Sven Gächter: Der Untergang des Abendlandes

Sven Gächter: Der Untergang des Abendlandes

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Papst Franziskus plädiert für einen offenen Umgang der katholischen Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen, der englische Traditionsverein FC Liverpool wird von einem Deutschen trainiert (wobei es sich mildernder Umstände halber um Jürgen Klopp handelt) – und vergangene Woche wurde bekannt, dass der amerikanische „Playboy“ in Zukunft ganz ohne Nacktfotos erscheinen wird. Hugh Hefner, der 89-jährige Doyen verschwitzter Männerfantasien, hat den Kampf gegen die Internetpornografie aufgegeben. In Zukunft kann die Kernzielgruppe (oder das, was davon übrigbleibt) ohne jeden Anflug von Verlogenheit behaupten, das Magazin nur der fantastischen Interviews und Reportagen wegen zu kaufen.

Doch nicht nur auf Seriosität bedachte Herren können aufatmen, auch in gewissen Damenkreisen herrscht Erleichterung: Cathy, die 25-jährige Frau des Hefner-Zeitgenossen Richard Lugner, erklärte höchst erfreut: „Meine Chancen im ,Playboy‘ wären in meiner Ehe besser durchzusetzen, wenn ich sagen würde: ,Du, die brauchen gar keine Nacktfotos mehr, es reicht, wenn ich mich angezogen da hinstelle.‘“ Dass die deutsche „Playboy“-Ausgabe weiterhin auf nackte Tatsachen setzen wird, ist für Frau Lugner irrelevant: „Das Ziel ist und bleibt amerikanischer ,Playboy‘, weil da fing der ,Playboy‘ nun mal an.“ So viel historisches Bewusstsein wiederum gibt Anlass zur Hoffnung, dass der Untergang des Abendlandes noch ein wenig hinausgezögert werden kann.

Sven   Gächter

Sven Gächter