US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris lacht
Morgenpost

Wo geht’s hier nach Kamalot?

Adenauer-Momente und die Mutterkeule. US-Vizepräsidentin und Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris' Kampagnenschwung.

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„Ich kenne einen Sofafucker, wenn ich einen sehe, Leute!” Der Comedystar Chelsea Handler (fünf Millionen Follower) hassliebt Trumps „running mate” und möglichen Vize J.D. Vance auf ihrem Instagram-Account bereits so sehr, dass ihre Augen bei der bloßen Erwähnung seines Namens in Zerstörungs-Fröhlichkeit leuchten.

Handler spielt damit auf die Memoiren von Trumps neuem Bestie mit dem neckischen Titel „Hillbilly Elegy” an, wo J. D. Vance angeblich einen sexuellen Übungsgang beschrieb, der eine Couch und einen Latex-Handschuh involviert. Die Briten pflegen in solchen Fällen mit der verbalen Abwehrgeste „Way too much information” elegant abzuwinken. Wie sich später herausstellen sollte, nicht mehr als ein Gerücht, aber natürlich bereits Comedy-Material.

Das nur als mäßiger „Funfact” nebenbei (der eben in sämtlichen Late-Shows Furore macht), denn de facto versuchte der republikanische Meinungs-Zelig die Rivalin „des American Hitler“ (so nannte Vance einst Donald Trump in den sozialen Medien) sofort nach der Methode unterste Schublade zu desavouieren. Sie sei eine „kinderlose Katzen-Lady”, die deswegen keine Ahnung habe, wie man eine Supermacht zu führen habe. Klar doch, kennen wir schon: Weiße, aufgeregte Männer (egal in welcher Alterklasse) werfen Frauen gerne vor, dass sie sich nicht fortpflanzen. Auch in Österreich und Deutschland scheint die Überzeugung besonders tief verankert zu sein, ohne Mutterschaft nur eine halbe Frau zu sein, die obendrein gerne als kalt, karrieregeil oder einfach nur egoistisch stigmatisiert wird. Selbst die ansonsten nicht konservativer Engstirnigkeit verdächtige Parteichefin der Neos Beate Meinl-Reisinger warf in eine politische Debatte als Argument ein, dass sie nicht von „kinderlosen Karrieristen” regiert werden möchte, wobei sie sich dabei auf beide Geschlechter bezogen hatte. 

Mit dem Vorwurf, auf Grund von Kinderlosigkeit an mangelnder Führungskompetenz zu laborieren, sah sich auch die einstige britische Premierministerin Theresa May vor ihrer Bestellung seitens ihrer Kandidatur-Rivalin lauthals konfrontiert, was der „Guardian” damals völlig zu Recht als „heidnisch und dumm” verdammte.  Die „kinderfreie” (so der politisch-korrekte Terminus) Angela Merkel blieb da die angriffsbefreite Ausnahme: Der langjährigen deutsche Kanzlerin wurde auf Grund ihrer uneitlen Bedächtigkeit der Beiname „Muttchen der Nation” verpasst. 

„Was ist mit dir, du Vollkoffer?” richtete sich Chelsea Handler an Vance, „hast du überhaupt eine Ahnung, dass der erste Präsident George Washington auch keine Kinder hatte, sondern zwei Stiefkinder, so wie jemand, den du demnächst sehr gut kennen lernen wirst.” Und fügte hinzu: „Und vielleicht weißt du auch, du Nuthead, warum bis jetzt keine Mutter Präsidentin der Vereinigten Staaten war!”

In einem Artikel für „The Atlantic” hatte der Yale-Absolvent und Autor Vance übrigens Trump einst als „Opioid für die Massen“ beschrieben, der „für jedes noch so komplexe Problem eine supersimple Lösung parat hat. Er zeigt nie, wie sein Plan genau funktionieren wird, denn er hat einfach keinen.”

Eine besseren Kampagnenmitarbeiter konnte Kamala Harris mit Vances Adenauer-Attitude („Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?”) gar nicht bekommen.

„Willkommen in Kamelot!” titelte das „New York Magazine” und zeigt eine lachende Harris, die auf einer Kokosnuss thront, als Hint in Richtung Monty Pythons Comedyklassiker „Die Ritter der Kokosnuss”.  

Und Harris‘ Ehemann Douglas Emhoff zeigt in einem viral gegangenen Clip, dass er durchaus satisfaktionsfähig ist. Dort wendet er sich an Trump und meint: „Bemühen Sie sich nicht unnötig, den Namen meiner Frau richtig aussprechen zu können. In kürze werden Sie ohnehin mit „Madame President” über die Runden kommen müssen.”

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort