Morgenpost

Der Gurkenprinz

Was der heutige Popcorn-Liebhaber-Tag mit Burgenlands SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil zu tun hat. Und warum Karl Nehammer mit der Zukunft der Nation noch lange nicht abgeschlossen hat.

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Wer weiß, woran Bob Matthews aus Rochester im US-Bundesstaat New York gedacht hat, als er den jeweils zweiten Donnerstag im März zum Tag der Popcorn-Liebhaber ausrief, der dieses Jahr auf den heutigen Donnerstag fällt. Vielleicht an Hans Peter Doskozil? Und wieso an ihn? Nun, wegen der vielen Geschichten aus dem Burgenland. Man denkt derzeit immer an irgendwelche Geschichten aus dem Burgenland, sobald man das Radio, den Fernseher oder das Internet startet. Allüberall, Dreischritt marsch: Doskozil. Großes Kino. Popcorn. Hollywood ist nichts dagegen, wie Doskozil bei jeder passenden und, weitaus öfter, unpassenden Gelegenheit den ewigen Kampf der Mächte des Guten gegen die Mächte des Finsteren inszeniert. Mit ihm selbst naturgemäß in mindestens Superman-ähnlicher Rolle. „In Wirklichkeit sind wir alle Prinzessinnen“, bekannte er unlängst. Das Ablenkungsmanöver flog frühzeitig auf, weil Doskozil bekanntermaßen eher eine Mischung aus kanadischem Holzfäller und Braunbär ist. „Gurkenprinz“, so heißt eine beliebte Gemüsespezialität im Glas, die unter der pannonischen Sonne reift.

Kommt die Rede auf den burgenländischen Landeshauptmann, bilden sich schnell zwei Fraktionen. Die einen sagen: „Ach, Gottchen, der Dosko!“, womit sie den Wunsch bekunden, der Dosko möge im Eisenstädter Landeshauptmannbüro tagsüber seiner Landeshauptmannarbeit nachgehen und nach Feierabend ein spannendes Buch lesen oder mit seinem Salzburger SPÖ-Spezi David Egger eine Partie Fern-Schach spielen. Und Pamela Rendi-Wagner, die erste Frau an der Spitze der SPÖ, ins Nachtgebet einschließen. Die anderen decken einen mit Vermutungen und Wünschen zu: Dosko for SPÖ-Präse! Unfreundliche Übernahme des sozialdemokratischen Parteivorsitzes qua schierer Präsenz!

Kommende Woche wird sich Doskozil in eine Welt herablassen, die aus Sicht des Burgenländers alles andere als perfekt ist: Auf Einladung von Rendi-Wagner werde er, ließ Doskozil unlängst verlauten, am SPÖ-Präsidium teilnehmen, weil es (oder doch eher er?) wichtig für die Zukunft der Sozialdemokratie sei.

profil hat dem Mann aus dem Burgenland, dem die burgenländische Welt inzwischen offenkundig zu klein geworden ist, diese Woche eine Titelgeschichte gewidmet. Kollegin Iris Bonavida interviewte Doskozil in Eisenstadt. Eva Linsinger analysiert die seit Jahren schwelende Führungsfrage innerhalb der Sozialdemokratie, während Rainer Nikowitz munter am Kandidatenkarussell dreht, bei dem Doris Bures eine Nebennebenrolle spielen darf.

Insofern will man es gar nicht so genau wissen, was wohl Jeff Goldblatt, einem Unternehmer aus Atlanta, US-Bundesstaat Georgia, vorschwebte, als er den Finde-dich-damit-ab-Tag ins Leben rief, der ebenfalls an diesem Donnerstag begangen wird. Goldblatt erfand den Get-Over-It-Day 2005. Er kann also unmöglich an Karl Nehammer gedacht haben, der am morgigen Freitag seine „Rede zur Zukunft der Nation“ halten wird.

Einen schönen Tag wünscht

Wolfgang Paterno

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.