Fall von Online-Betrug
Cybercrime

So schreiben Betrüger auf Social Media: „Es ist sicher vallah“

Phishing-Angriffe auf Instagram: Betrüger legen gefakte Accounts an und tarnen sich als Freunde. Wer auf ihre Links klickt, riskiert wertvolle Daten preiszugeben.

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„Ich brauche deine Hilfe Bruder“, poppt eine Nachrichtenanfrage auf, „mein Konto wurde gehackt“. Einem 28-Jährigen Instagram-Nutzer kommt das verdächtig vor. Er wird aufgefordert, auf einen Link zu klicken, und für ihn abzustimmen „damit ich mein Konto bekomme bitte bro“.

Im ersten Moment wirkt der Account wie jener von seinem Freund. Nur der Username ist etwas anders. „Es war knapp“, sagt das potenzielle Betrugsopfer zu profil, fast hätte er auf den Link getippt. „Klicke einfach drauf“, versucht man ihn zu überreden: „Es ist sicher vallah.“ Vallah heißt so viel wie „ich schwöre“ und kommt aus dem Arabischen.

Das hätte Konsequenzen gehabt. Durch die Links versuchen Cyberkriminelle, an sensible Infos heranzukommen. Dort wird man etwa aufgefordert, sich mit seinen Zugangsdaten einzuloggen, um zum Beispiel für etwas abzustimmen. In dem Fall: Für die Entsperrung des Accounts seines Bekannten. Sind die Betrüger erfolgreich, können sie Telefonnummer, E-Mail-Adresse und möglicherweise gar hinterlegte Bankinformationen stehlen.

Der 28-Jährige Instagram-Nutzer hat alles richtig gemacht: Er hat den Fake-Account gemeldet und ihn anschließend blockiert.

Wie die polizeiliche Kriminalitätsstatistik 2023 zeigt, explodiert Cyberkriminalität. 2004 gab es noch 173 Anzeigen in dem Bereich, inzwischen ist die Zahl auf 65.864 gestiegen. Die Behörden haben Schwierigkeiten, die Anzeigenflut abzuarbeiten, die Zahl der ungeklärten Fälle steigt stark. Der Rechnungshof kritisiert in einem am Freitag der Vorwoche veröffentlichten Bericht, dass beim Innenministerium und beim Justizministerium zu wenig Personal zum Kampf gegen Internetkriminalität zur Verfügung steht – und die beiden Ministerien Aufholbedarf bei der Zusammenarbeit haben. 

Ganz untätig waren beide Ministerien freilich nicht. Im Innenressort wird eifrig IT-Personal rekrutiert und auch die Justiz stellt sich zunehmend auf die digitalen Delikte ein: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) entwickelte sich im vergangenen Jahrzehnt zu einer Art Cyber-Staatsanwaltschaft. Denn bereits ein Drittel ihrer Großverfahren führt die WKStA gegen Internetkriminelle. Wie die WKStA die Betrüger jagt, lesen Sie übrigens hier.

Ein Tipp zum Schluss: Sie haben die Möglichkeit, ihre Daten vor Instagram selbst zu schützen. Meta will die Daten seiner Nutzer:innen dafür nutzen, seine eigene Künstliche Intelligenz zu trainieren. So können Sie Instagram widersprechen – direkt am Handy:

  1. Rufen Sie ihr eigenes Profil auf
  2. Öffnen Sie „Einstellungen und Aktivitäten“ (über das Burger-Menü rechts oben)
  3. Scrollen Sie nach unten zu „Info“ und wählen dort „Datenschutzrichtlinie“ aus
  4. Tippen Sie auf den Link „Widerspruchsrecht“ und füllen Sie das Formular aus

Bleiben Sie skeptisch!

Elena Crisan

Elena Crisan

Wenn sie nicht gerade für den Newsletter "Ballhausplatz" mit Politiker:innen chattet, schreibt sie im Online-Ressort über Wirtschaft und Politik.