Eine Frau mit einer Corona-Schutzmaske über den Augen
Morgenpost

Corona: Die große Aufarbeitung der Maßnahmen, Fehler und Kränkungen

Politik, Gesellschaft und Wissenschaft plagen sich immer noch mit den Langzeitfolgen und Verirrungen der Pandemie.

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Wir wollen Ihnen bestimmt nicht den Wochenbeginn verderben, schlagen aber trotzdem vor, nach längerer Zeit wieder über Corona zu reden – weil es bald fünf Jahre her ist, dass die Pandemie begann, über den Planeten zu rollen begann, und weil das Coronavirus SARS-CoV-2 sowie die dadurch ausgelöste Krankheit Covid-19 die Politik, Gesellschaft und Wissenschaft immer noch in verblüffendem Ausmaß beschäftigen.

Nicht zuletzt deshalb widmet profil dem Thema seine dieswöchige Titelgeschichte und außerdem die zweite Folge des neuen profil-Wissenschafts-Podcasts. Denn der Nachhall der Pandemiejahre ist erheblich: Analysen zeigen, dass Wut, Ärger und Enttäuschung der Bevölkerung über – tatsächliche wie auch behauptete – Verfehlungen während der Krise die Ergebnisse der jüngsten Nationalratswahl maßgeblich beeinflussten. Psychologen wiederum warnen vor gravierenden Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. Und die Wissenschaft liefert der Reihe nach Studien mit teils erstaunlichen und sogar irritierenden Resultaten und betreibt, was vehement gefordert wurde: Aufarbeitung und eine Bilanzierung der Maßnahmen zur beabsichtigten Eindämmung der Pandemie.

Warum die Impfung nicht dauerhaft schützt

Um nur ein Beispiel zu nennen: Kürzlich erst erschien eine Studie, die einer interessanten Frage nachging: Weshalb hält die Wirkung der Impfungen nur relativ kurz an? Warum brauchen wir ständig Auffrischungen? Die Forschenden vermuten einen Zusammenhang mit bestimmten Immunzellen, die in Verbindung mit dem Immungedächtnis stehen. Menschen, die sich wiederholt impfen ließen und auch solche, die sich Infektionen einfingen, produzierten offenbar nicht genügend solcher Zellen, die zur Dauerhaftigkeit von Impfungen beitragen. Die Erkenntnisse könnten nun zur Entwicklung verbesserter Impfstoffe beitragen.

Internationale Wissenschaftergruppen lieferten zuletzt aber auch zahlreiche Arbeiten, die zentralen Fragen im Zusammenhang mit der Bewältigung der Pandemie nachgehen: Wie hoch war in welchem Land die Übersterblichkeit? Welchen Einfluss hatten die jeweils gesetzten Maßnahmen? Wie wirkte sich die jeweilige Impfquote aus?

Was schlummert noch im Tierreich?

Antworten auf solche Fragen sind zweifellos von eminenter Bedeutung, um mit einem für viele Menschen – wie auch die Wahlen zeigten – offenbar traumatischen Kapitel vielleicht doch abschließen zu können, und zwar auf Basis nüchterner Evidenz. Und um außerdem brauchbare Lehren für die Zukunft daraus ableiten zu können. Denn, soviel ist gewiss: Pandemien suchten unsere Spezies immer wieder heim, und irgendwann, hoffentlich in ferner Zukunft, wird wieder ein im Tierreich schlummerndes Virus seinen Weg zum Menschen finden.

Vorerst aber vor allem eine möglichst virenfreie Woche.

Alwin   Schönberger

Alwin Schönberger

Ressortleitung Wissenschaft