Fleisch aus dem Labor
Morgenpost

Her mit dem Schnitzel aus dem Labor!

In Brüssel wurde gestern heiß diskutiert: Soll In-Vitro-Fleisch bald auf Europas Tellern landen?

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In Tel Avivs Gourmet-Tempeln wird man es bald serviert bekommen: Saftiges Ribeye-Steak, gezüchtet im Labor. Israel erteilte vergangene Woche als einer der ersten Staaten weltweit die Zulassung für Laborfleisch; die Schweiz könnte bald folgen. Einen Stall hat das Steak des israelischen Startups Aleph Farms nicht gesehen, aber auch keinen qualvollen Tiertransport durch halb Europa und keinen Schlachthof. Das Unternehmen verspricht auf seiner Website, die benötigten befruchteten Eizellen von lebenden Kühen zu sammeln – und einen pflanzlichen Ersatz für das Blut von Kälberföten gefunden zu haben, der bislang häufig für die Aufzucht der Fleischstücke in der Petrischale verwendet wurde.

Widerstand aus Österreich

Werden Fleischlaberl aus dem Labor auch bald auf den Tellern Europas landen? Darüber diskutierten die EU-Agrarministerinnen und -minister gestern auf Anregung von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) in Brüssel. Für die Zulassung wäre vor allem eine positive Sicherheitsbewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit notwendig. In Österreich, Italien, Frankreich und weiteren zehn Ländern formiert sich nun Widerstand: In-vitro-Fleisch greife "unsere natürliche Lebensmittelproduktion an”, so Totschnigs zentrales Argument.

Wie so oft in der Agrarpolitik schreien die Bewahrer des Status Quo am lautesten. Dabei landet aktuell mehr als die Hälfte des EU-weit produzierten Getreides in den Futtertrögen – in Zeiten der Klimakrise und des grassierenden Übergewichts in der Bevölkerung ein System, das man durchaus hinterfragen kann.

Weniger Tierleid

Ob Laborfleisch oder Alternativen aus Soja, Erbsen- oder Weizenprotein: Alles, was den enormen Fleischkonsum Europas und das damit verbundene Tierleid reduziert, kann uns nur willkommen sein. Haben Sie schon einmal ein veganes Burger-Patty bei einer der zahlreichen Burgerketten probiert? Es schmeckt gar nicht so schlecht. Ganz ohne Laborfleisch glücklich wurde mein Kollege Stephan Graschitz beim Besuch der Gastwirtschaft Floh in Langenlebarn. Thema: Richtig gut vegan speisen.

Einen genussvollen Mittwoch!

Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.