Elon Musk außer Rand und Band  mit Donald Trump im Oktober 2024
Morgenpost

Musk, Bezos und Zuckerberg: Trumps toxische Boygroup

Willkommen in der neuen Tech-Oligarchie: Silicon Valley-Milliardäre im Kniefall vor dem neuen US-Präsidenten Donald Trump. Selbst die schärfsten Kritiker pilgern brav nach Mar-a-Lago. Der eigentliche Wahlsieger: knallharter Opportunismus.

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„Wo bist du? Wann kommst du ins Zentrum des Universums, Mar-a-Lago? Bill Gates hat darum gebeten, heute Abend zu kommen. Wir vermissen dich. Silvester wird SUPER!” So lautete eine Nachricht Ende Dezember, die Donald Trump an Elon Musk schickte und die „versehentlich” geleakt wurde. Und Bill Gates kam. Handzahm nach Florida. Und absolvierte ein dreistündiges Dinner mit dem Mann, den der Microsoft-Gründer einst ob seiner Corona- und Klima-Verharmlosungen als Bedrohung für die Menschheit eingestuft hatte.

Warum Gates dann bei der Vereidigung fehlte, war nicht heraus zu finden. Aber dafür waren alle anderen da am 20. Jänner, die CEOs von Apple, Google und TikTok,  Amazon-Macher und „Washington Post”-Besitzer Jeff Bezos, der Trump 2016 als Bedrohung für die Demokratie eingestuft hatte. Meta-Mann Mark Zuckerberg, dem Trump schon angedroht hatte, den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen zu müssen, weil Facebook auf Grund seiner Zensurfilter „ein Feind des Volkes” sei. Und viele andere, die noch vor ein paar Monaten Joe Biden und Kamala Harris finanziell unterstützt hatten. Allerdings mit harmlosen Summen, wenn man die geschätzten 265 Millionen Dollar, die der Tesla-Begründer, zukünftige Mars-Eroberer und reichste Mann der Welt Elon Musk in die erneute Inthronisierung von Donald Trump in oftmals schwer zu durchschauende Kanäle (das läuft dann unter „donation to Trump groups”) gebuttert hatte, in Betracht zieht.

Der an psychopathologischem Verhalten seinem Kumpel Trump durchaus ebenbürtige Musk brüskierte die Weltöffentlichkeit, indem er vor der johlenden Trump-Meute am Tag der Angelobung in einer Arena in Washington mit dem ausgestreckten Arm zackig „siegheilte” und sich dann mit den Worten „Ich danke euch, dass ihr das möglich gemacht habt” auf die Brust klopfte. Fast bekam man den Eindruck, dass Musk sich selbst für den siegreichen Präsidenten hielt. Musk, der auf X, vormals Twitter, von Neo-Nazi-Bewegungen für diese Hitler-affine Geste viel Applaus bekam und bekanntlich auch die deutsche AfD finanziell unterstützt hatte, blieb trotz der weltweiten Bestürzung nach diesem Auftritt schweigsam. Dass Impulskontrolle nicht seine Stärke ist, zeigte er ja schon mehrfach bei der Trump-Rally, wo er manchmal wie ein an fortgeschrittenem ADHS leidendes Kleinkind neben dem Podium, an dem Trump monologisierte, auf und ab gehüpft war. „In meiner ersten Amtszeit haben die alle gegen mich gekämpft”, hatte Trump bei einer Pressekonferenz Mitte Dezember geprahlt, „jetzt stellen sie sich alle bei mir an.”

Tatsächlich stellt diese digitale Machtkonzentration, deren Protagonisten in der Regel aus reinem Opportunismus handeln und die Trump nach seinem Gutdünken dirigieren kann, eine ernsthafte Bedrohung für die Werte der Demokratie dar. Vielfach wird in Medien von einer beginnenden Oligarchie unter Tech-Milliardären geschrieben. Und von einer Regierung, die im Begriff ist, eine radikale und bislang noch nie dagewesene Kehrtwende in der politischen Kultur einzuläuten, indem sie zu einem Bauchladen verkommt. Der Deal zwischen Trump und seiner toxischen Boyband lautet: „Donations” und Infiltrierung aller Kommunikationskanäle mit der rechtspopulistischen Trump-Ideologie und freie Fahrt für den Kapitalismus, keine oder kaum Restriktionen und ein paar prestigeträchtige Jobs in der Administration. Bekanntlich wird Musk sich mit einer 20-köpfigem Crew (vermutlich) im West Wing dem „Department of Government Efficiency” widmen, das den Kampf gegen „Verschwendung und Betrug” aufnimmt und Milliarden durch Jobabbau einsparen will.

„Ein neuer Sheriff ist in der Stadt” schrieb ein „Atlantic”-Kolumnist. Und er macht sich die Stadt, wie sie ihm gefällt. Moral war gestern.

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort