Kauf dir ein Eis!
Na, haben Sie schon nachgesehen? Wissen Sie inzwischen, wo Sie, stromverbrauchstechnisch, im Vergleich zur durchschnittlichen österreichischen Dreikopffamilie stehen und was das für Ihre kommenden Stromrechnungen bedeutet? Wir haben für Sie nachgesehen: Es wird sich womöglich irgendwie ausgehen, aber es wird nicht ohne Ungerechtigkeiten gehen, und das betrifft jetzt nicht nur jene zahllosen Westösterreicherinnen und Westösterreicher, denen ein Deckelpreis von 10 Cent pro Kilowattstunde genau gar nichts bringt, weil sie schon ungedeckelt weniger zahlen, was man andererseits aber auch nur ungerecht finden kann, wenn man gar nicht anders will. Nein, es betrifft vor allem die Bezieherinnen kleinerer Pensionen (und es sind vor allem Bezieherinnen), wobei es sich gerade in deren Fall eben sehr oft nicht mehr ausgeht. profil-Kolumnistin Elfriede Hammerl erzählt in einem aktuellen Text von einem typischen Fall:
„Karin hat zwölf Schuljahre lang brav gelernt, eine Ausbildung gemacht und danach ein Erwachsenenleben hindurch gearbeitet, meistens Vollzeit. Daneben hat sie zwei Kinder großgezogen und einen Haushalt geführt. (Die Kinder waren der Grund für die kurzen Unterbrechungen ihres Erwerbslebens, früher war es ja bekanntlich noch schwerer als heute, Betreuungsplätze aufzutreiben.)
Karins Fleiß hat nur bescheidene materielle Früchte getragen. Wer im Sozialbereich arbeitet, verdient sich keine goldene Nase. Trotzdem wäre ihre Altersrente etwas höher, hätte der Staat nicht ein paar Jahre vor ihrer Pensionierung eine Reform beschlossen, derzufolge der Durchrechnungszeitraum, nach dem sich die Höhe der Bezüge bemisst, erheblich verlängert wurde.“
Aus der ganz okayen Pension wurde im Zuge dessen eine erheblich schlechtere Pension, und dann kam die Inflation und die Frage, wie sich das ausgehen soll. Und mit dieser stellte sich immer auch die Gerechtigkeitsfrage, denn:
„Die Hauptfrage ist, wohin es führen soll, wenn Menschen, die sich jahrzehntelang redlich geplagt haben, um zum Nationalprodukt beizutragen, im Alter auf einmal nicht wissen, wie sie ihr durchaus bescheidenes Leben finanzieren sollen. Was sie von Jüngeren unterscheidet, die ähnliche Sorgen haben (was ebenfalls verdammt ungerecht ist), ist die Tatsache, dass sie an einem Punkt ihres Lebens angelangt sind, wo sie keine Weichen mehr stellen können.
Freilich ist das nur eine Seite der Medaille. Die andere – möglicherweise die Butterseite – hatte wohl die ÖVP-Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm im Visier, als sie in einem aktuellen Interview mit der „Kronen Zeitung“ erwähnte, „dass wir Pensionen nicht immer nur erhöhen können, das ist der Jugend gegenüber nicht gerecht. Der Steuerzahler, der das bezahlt, ist noch nicht einmal geboren. Außerdem bekomme ich von vielen älteren Leuten die Rückmeldung, dass sie keine Erhöhung brauchen. Sie wollen das Geld lieber den Jungen geben, die es besser brauchen können.“
Seniorenbund und Pensionistenverband basteln nach dieser Erkenntnis gewiss schon an einer gemeinsamen Spätsommer-Imagekampagne. Claim: Kauf dir ein Eis!
Wir wünschen Ihnen einen günstigen Mittwoch!
Sebastian Hofer
Anmerkung: Staatssekretärin Plakolm betont gegenüber profil, dass sie in dem zitierten Interview von einer Erhöhung um zehn Prozent gesprochen hätte, die viele ältere Leute nicht bräuchten. In der Printausgabe der "Kronen Zeitung" vom 5. September, dem wir ihre Äußerung entnommen haben, war davon freilich nichts zu lesen. Dennoch möchten wir ihre nachträgliche Präzisierung an dieser Stelle ergänzen.