Morgenpost

Der dritte Mann und sein Konto

Nach dem Grasser-Urteil ist vor der Schadenersatz-Zahlung. Und hier könnte plötzlich ein unscheinbares Konto aus Liechtenstein ins Rampenlicht rücken.

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Am 24. November des Vorjahres hat die Justiz einen neuerlichen Anlauf versucht und mehrere medizinische Gutachten eingeholt. Das Resultat war das gleiche wie bei den vorangegangenen: Ernst Karl Plech, Immobilienmakler und Mit-Angeklagter in der Buwog-Affäre ist weder verhandlungsfähig noch vernehmungsfähig. Plech ist 80 Jahre alt und schwerkrank. Deswegen konnte er am Buwog-Prozess nur ganz zu Beginn teilnehmen und hat dabei doch eine zentrale Rolle eingenommen. Plech war einer der engsten Vertrauten von Karl-Heinz Grasser und Walter Meischberger. 

Der Ex-Finanzminister und sein Trauzeuge sind seit Ende März rechtskräftig wegen Untreue und Bestechlichkeit verurteilt. Der OGH hat Grasser zu vier Jahren und Meischberger zu drei Jahren Haft verurteilt. Außerdem müssen sie das Bestechungsgeld, dass sie rund um die Privatisierung der Bundeswohnungen im Jahr 2004 kassiert haben, zurückzahlen. Inklusive Zinsen beläuft sich der Schadenersatz, den die Republik fordert, auf 13 Millionen Euro. 

Mein Kollege Stefan Melichar und ich haben eine Staffel des Investigativ-Podcasts „Nicht zu fassen“ nun Karl-Heinz Grasser und der Buwog-Affäre gewidmet. Und weil wir beide offene Enden nicht mögen, kommen jetzt noch zwei Folgen dazu, die sich mit der OGH-Entscheidung und den juristischen Folgen beschäftigen. Folge 5 ist seit heute online. Das grande Finale kommt nächste Woche. 

Da geht es auch darum, wie die Republik Österreich an das Geld kommen will. Eine Nebenrolle spielt dabei: Ernst Karl Plech. Eines der Liechtenstein-Konten, auf denen die Buwog-Schmiergelder gelandet sind, lautete ursprünglich auf seinen Namen. Als die Affäre 2019 aufflog, meldete Plech der Bank in Liechtenstein, dass das Geld eigentlich Walter Meischberger gehört. Zum Zeitpunkt der Anklage lagen dort noch 664.483 Euro. Gehört das Geld in Wirklichkeit Plech, dann hat die Republik darauf möglicherweise keinen Anspruch, mangels Verurteilung fehlt ein Titel gegen Plech. Unter Anwälten macht derzeit wegen der Schadenersatzforderungen das Gerücht die Runde, Grasser und Meischberger könnten versuchen, sich an Plech schadlos zu halten. Grasser-Anwalt Manfred Ainedter dementiert dies auf profil-Anfrage: „Das ist derzeit kein Thema.“

Josef Redl

Josef Redl

Wirtschaftsredakteur. Davor Falter Wochenzeitung.