Morgenpost

Kickl buttert am meisten Geld in Facebook-Werbung

Gesponserte Postings in sozialen Medien sind mittlerweile genauso fixer Bestandteil unserer Timelines wie süße Katzenbilder. Welche NGOs, welche Parteien und welche Medien geben für die Anzeigen am meisten Geld aus? profil hat die Zahlen.

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„Unser Geld für unsere Leute“ lautet ein berühmter FPÖ-Slogan aus vergangenen Tagen. Bei seinen Werbespendings nimmt es der freiheitliche Frontmann Herbert Kickl aber nicht so eng. Kein anderer Politiker in Österreich hat seit der Einführung der Werbebibliothek des US-amerikanischen Meta-Konzerns mehr Geld in Werbung auf Facebook und Instagram investiert als Kickl.

Veröffentlicht werden die Anzeigen-Daten seit April 2019 mit der Begründung, dass man Werbung transparenter gestalten möchte - davor gab es die Sorge, dass Wahlen durch Zahlungen aus dem Ausland beeinflusst werden könnten. Aufgelistet werden laut Meta Werbetreibende, die Wahlwerbung und Werbung zu politisch oder gesellschaftlich relevanten Themen schalten.

Herbert Kickl, politischer Ausgaben-Meister

Ein Blick auf die fünf größten Meta-Anzeigenkunden aus Österreichs Politik zeigt: Die Freiheitlichen setzen besonders auf die Dienste des Social-Media-Giganten aus den USA.

FPÖ-Parteichef Kickl gab seit Beginn der Aufzeichnungen insgesamt 494.799 Euro für Werbung auf Meta aus. Die anderen Polit-Promis folgen mit deutlichem Respektabstand: In die Facebook- und Instagram-Präsenzen der ehemaligen SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner wurden 295.874 Euro investiert, der freiheitliche Ex-Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer brachte es auf 257.798 Euro für Meta-Werbung und Dominik Nepp, der Wiener FPÖ-Chef, auf 228.154 Euro. Knapp vor Sebastian Kurz hat es Oberösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) mit Werbeausgaben von 186.299 Euro in die Top Fünf geschafft.

Über 2.700 von Kickls Instagram- und Facebook-Beiträgen sind oder waren gesponsert. Darunter findet man vor allem  FPÖ TV-Videos, aber auch Screenshots unterschiedlicher Zeitungsartikel, die von dem Parteichef kommentiert werden.

Neben Werbeanzeigen scheint unter Österreichs Politiker:innen auch Influencer:innen-Werbung groß angekommen zu sein. Meine Kolleg:innen Elena Crisan und Jakob Winter berichteten im September vergangenen Jahres darüber, wie Politiker:innen Influencer-Marketing für sich entdeckt haben – und wie viel uns lustige Instagram-Reels von Ulli Sima und Satansbratan kosten.

Dass die Politik so viel Geld in Facebook- und Instagram-Werbung investiert, scheint eher ein österreichischer Spezialfall zu sein. In Deutschland ist der Spitzenreiter in puncto Meta-Ausgaben das Gesundheitsministerium, gefolgt von Greenpeace Deutschland. Politikerinnen und Politiker geben deutlich weniger aus.

Niemand zahlt Meta so viel wie Greenpeace

Österreichischer Spitzenreiter in Sachen Meta-Werbung ist die NGO Greenpeace – 892.547 Euro gaben die Klimaschützer in den letzten fünf Jahren für Anzeigen aus. Besonders spannend: Beworben wurden neben Jobausschreibungen und Umweltschutzaktionen auch Testament-Ratgeber – also Anleitungen, wie Menschen der NGO ihr Vermögen vererben können.

In den Top Fünf der NGOs findet man außerdem Unicef Österreich, Vier Pfoten Euro, den Verein gegen Tierfabriken (VGT Austria) und Amnesty Austria – siehe Grafik.

Neue WZ besonders spendabel

Unter den österreichischen Medien dominieren bei der Meta-Werbung vor allem Agenda-Medien. Niemand gibt so viel aus wie das SPÖ-Parteimedium „Kontrast“, das es bisher auf satte 146.194 Euro brachte. Den zweiten Platz belegt das ÖVP-nahe Online-Medium „Exxpress“ mit 103.463 Euro, gefolgt vom gewerkschaftsnahen „Moment Magazin“ mit 91.821 Euro. Der Fernsehsender Servus TV zahlte bisher 64.566 Euro an Meta, die “Wiener Zeitung” 64.301 Euro. Insbesondere in den letzten Monaten – also seitdem die „Wiener Zeitung“ offiziell „WZ“ heißt und keine gedruckte Tageszeitung mehr herausgibt, sondern ein Online-Magazin, ist sie auf Meta besonders spendabel – die „WZ“ schaltete alleine vergangenen Monat Werbung um 11.032 Euro. 

Sollte Ihnen beim Scrollen auf Facebook oder Instagram also auffallen, dass Beiträge dieser Accounts überraschend oft angezeigt werden, liegt das unter anderem an einer Sache: Dem Geld, das dafür ausgegeben wird. 

Natalia Anders

Natalia Anders

ist Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.