Morgenpost

Einen Schluck Eistee gegen die Klimakrise?

Überflutungen als Folge des Klimawandels haben verheerende Auswirkungen auf das Leben der Bevölkerung des Südsudan. Warum wir Wetterextreme nicht mit einem Einkauf im Drogeriemarkt verhindern können.

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Straßen und Felder sind überflutet, Häuser und Schulen zerstört. Gesundheits- und Wasserversorgung sind nicht mehr gewährleistet: 900.000 Menschen sind mittlerweile von Überschwemmungen im Südsudan betroffen. Das jüngste Land der Welt leidet unter sintflutartigen Regenfällen, die das vierte Jahre in Folge auftreten – und weiten Teilen der Bevölkerung ihre Existenzgrundlage rauben.

Die Häufigkeit solcher Extremwetterereignisse wird durch den Klimawandel gesteigert: Schon eine globale Erhöhung der Durchschnittstemperatur von einem Grad kann enorme Auswirkungen auf Faktoren haben, die das Wetter beeinflussen, so Fachleute. Die Folgen der Klimakrise in Afrika zeigen sich aktuell vor allem in Extremen im Wasserhaushalt: Einerseits leiden Menschen in Äthiopien, Somalia oder in Teilen Kenias unter mehrjährigen schweren Dürreperioden. Auf der anderen Seite gibt es neben dem Südsudan auch in Nigeria, dem Kongo und Burundi erhebliche Überschwemmungen.

Was jede und jeder Einzelne von uns gegen Überflutungen, Dürren, Hitzewellen oder Stürme tun kann? Eistee trinken, Babybrei füttern oder Milch kaufen. Zumindest wird uns das bei einem Einkaufsbummel in der Drogerie oder im Supermarkt suggeriert. Denn immer mehr Produkte bezeichnen sich als „klimapositiv“: Mit dem Kauf einer Dose Eistee der Marke „all i need" - versehen mit einem solchen Label - etwa soll mehr Treibhausgas eingespart werden als bei der Herstellung verursacht wird. Können wir den Klimawandel und seine Folgen damit stoppen? Nein, sagen Fachleute. Denn eine glaubwürdige Strategie, die eigenen Emissionen zu verringern, steckt hinter derartigen Labels oft nicht, wie Sie hier nachlesen können.

Doch genau das bräuchte es, um die Pariser Klimaziele - die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen - zu erreichen. Und um Wetterextremen wie den aktuellen Überschwemmungen in der Sahelzone entgegenzuwirken. Der Klimawandel und daraus resultierende Umweltschäden bringen schließlich auch folgenden Aspekt mit sich: Sie gefährden die Ernten und damit die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung im Südsudan massiv. Der Hunger im Land zwingt immer mehr Menschen zur Flucht.

Ein Thema, mit dem sich der Migrationsexperte Gerald Knaus im aktuellen profil befasst – allerdings in einem etwas anderen Kontext. In unserer „Streit“-Rubrik geht er der Frage nach: „Wen soll Europa hereinlassen?“ Und, so viel sei bereits verraten, auch in der kommenden profil-Ausgabe werden zentrale Fragen in punkto Migration behandelt, die in der innenpolitischen Debatte Einhalt gefunden haben. Etwa: Warum gibt es derzeit so viele neue Asylanträge? Und: Inwiefern unterscheidet sich die momentane Situation von 2015?

Eistee (ob „klimapositiv“ oder nicht) wird hingegen keine Rolle spielen – auch das kann ich bereits vorwegnehmen.

Einen schönen Donnerstag!

Katharina Zwins

Katharina Zwins

war Redakteurin bei profil und Mitbegründerin des Faktenchecks faktiv.