Morgenpost

Fake News können teuer werden

“Fox News” muss wegen Falschbehauptungen mehrere hundert Millionen Dollar zahlen. Pop-Superstar Drake sieht sich mit einem Fake-Song konfrontiert.

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Nicht, dass es jetzt eine Überraschung ist. Fake News können teuer werden. Nicht nur für die Demokratie, für den öffentlichen Diskurs und die Debatte. Sondern auch wirklich. Finanziell. (Deswegen: profil.at/faktiv)

Der US-amerikanische Fernsehsender “Fox News”, der durch seine Trump-Nähe bekannt ist, muss dem Wahlmaschinen-Hersteller Dominion nun eine saftige Entschädigungszahlung leisten. Der Fernsehsender hat nach der Wahl 2020 mehrfach behauptet, dass die US-Wahl gefälscht gewesen sei - und die Wahlmaschinen dafür verantwortlich gemacht. Einer der größten Nachrichtensender der USA als Fake-News-Schleuder. Mehr als 1,6 Milliarden Dollar wollte der Hersteller von Wahlmaschinen von “Fox News”, ein monatelanger Gerichtsprozess stand ins Haus, die US-Presse hatte schon ihre Korrespondenten entsendet. 

Nach stundenlangen Verhandlungen zwischen den Anwaltteams beider Seiten einigte man sich am Dienstag schließlich auf einen Vergleich. Der für den Fernsehsender, der zum Medienimperium von Rupert Murdoch gehört, teuer wurde. 787,5 Millionen Dollar muss “Fox News” zahlen.

Beim Prozess wäre es in Delaware zu peinlichen Aussagen von "Fox-News"-Stars und Rupert Murdoch gekommen. Und für “Fox News” hätte es eventuell einen Schuldspruch gegeben, den man nun vermeiden konnte. 

Für die USA ist das ganze natürlich nur ein weiterer Schritt im ganzen Trump-Spektakel aus Destruktion, Chaos und der Lüge als politisches Stilmittel. Und es schaut, Stand heute, ganz danach aus, als ob es auch im kommenden Jahr zu einer Neuauflage von Joe Biden gegen Donald Trump kommt - bei allen Kandidaten, die bislang schon ihr Interesse bekundet haben. Einen Überblick über den Stand finden Sie hier.

“Fox News” wird da als Fake-News-Schleuder weiter mitmischen im politischen Betrieb und den Wahlkampf, Trump - auch er steht ja vor Gericht - wird weiterhin die Rechtmäßigkeit der Wahl 2024 in Zweifel ziehen. 

Was für den Nachrichtensender teuer war - und einen Netflix-reifen Gerichtsprozess abgewendet hat - berührt aber eine Grundfrage. Wie umgehen mit Falschbehauptungen? 

Das Problem wird nicht kleiner, sondern größer. Und wie können wir in Zeiten von Künstlicher Intelligenz noch richtig von falsch unterscheiden? Texte, Bilder, Dokumente, Videos. Authentizität ist einfach vorbei.

 

Gestern habe ich von einem Fotografen gelesen, der einen Fotopreis in Deutschland gewonnen hat. Das Bild: Per KI erstellt (er hat den Preis dann nicht angenommen). Was, wenn aus bösen Gerüchten schnell mal vermeintlich reale Bilder werden? 

Oder was, wenn ein Musik-Superstar wie Drake seinen eigene Stimme in einem Fake-Duett mit The Weeknd hört, den er nie eingesungen hat? (Wie gerade tatsächlich geschehen). Oder wenn dann an einem Wahlabend Bilder von Wahlfälschungen auftauchen, die so nie stattgefunden haben?

Wir stehen am Anfang der KI-Revolution, sie wird uns alle betreffen. Journalisten, Musiker, Politiker. Sie kann uns helfen, oder unsere bekannten Systeme gefährden und hinwegspülen. Faktenchecks wird das Material so schnell nicht ausgehen. Dagegen war der Prozess “Fox News” gegen Dominion noch ein Kinderspiel. 

Sebastian Pumberger

Sebastian Pumberger

war von Jänner 2022 bis Juni 2023 bei profil. Davor war er bei der Tageszeitung "Der Standard".