EM 2024: Top, die Wette gilt!
Es ist wahr: Die profil-Redakteurin, die Sie normalerweise mit Taylor Swift-Analysen zutextet, meldet sich ausnahmsweise mit Fußball. Schalalalala, yeah, Sport! Endlich kann an den zentralen Orten des Landes ordentlich gefeiert werden, raus aus dem T-Shirt und Sprechgesänge: „Schiri wir wissen, wo dein Auto steht!“ Die Europameisterschaft startet heute, um 21:00 Uhr ist Anpfiff in München, Gastgeber Deutschland trifft auf Schottland.
Freuen tut das nicht nur den durchschnittlichen Fußball-Connaisseur, sondern vor allem die Wettanbieter. „Wenn das Fußballfieber steigt, steigt auch das Wettfieber“, sagt Dorothea Aschke von der Landesstelle für Suchtfragen in Baden-Württemberg gegenüber dem SWR. Die Forschung zeige, dass fast die Hälfte aller Sportwetter auch ernsthafte Suchtprobleme entwickelten.
Rund 100.000 Menschen sind in Österreich wettsuchtgefährdet. Besonders viele von ihnen sind junge Männer zwischen 18 und Mitte 30, sportinteressiert, oft selbst Amateursportler. „Der erste Kontakt mit Sportwetten ist relativ unspektakulär“, so Monika Lierzer im ORF, klinische Psychologin und Leiterin der Fachstelle für Glücksspielsucht in der Steiermark. Die meisten würden gemeinsam mit Freunden zunächst auf ihre Lieblingsmannschaft eine Wette platzieren, haben dann möglicherweise Erfolg und freuen sich, gewonnen zu haben.
Sportwetten gelten in Österreich als „Geschicklichkeitsspiel“, wie Billard oder Schach. Deswegen fallen sie nicht unter das Glücksspielgesetz, sie werden nicht wie das Glücksspiel höher besteuert, es gibt keinen Spielerschutz und kein staatliches Monopol. EU-weit ist das einzigartig, überall sonst gelten Sportwetten klar als Glücksspiel. Dazu kommt: In Österreich sind Sportwetten Ländersache, teilweise werden sie gar keinen Regelungen unterworfen.
Derweil buttern Wettanbieter Millionen in Werbung. Gerade zur EM gibt es dutzende Angebote für Neukunden, verlockende Specials oder Boni. Das subtile Versprechen: Reich werden, ganz allein durchs Fußball schauen. Als „Swiftie“, die schon zu viel Geld für Konzertkarten auf suspekten Ticketbörsen ausgegeben hat, rate ich: manchmal ist das Geld woanders doch besser aufgehoben.