Morgenpost

Krieg in Israel und im Gazastreifen - ein wenig Hoffnung?

Der Grenzübergang Rafah als Ort der Hoffnung, zweiter Tag im Kurz-Prozess und Eskapismus bei der Viennale.

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Der 7. Oktober 2023 wird im kollektiven Gedächtnis wohl immer für eine Zäsur in der Weltpolitik stehen – ähnlich wie 9/11 oder der 24. Februar 2022, der Tag, an dem die Ukraine von Putin-Russland überfallen wurde. Nach der Terroroffensive der Hamas auf Israel droht ein Flächenbrand in Nahost. Schreckensnachrichten überall. Diese Woche die nächste Eskalation: Das Al-Ahli-Arabi-Krankenhaus in Gaza-Stadt wurde von einer Rakete getroffen; gegenseitige Schuldzuweisungen waren die Folge.

In diesen Zeiten (hier lesen Sie die aktuellen Entwicklungen im Live-Ticker) von Hoffnung zu sprechen, grenzt an Zynismus. Dennoch scheint die Diplomatie, die in den vergangenen Tagen und Stunden über alle Kanäle lief und weiter läuft, erste, zarte Früchte zu tragen. Ägypten hat einen „dauerhaften“ Zugang für Hilfslieferungen über den südlichen Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen angekündigt; hunderte Lkw mit Hilfsgütern stehen dort schon bereit.

Während in Nahost um Hoffnung gerungen wird, ist Österreich mal wieder mit Österreich beschäftigt. Der Prozess um Sebastian Kurz wird heute fortgesetzt. Dem ehemaligen ÖVP-Obmann wird vorgeworfen, im „Ibiza“-U-Ausschuss als Auskunftsperson falsch ausgesagt zu haben (Stefan Melichar berichtet hier vom ersten Prozesstag). Das große Tamtam um Kurz, seinen ehemaligen Kabinettschef Bernhard Bonelli und Bettina Glatz-Kremsner (die Ex-Casinos-Chefin kam in erster Instanz mit einer Diversion samt Geldbuße davon) erklären Anna Thalhammer und Eva Linsinger im aktuellen Politik-Podcast: „Es geht beim Kurz-Prozess nicht nur um die Klärung einer Rechtsfrage, die ja relativ simpel ist, sondern auch um eine Abrechnung mit dem System Kurz. Und von seiner Seite auch, ob er den Machtkampf gegen die Justiz gewinnen kann.

Ein wenig Eskapismus verspricht derweil das Wiener Filmfestival Viennale, das gestern mit dem ungarischen Coming-of-Age-Film „Explanation for Everything“ gestartet ist (weitere Highlights finden Sie im aktuellen profil). Kultur-Chef Stefan Grissemann hat vorab mit dem deutschen Regisseur Wim Wenders gesprochen („Wenders’ ‚Anselm‘ ist eine Fantasie, eine filmische Installation über die mit der Aura des Überlebensgroßen spielenden Kunstexistenz Kiefers“), der heuer gleich mit zwei neuen Filmen das Wiener Filmfestival bespielen wird. Nicht bei der Viennale, dafür im regulären Kino ist das neueste Scorsese-Epos „Killers of the Flower Moon“ gestartet; ein Spätwestern, in dem es um Ölquellen in Oklahoma und die Auswirkungen auf die amerikanischen Ureinwohner geht, „eine Geschichte des Opportunismus, der Gier und der nackten Gewalt“. Im Mittelpunkt steht (neben Robert De Niro und Leonardo DiCaprio) die junge indigene US-Schauspielerin Lily Gladstone. Ein Film des Jahres – und dreieinhalb Stunden Auszeit vom Alltag.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Von 2009 bis 2024 Redakteur bei profil.