Konservativ und verschuldet: Müssen wir uns Sorgen um junge Männer machen?
Junge Männer sind konservativ und verschuldet. Ersteres besagt zumindest eine weltweite Studie der Financial Times zur politischen Anschauung von 18- bis 29-Jährigen. Diese zeigte eine erschreckende Kluft zwischen jungen Frauen und Männern: Während weibliche Teilnehmerinnen jeweils liberalere Weltansichten als noch vor einigen Jahren haben, also als „hyperprogressiv“ bezeichnet werden, werden männliche Befragte immer konservativer – und die Kluft zwischen den Geschlechtern wächst. Die amerikanische Forscherin Alice Evans bezeichnete die Generation Z aufgrund dieser Unterschiede sogar als zwei unterschiedliche Generationen.
Dieser Gender Gap macht sich auch hierzulande im Wahlverhalten der Österreicher:innen bemerkbar – die FPÖ wird vermehrt von Männern gewählt, die Grünen haben jedoch mehr Wählerinnen. Der österreichische Gender Gap soll, wie meine Kollegin Iris Bonavida berichtete, zumindest bei den jüngsten Bundesländer-Wahlen leicht gesunken sein. Ob man das auch bei den Nationalratswahlen beobachten kann, wird sich zeigen.
Frauenfeindliche Influencer als Vorbilder
Woher kommt das? „Die #MeToo-Bewegung war der entscheidende Auslöser, der zutiefst feministische Werte unter jungen Frauen hervorbrachte, die sich dadurch gestärkt fühlten, sich gegen langjährige Ungerechtigkeiten auszusprechen“, konstatiert zum Beispiel die „Financial Times“. Zum anderen werden offen frauenfeindliche Influencer, wie Andrew Tate, der sich aufgrund des Verdachts von Menschenhandel, Vergewaltigung und organisierten Verbrechen derzeit in Rumänien im Hausarrest befindet, bei jungen Männern immer beliebter.
Zudem wird Frauenfeindlichkeit auf TikTok durch vermeintlich lustige Kurzclips salonfähig gemacht. Videos, deren Interpret:innen frauenverachtende Aussagen wie „Wenn deine Chaya Clubbesitzer kennt, dann ist sie eine Thot“, also „Wenn deine Freundin Clubbesitzer kennt, dann ist sie eine Schlampe“ tätigen, zählen teils millionenfachen Aufrufe.
Männer haben doppelt so hohe Schulde wie Frauen
Die zunehmende Polarisierung zwischen den Geschlechtern zeigt sich jedoch nicht nur an den politischen Ansichten. Laut einer Erhebung des Kreditschutzverbandes schlittern junge Männer häufiger in Privatkonkurs als Frauen und haben doppelt so viele Schulden. Grund dafür sind beispielsweise die übermütige Risikoeinschätzung von Männern sowie deren übertriebenes Konsumverhalten. „Da gibt es Probleme mit dem Konsum. Junge Menschen stoßen auf eine Werbemacht, vor der sie sich oft nicht wehren können“, erklärte Schuldnerberater Clemens Mitterlehner gestern im Ö1 Morgenjournal.
Bei vielen jungen Menschen wird es geradezu normal, sich zu verschulden – auch hier gibt es TikTok-Trends zum Thema. Unter dem Hashtag #Klarnaschulden haben sich Jugendliche damit gerühmt, wer die meisten Schulden bei dem Finanzdienstleister produziert hat. Ein gefährlicher Trend, dem man nur mit elementaren Finanzbildungsmaßnahmen entgegenwirken könnte. Mein Kollege Philip Dulle hat dazu im Mai recherchiert – seinen ganzen Artikel lesen Sie hier.