Morgenpost

Koalition für Fortgeschrittene

FPÖ zieht davon, ÖVP sackt ab – und am Ballhausplatz wird wieder demonstriert. Plus: die lange Liste der rechtsextremen „Einzelfälle“ bei den Freiheitlichen.

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Die ersten Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP trudeln ein: Bereits am Wochenende erreichten uns Meldungen, denen zufolge die Schere zwischen den präsumtiven Regierungsparteien rasant auseinandergeht. Die FPÖ rangiert demnach in den Umfragen mittlerweile in den hohen 30ern, während die ÖVP schon deutlich weniger als 20 Prozent verzeichnet. Aber das sind natürlich erstens nur Momentaufnahmen und zweitens auch bloß Zahlen, und die sind bekanntlich subjektiv.

Die Angaben zur Anzahl der Teilnehmenden an der Anti-Blau-Schwarz-Demonstration am vergangenen Donnerstag zum Beispiel differieren teils drastisch, aber irgendwo zwischen 25.000 und 50.000 dürfte die Wahrheit wohl liegen. Unter dem Slogan „Alarm für die Republik“ wurde am Ballhausplatz und Umgebung gegen die mögliche Regierungsbeteiligung der FPÖ demonstriert. profil Innenpolitik-Redakteurin Nina Brnada hat mit den Organisatoren der aktuellen Proteste sowie auch der legendären Donnerstagsdemos von vor 25 Jahren gesprochen. So lange ist es nämlich her, dass mit der Koalition zwischen Wolfgang Schüssels ÖVP und Jörg Haiders FPÖ die Rechtspopulisten erstmals in der österreichischen Regierung Fuß fassten – damals freilich noch als Juniorpartner.

Wie sehr sich die Kickl-FPÖ von den Haider-Freiheitlichen unterscheidet, ist eine längere Debatte; dass erstere sich im Lauf der Jahre gemäßigt hätte, lässt sich ganz kurz und sehr entschieden verneinen. Die Liste der rechtsextremen Einzelfälle mit freiheitlicher Beteiligung, die sich seit Herbert Kickls Aufstieg zum FPÖ-Chef ereignet haben, ist nämlich doch von beachtlicher Länge. profil-Redakteurin Eva Sager hat sie an dieser Stelle dokumentiert.

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur und ist seit 2020 Textchef dieses Magazins.