Die SPÖ und der Video Assistent Referee
Schöner hätte sich Klaus Luger sein Wochenende kaum vorstellen können. Es begann am Samstagvormittag damit, dass der Linzer Bürgermeister als Hausherr die Delegierten des SPÖ-Parteitages im Design Center begrüßte. „Das ist eine besondere Aufgabe“, sagte er am Rednerpult.
Knapp fünf Stunden später stand Luger dann nicht mehr auf der Bühne, sondern in der ersten Reihe unmittelbar davor. Luger klatschte Hans Peter Doskozil zu, dessen „Lebenstraum“ Realität geworden und zum neuen SPÖ-Chef gewählt worden war. Luger hatte Doskozil offen unterstützt, schon in der Vergangenheit war er in Asyl- und Sicherheitsfragen mit ähnlichen Ansagen wie der burgenländischen Landeshauptmann aufgefallen.
Am Tag nach dem Parteitag tauschte Luger seine hellgraue Krawatte gegen einen blau-weißen Schal und besuchte das letzte Saisonspiel des FC Blau-Weiß Linz in der 2. Liga. Der 62-Jährige war schon zu Zeiten Fan, da mühte sich der Klub noch in der Regionalliga ab. Am Sonntag gelang ihm die Sensation, mit 2:1 gewann die Mannschaft gegen die Amateure des SK Sturm Graz und fixierte damit den Aufstieg in die Bundesliga. Der Siegtreffer gelang den Linzern fünf Minuten vor Schluss, ob der Kopfball von Danilo Mitrovic wirklich vollumfänglich hinter der Linie war, ist allerdings fraglich. Es war eine Art Wembley-Tor.
Von derartigen Unklarheiten werden die Blau-Weißen in der kommenden Saison wohl nicht mehr profitieren. Denn in der Bundesliga gibt es, anders als in der 2. Liga, den Video Assistent Referee (VAR). Strittige Entscheidungen werden also bei den Spielen der Blau-Weißen in der kommenden Saison überprüft. In einem Kammerl in Meidling stecken dann drei Schiedsrichter ihre Köpfe zusammen und bewerten die Situation anhand von hochaufgelösten Videoaufnahmen neu.
Am Montagabend, Lugers herrliches Wochenende schien Jahre her, erklärte der Bürgermeister in „Oberösterreich Heute“ die Auszahlungspanne beim Parteitag. Diese sei „extrem peinlich“, er entschuldigte sich bei den Funktionärinnen und Funktionären der SPÖ und bei den Leuten, die die Partei unterstützen. Andreas Babler sei jetzt der demokratisch-legitimierte Parteichef, es gehe darum, das Image der Partei wieder zu reparieren.
Am Dienstag trat dann die SPÖ-Version des VAR zusammen. Die Wahlkommission zählte abermals alle am Parteitag abgegebenen Wahlzettel, über drei Stunden tagte das Gremium in der Löwelstraße und bestätigte daraufhin den Zahlendreher, Babler hatte mehr Stimmen erhalten. Um 15:15 stellte sich der Traiskirchner Bürgermeister, er ist übrigens Fan des FC St. Pauli und des SK Rapid, als Parteichef vor die Presse. „Das Comeback der Sozialdemokratie startet hier und heute“, sagte er.
Im Fußball ist der VAR nicht unumstritten. Immer wieder werden die Entscheidungen kritisiert, sie würden zu lange dauern. Drei Minuten warten zu müssen, bevor man weiß, ob ein Tor gilt oder nicht, sei zu lange, sagen Fans im ganzen Land. Sie sollten froh sein, dass die Videoschiedsrichter in einem Meidlinger Keller sitzen, und nicht in der SPÖ-Parteizentrale.
Moritz Ablinger