Hochwasser konnte die blaue Welle kaum brechen
Mehr als zwei Wochen ist es mittlerweile her, dass ein Jahrhunderthochwasser weite Teile Ost-Österreichs überflutet hat. 2400 Personen mussten aus ihren Wohnungen und Häusern evakuiert werden, fünf Menschen hat die Flut das Leben gekostet. Versicherungen sprachen von einem Verlust von mehr als 500 Millionen Euro.
Das Hochwasser war an jenem Wochenende allerdings nicht nur eine Naturkatastrophe. Trotz des offiziell unterbrochenen Wahlkampfes wussten Politiker:innen, sich in der Krise als Helfer:innen zu inszenieren. Bundeskanzler Karl Nehammer besuchte die Hochwassergebiete in Niederösterreich, traf die Landeshauptleute von Wien und Niederösterreich und sagte die meisten Termine ab, die nichts mit dem Hochwasser zu tun hatten.
SPÖ-Chef Andreas Babler war als Bürgermeister in Traiskirchen als Feuerwehrmann im Hochwassereinsatz. Der freiheitliche niederösterreichische Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo Landbauer hingegen besuchte betroffene Hochwassergebiete in Bootsschuhen und Parka und sorgte mit seinem „schicken“ Outfit online für Augenverdrehen vieler User:innen. FPÖ-Chef Herbert Kickl machte einen Spaziergang im Wald und richtete eine Grußbotschaft an seine Follower:innen auf Social Media aus: „Solltet ihr unterwegs sein, passt gut auf Euch auf und kommt gesund nachhause!“ Kurz vor dem Unwetter fiel Kickl wieder damit auf, die Klimakrise als „Hysterie“ zu bezeichnen.
Würde dieses etwas unbeholfene Verhalten den Freiheitlichen im Wahlkampf nach dem Hochwasser schaden? Die Wahlergebnisse widerlegen diese Vermutung – vor allem im betroffenen schwarz-blauen Bundesland Niederösterreich verlor die Partei keine Stimmen. Im Gegenteil: Die FPÖ machte in vielen betroffenen Gemeinden ein ordentliches Plus, die ÖVP verlor auch hier an Prozentpunkten.
In Tullnerbach bleibt die Volkspartei zwar mit 27,87 Prozent stimmenstärkste Partei, verlor aber 12,87 Prozentpunkte. Auch in der benachbarten Gemeinde Sieghartskirchen schien das Hochwasser der FPÖ nicht zu schaden: Die Freiheitlichen wurden mit 32,75 Prozent am häufigsten gewählt und machten ein Plus von 13,63 Prozentpunkten, die Volkspartei kam auf 31,05 Prozent und verlor 11,60 Prozentpunkte. In Judenau-Baumgarten verlor die ÖVP 10,99 Prozentpunkte, die FPÖ machte ein Plus von 9,20.
Die schwarze Niederlage zieht sich also durch die betroffenen Hochwassergebiete. Selbst in Klosterneuburg machte die Volkspartei ein Minus von 6,81 Prozentpunkten, die Freiheitlichen dafür ein Plus von 6,91.
Zwar wählen im Großteil der niederösterreichischen Gemeinden nach wie vor die meisten Wähler:innen schwarz, die Verluste sind allerdings auch hier unübersehbar – und hinterlassen einen Eindruck.