Und was hat Putin als nächstes vor?
Es ist also eingetreten, was niemand so recht wahrhaben wollte: Heute in einer Woche jährt sich Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine zum ersten Mal. Dass die “Spezialoperation”, wie der russische Präsident Wladimir Putin den Angriff zu Beginn seines Feldzugs bezeichnet hat, nur wenige Tage, vielleicht Wochen dauern würde, daran hat aber auch schon am 24. Februar 2022 kaum jemand geglaubt. Heute weiß man, dass der blutige Konflikt wohl nicht so schnell enden wird – da können Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer noch so viele Petitionen ("Manifest für Frieden") starten. Denn: Putins Russland hat gar kein Interesse, in ehrliche Friedensverhandlungen zu treten. Darüber sind sich Expertinnen und Experten längst einig. Eher es das Gegenteil der Fall, wie meine Kollegin Franziska Tschinderle jüngst im Fall der Republik Moldau recherchiert hat. profil widmet dem Krieg in Europa eine Schwerpunktausgabe, die ab morgen online und als E-Paper, ab Sonntag auch in gedruckter Form für Sie verfügbar sein wird.
Wie klein sich eine Welt anfühlt, in der alles mit allem zusammenhängt, merkte man nach dem verheerenden Erdbeben vom 6. Februar in der Türkei und in Syrien – und der großen Hilfsbereitschaft, die man in den vergangenen Tagen beobachten konnte. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind insgesamt etwa 23 Millionen Menschen betroffen, die Vereinten Nationen gehen von bis zu 50.000 Toten aus. Die Hebamme Aisha, die mit der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" arbeitet, berichtet aus der nordsyrischen Stadt Azaz und schreibt: "Es fühlte sich wie der Weltuntergang an." Die Einreise nach Österreich soll für Erdbebenopfer nicht erleichtert werden, hat ÖVP-Innenminister Karner diese Woche klargestellt, auch wenn man sich bemühen will, die Visumsanträge “raschestmöglich” zu erledigen. In Österreich würden die gleichen Regeln wie vor der Naturkatastrophe gelten, auch wenn die Betroffenen hierzulande Angehörige haben. Vorschrift bleibt Vorschrift, Österreich bleibt Österreich.
Während Aktivistinnen und Aktivisten der “Letzten Generation” in den vergangenen Tagen wieder Schwerpunktaktionen lancierten, haben meine Kolleginnen Franziska Dzugan und Christina Hiptmayr mit der bekannten deutschen “Fridays For Future”-Aktivistin Luisa Neubauer einen Podcast aufgezeichnet (den Sie hier hören können). Neubauer, die mit ihrem aktuellen Buch (“Gegen die Ohnmacht: Meine Großmutter, die Politik und ich”) Anfang März nach Wien kommen wird, gibt im launigen Gespräch Einblick in ihren Aktivismus und sagt: “Es ist bequem, den Klimaaktivistinnen Fanatismus zu unterstellen, nur um sich in der Gewissheit zu wiegen, dass man sich selbst nicht kümmern muss.” Mehr zu Luisa Neubauer lesen Sie ebenfalls in der kommenden profil-Ausgabe. Der nächste weltweite Klimastreik findet übrigens am 3. März statt.
Bevor wir Sie ins Wochenende entlassen, möchte ich Ihnen noch einen wunderbaren neuen Popsong ans Herz legen, den ich seit Tagen in Dauerschleife höre. Die US-amerikanische Musikerin Elizabeth Woolridge Grant, besser bekannt unter ihrem Künstlerinnennamen Lana Del Rey, schafft es, in sieben Minuten und 13 Sekunden einen kompletten Rundgang durch ihr bisheriges Schaffen zu gestalten. So beginnt “A&W” als Singer-Songwriter-Miniatur, spielt mit klassischen Folk-Rock, danach gibt die Sängerin die unnahbare Diva, nur um am Ende zwischen Trap und Rap zu pendeln. Ihr neues Album (“Did You Know That There’s a Tunnel Under Ocean Blvd”) wird am 24. März erscheinen. Wir freuen uns darauf.
Einen erholsamen Start ins Wochenende wünscht
Philip Dulle