Für Fehler schon zu groß
Es gibt Zeiten, die fühlen sich ungewiss an oder verwirrend, und es gibt welche, in denen Schweizer Banken eingehen. Schweizer Banken! Das ist, zumindest in meiner, womöglich laienhaften Vorstellung, ungefähr so, als würde Beton in der Frühlingsluft schmelzen (übrigens: fröhliches Äquinoktium!). Also ja: eigentlich unvorstellbar. Nach der Übernahme der notleidenden Credit Suisse durch die UBS sind aber auch die womöglich professionellen Anleger an den Börsen noch nicht ganz sicher, was sie von derart unerhörten Umständen halten sollen. Die Kurse flatterten gestern jedenfalls wie die Schmetterlinge im Märzföhn. Kein Wunder: Immerhin galt die Credit Suisse, deren sagenhafte, fast 167-jährige Geschichte am Wochenende ziemlich klanglos im Portfolio ihrer größten nationalen Konkurrenz endete, auf gut Schweizerdeutsch immer als too big to fail.
Aber etwas ganz Ähnliches galt lange auch für zwei andere Nachrichtentitanen dieser Tage, und auch in deren Fällen gilt es womöglich nicht mehr. Da wäre einmal die niederösterreichische Volkspartei, die sich aus Gründen der eigenen Systemrelevanz mit ihrer größten nationalen Konkurrenz zusammengetan und ein Paket geschnürt hat, das sich noch als wegweisend herausstellen könnte – wobei wir etliche Stücke dieses Wegs lieber nicht mitgehen möchten.
Zweitens wäre da noch der ewige Donald Trump, der für heute, Dienstag, seine eigene Verhaftung vorausgesehen und vorsorglich zum öffentlichen Aufstand gegen dieselbe aufgerufen hat. Ob den ehemaligen US-Präsidenten die Affäre um eine ehemalige US-Pornodarstellerin, der er nach einer sexuellen Begegnung ein Schweigegeld aus dem eigenen Wahlkampfbudget gezahlt haben soll, tatsächlich hinter schwedische Gardinen führt, lässt sich im Moment noch nicht abschätzen. Aber die politischen Aktien des Herrn Trump standen wohl schon höher, im Anlegerjargon wäre jetzt wohl eine gute Gelegenheit, ihn zu shorten.
Um dieses kleine ABC des Scheiterns abschließend mit einer Lehre zu verbinden, hier noch ein Merkspruch aus dem Oeuvre der Schweizer Bestseller-Autorin Johanna Spyri. Eine gewisse „Heidi“ erklärt da dem sogenannten „Geissenpeter“ die Grundzüge der deutschen Sprache. Konkret geht es in der Folge um das Scheitern am ABC – und dessen Folgen: »Geht heut das A B C noch nicht, kommst morgen du vors Schulgericht. / D E F G muss fließend sein, sonst kommt ein Unglück hintendrein.“ Wir ersparen Ihnen den Rest, es geht ungefähr in dieser Tonart weiter. Ja, so klingt schwarze Pädagogik. Apropos: Im Bildungskapitel des niederösterreichischen VP-FP-Arbeitsprogramms („Niederösterreich weiterbringen“) ist als eines von 16 zentralen Regierungsvorhaben notiert: „Jedes Kind soll Schwimmen als lebensnotwendige Fähigkeit erlernen.“ Zur Not halt auf der Nudelsuppe (Kapitel „Tourismus und Gastronomie“: „Um die Wirtshauskultur auch in Zeiten der Teuerung aufrecht zu erhalten, wird eine Wirtshaus-Prämie erarbeitet. Voraussetzung ist, dass der neue Wirt ein traditionelles und regionales Speisenangebot aufweist.“)
Ich wünsche Ihnen einen stabilen Dienstag – und dass Ihnen der Appetit nicht vergeht!
Ihr Sebastian Hofer
PS: Heute ist nicht nur Frühlingsbeginn, sondern auch Welt-Down-Syndrom-Tag. An diesem Tag soll die Aufmerksamkeit auf die Situationen und die Herausforderungen gerichtet werden, mit denen Menschen mit Down-Syndrom konfrontiert sind. Darauf weist auch die neue Image-Kampagne des Vereins „Down Syndrom Wien“ hin, an der der langjährige profil-Fotograf Philipp Horak federführend beteiligt war: Down-Syndrom – na und?