen – was wiederum zu schrecklichen Lücken im abendländischen Schutzwall führte. Da sieht man wieder einmal, was dieser völlig verantwortungslose Gesinnungsjournalismus alles anrichten kann!
„Karl 'der Große' Nehammer ritt aus, um die gefürchtete Balkanroute zu schließen. Schon wieder."
Aber selbstverständlich war es nicht nur Nehammer, dessen Spitzname in der dankbaren Bevölkerung ja bekanntlich „Karl der Große“ lautet, dessen Glanz vergangene Woche selbst den Polarstern verblassen ließ. Johanna Mikl-Leitner wurde für ihre Rede anlässlich der Eröffnung des Unterstinkenbrunner Knoblauchkirtags vom beglückten Publikum stürmisch gefeiert (das YouTtube-Video ihres denkwürdigen Auftritts weist mittlerweile auch wenig überraschend bereits hohe zweistellige Zugriffszahlen auf). Der Grund: Die gütige Landesmutter genderte nicht nur nicht, sie versprach auch per Verordnung dafür zu sorgen, dass die Unterstinkenbrunner Ärzteschaft nie wieder durch sogenannte Schutzimpfungen die Bevölkerung gefährden darf, egal um welche von Bill Gates erfundene Krankheit es sich auch handelt – ob Corona, Grippe, Tetanus, Typhus oder Gelbfieber. Gleichzeitig versprach sie die Einrichtung eines Hilfsfonds für alle Unterstinkenbrunner, die in den letzten Jahren durch die entmenschte Wissenschaft einen bleibenden Schaden an ihrem gesunden Hausverstand erleiden mussten. Bei ihrem Auftritt – der schon jetzt in der Unterstinkenbrunner Ortschronik als zweitwichtigstes Ereignis in der Geschichte gilt, gleich nach dem in höchst dramatischer Manier erst in der vierten Minute der Nachspielzeit sichergestellten Sieg im Derby gegen Patzmannsdorf im Jahr 1987, mit dem man damals den Aufstieg aus der 2. Klasse Nordnordost nur knapp verpasste – wurde Mikl-Leitner von ihrem Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner begleitet. Also jenem allseits anerkannten Medienexperten, der vergangene Woche hoffentlich ein für alle Mal klarstellte, wie Journalisten in einer entwickelten Demokratie berichten dürfen. Nämlich ausschließlich so, wie er es erlaubt, selbstverständlich. Denn wer wäre erstens berufener als der Paradeintellektuelle von ganz Allhartsberg (und Umgebung!) schlechthin? Und hätte zweitens auch die vom Souverän vertrauensvoll in seine Hände gelegte Macht, das auch ultimativ dekretieren zu können? Die Folgen dieser enorm qualifizierten Wortmeldung konnte man sich an einem Finger ausrechnen – und sie beginnen sich auch schon abzuzeichnen: In sämtlichen Standesämtern außerhalb der marxistisch regierten No-Go-Städte war „Bernhard“ in der vergangenen Woche der mit großem Abstand beliebteste Name, mit dem Neugeborene beglückt wurden – und zwar egal welchen Geschlechts. Das normale Volk hat da eben ein untrügliches Gespür.
Leider musste Ebner seiner Expertise wegen auch viele unqualifizierte linkslinke Anwürfe hinnehmen. Die aber von Verfassungsministerin Karoline Edtstadler in der ihr stets eigenen saucoolen Coolness – wegen der sie ja auch in internationalen Medien vom „Vinschgauer Nachtboten“ bis hin zur „Strbske Pleso Post“ immer öfter als Mischung aus Margaret Thatcher, Madonna und Steve McQueen bezeichnet wird – pariert wurden wie nichts. Ob die Journaille denn nicht wisse, was die Aufgabe eines Landesgeschäftsführers sei. Nun, offenbar nicht – denn was weiß die schon. Dabei liegt es ja auf der Hand: Die Kernkompetenz eines Landesgeschäftsführers ist es, gewohnheitsmäßig gleichermaßen Hirn- wie Anstandsbefreites abzusondern und diese stolze Leistung unter Zuhilfenahme eines zum Glück so gut wie überhaupt nicht von der Realität angekränkelten Selbstbewusstseins für Politik zu halten. Und die Aufgabe des Rests der ÖVP ist es, dazu hingebungsvoll zustimmend zu nicken.
Und wenn Sie jetzt meinen, das alles sei eigentlich nicht mehr zu toppen, sei Ihnen eines gesagt: Warten Sie mal auf nächste Woche!