Mochi-Neueröffnung: Was im Dogenhof aufgetischt werden wird
Das Mochi in der Wiener Praterstraße hat eine rasante Erfolgsgeschichte hinter sich. Seit der Eröffnung 2012 scheint es konstant unmöglich, dort kurzfristig einen Tisch zu bekommen. Mittlerweile folgten zahlreiche Ableger, den beiden Chefs Tobias Müller und Eddi Dimant ist es gelungen, aus ihrem kleinen Sushi-Grill-Lokal eine umfassende Lifestyle-Marke zu formen.
Der nächste Clou: Die Mochi-Crew hat die Räumlichkeiten des Dogenhofs in der Praterstraße übernommen und wird dort ab Ende Jänner mit dem „Itameshi“ so etwas wie einen japanischen Italiener eröffnen. Erste Eindrücke vom vorweihnachtlichen Warm-up:
Am offenen Küchenblock steht Eddi Dimant mit seiner unverkennbaren, in sich ruhenden Art zu kochen. Jeder Handgriff sitzt, und falls nicht – aus seinem Gesicht könnte man es nicht ablesen. Durchs Lokal schwirrt Tobi Müller. 2012 trug er bei der Eröffnung des Ur-Mochis selbst noch eine dieser „Ich bin dein Kellner, aber auch dein Freund“-Schürzen. Heute nicht mehr, seine Energie scheint aber ungebrochen.
Exkurs für alle, die noch nie im Mochi zu Gast waren: Man setzt dort typischerweise auf Speisen zum Teilen. Im „Itameshi“ kann man nun auch, vergleichsweise klassisch, ein Sechs-Gänge-Menü inkl. Gedeck bestellen – man muss aber nicht. Unter den Augen einer Deko-Micky-Maus-Statue, die so aussieht, also würde sie gerne mal mit Jeff Koons’ „Balloon Dog“ ein Mochi teilen, geht es auch schon los.
Antipasti: Gegrillte Focaccia, Oliven und cremig geschlagene Misobutter. Das Brot ist sehr dunkel angebraten, mir fast schon ein bisschen zu rauchig im Geschmack.
Der Eismeer-Saibling mit Shiso-Trüffel-Dressing wird als Ceviche präsentiert, den Schnittlauch sieht man in diesem Rahmen eher selten, getrocknete Oliven setzen mediterrane Akzente.
Nächster Gang: Bone Marrow, ein der Länge nach aufgeschnittener Markknochen. Hier beim italienischen Japaner reicht man Milchbrot statt Schwarzbrot sowie rote Zwiebel dazu, die grob gezupfte Petersilie sorgt für den frischen Impuls. Richtig herrlich wird das Gericht aber durch den Heusockel, auf dem die Knochen stehen: Wer als Kind je in einen Heuboden gesprungen ist, wird diese Erinnerung durch den Geruch wieder präsent haben.
Die Kohlsprossen mit Ponzu-Dressing stehen ebenfalls auf einem Sockel, der ist aber nicht aus Heu, sondern aus Stracciatella – ergibt ein spritziges, säuerliches Zwischengericht.
Dann wird es ein bisschen zwiespältig – die Udon Vongole mit Olivensud, ’Nduja (eine scharf gewürzte italienische Wurst) und fein geschnittenen Nori-Algen sind nichts für schwache Nerven. Die Wurst dreht den Schärfegrad weit in die Höhe, durch den Sud verteilt dieser sich auch noch konstant über die japanischen, aber sehr italienisch al dente gekochten Udon und ist so bei jedem Bissen präsent. Vier, fünf Venusmuscheln werden darübergestreut – durchaus heftig.
Das gegrillte Kalbskotelett fühlt sich danach beinah versöhnlich an: Dimant verzichtet konsequent auf Kohlenhydrate und Beilagen aller Art. Medium gebraten, in kleine Scheiben aufgeschnitten, zum Teilen – hier wird der Markenkern gepflegt.
Die cremige Polenta mit Haselnusseis aus dem Eiswagen hält abschließend noch, was sie verspricht, und ist wirklich sehr cremig, niemals zäh oder trocken.
Ein klarer Unterschied zu allen bisherigen Mochi-Projekten ist zu verzeichnen: Sie sind im neuen Lokal deutlich eleganter unterwegs. Aber durch Mochi-typische Zutaten wie rohen Fisch oder Ponzu und die typische Fusion-Kreativität bleibt die Handschrift präsent. Nur eins fehlte. Fans mit dem klassischen Mochi-„Trüffel-Majo“-Shirt im Schrank müssen jetzt stark sein: Sie wurde während des gesamten Menüs nicht gesichtet.
Stimmung: Mochi mit einer Spur Fine-Dining
Empfehlung: Falls Sie es vor September 2024 noch hinschaffen wollen – reservieren Sie einen Tisch, sobald es möglich ist
Preisverhältnis: Menü: 75 Euro (Weinbegleitung: plus 55 Euro), Speisen zwischen 9 und 39 Euro
Cucina Itameshi – Mochi im Dogenhof (ab Ende Jänner)
Praterstraße 70, 1020 Wien, mochi.at