Alfred Gusenbauers Gage: Die Millionenchose
In seinem Song „Titanic“ aus dem Jahr 1992 singt Falco: „Besser neureich sein, als nie reich sein.“ Alfred Gusenbauer ist „neureich“. Der frühere SPÖ-Vorsitzende und Bundeskanzler wurde nicht mit einem silbernen Löffel geboren, hat auch keinen gestohlen und steckt trotzdem in der Bredouille. Als Aufsichtsrat und Berater in René Benkos Signa-Gruppe hat er Millionen verdient. Nun ist Zahltag: Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil fordert Gusenbauer auf, sein Parteibuch zurückzulegen. SPÖ-Chef Andreas Babler erklärt, Gusenbauers Gagen würden ihn „schmerzen“. Er könne das „nur moralisch verurteilen“.
Ähnlich konsequent ging Babler mit sich selbst ins Gericht, als im März 2016 bekannt wurde, dass er neben seinem 7800-Euro-Gehalt als Bürgermeister von Traiskirchen zusätzlich 4000 Euro für die Öffentlichkeitsarbeit seiner Gemeinde erhielt: „Es ist zwar alles gesetzlich und formal in Ordnung und auch transparent, aber moralisch für mich nicht vertretbar.“ Daher verzichtete er auf sein Zweiteinkommen.
Die ÖVP als Wirtschaftspartei tut sich da leichter. Jeder soll verdienen, so viel er kann. Kein ÖVP-Politiker würde das Millionen-Honorar, das Sebastian Kurz René Benko verrechnete, hinterfragen. Doch wie viel darf ein Sozialdemokrat verdienen, um ein einwandfreier Sozialdemokrat bleiben zu können?
Fettkater
Die Arbeiterkammer kann die moralische Angemessenheit von Gehältern kalkulieren. Am 8. Jänner zelebrierte sie den so genannten „Fat Cat Day“. Unter „Fat Cats“ sind Vorstandsvorsitzende – zumeist sind es immer noch Männer – von ATX-Konzernen mit dicken Millionengagen zu verstehen. Wie die AK vorrechnet, haben diese Fettkater bereits am 8. Jänner so viel verdient wie ein durchschnittlicher österreichischer Arbeitnehmer im ganzen Jahr 2024. Dessen Jahreseinkommen beträgt etwa 36.000 Euro brutto, umgerechnet auf 14 Gehälter 2570 Euro pro Monat.
Leider verzichtete die Arbeiterkammer darauf, den entsprechenden Stichtag hinsichtlich ihrer eigenen Direktoren zu berechnen. Diese sind zwar nicht fat, aber auch nicht gerade slim. So erhalten die Direktorinnen der AK Oberösterreich und der AK Wien je 19.000 Euro brutto im Monat, mithin 266.000 Euro im Jahr. Grob gerechnet verdienen die AK-Direktorinnen also bereits in den ersten zwei Monaten 2024 mehr als ein durchschnittlicher österreichischer Arbeitnehmer im ganzen Jahr. Analog zum „Fat Cat Day" wäre der Stichtag – Schaltjahr! – somit der 29. Februar.
Man kann diese AK-Gehälter nun auf zwei Arten bewerten: moralisch oder sachlich. Moralisch stellt sich die Frage, ob Vertreterinnen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tatsächlich das 16fache des niedrigstverdienenden Zehntel unter den Beschäftigten beziehen sollen. Sachlich gesehen sind die Gagen angesichts des Arbeitsaufwands, der Größe der Organisation und der Zahl ihrer Mitglieder vertretbar.
Wie sang doch Donna Summer: „She works hard for the money.“