Liebe und Parteibuch: Wenn das Politische ziemlich privat wird
Zugegeben, es gibt wichtigere Dinge. Die Teuerung zum Beispiel, die zu bekämpfen sich der Tiroler SPÖ-Politiker und Landeshauptmann-Stellvertreter Georg Dornauer jedes Mal laut vornimmt, sobald ein Mikrophon oder eine Kamera in der Nähe ist. Andererseits ist da die Liebe, ein seltsames Spiel, wie Conny Francis Anfang der 1960-er Jahre sang. Wo sie hinfällt, ach, da gibt es dann doch nichts Wichtigeres als sie. Und so erging es dem 40-jährigen Tiroler SPÖ-Politiker vergangene Woche, dass er sich zwar redlich bemühte, seine Stimme in politischen, also zweitwichtigsten Dingen des Lebens zu erheben, sich aber erst dadurch so richtig interessant machte, dass seine Liaison mit einer italienischen postfaschistischen Politikerin namens Alessia Ambrosi einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde.
Zwei junge, schöne Menschen
Die „Italo-Herzdame“, wie die Kronen-Zeitung sie nannte, ist Mitglied der „Fratelli d’Italia“, der Partei von Giorgia Meloni, und in ideologischer Hinsicht jedenfalls eine gewagte Wahl. Aber was zählt das schon, wenn man füreinander entflammt? Eben, gar nichts. Ambrosi, 41, Ex-Miss Trentino, geschieden, eine Tochter, schilderte dem „Corriere del Trentino“ ausführlich, wie viel Gemeinsames Georg und sie - „zwei junge, schöne Menschen“ - über alle Gräben hinweg entdeckt hätten.
Da ist nicht nur – eher trivial – die Liebe Dornauers zu ihren angeblich legendären Spaghetti alla bolognese. Auch das politische Links und Rechts zerfließt am Ende in ein harmonisches Miteinander. Denn, so wird Ambrosi von dem italienischen Regionalblatt zitiert, Georg gehöre in seiner Partei, der SPÖ, zum moderat nationalistischen Flügel, während sie, die glühende Meloni-Anhängerin, aber auch Fan der britischen Ex-Premierministerin Margaret Thatcher, sich immer vom extremistischen Rand ferngehalten habe.
Von Cäsar bis Strache
Wie das alles zusammengeht, weiß so ganz genau wiederum nur die Liebe. Weil sie jeden und jede erwischen kann, unabhängig von Rang, Ansehen und Parteibuch, widmet sich auch ein unabhängiges, kritisches Nachrichtenmagazin fallweise ihrer nicht zu fassenden Logik. So beschrieb Kollege Gernot Bauer vor wenigen Monaten das amouröse Werben am politischen Parkett von Cäsar und Kleopatra bis Heinz-Christian und Philippa Strache.
In der aktuellen profil-Titelgeschichte geht es um eine spezielle Form der Liebe, nämlich jene von Pflegeeltern zu den ihnen anvertrauten Kindern. Clemens Neuhold traf Menschen, die sich auf dieses Abenteuer eingelassen haben, und erfuhr, welche Art von Glück ihnen zuteil wird: Die Journalistin Eva Zelechowski zum Beispiel, deren Kinderwunsch lange unerfüllt geblieben war, bis sie sich dazu entschloss, den kleinen *Moritz (Name von der Redaktion geändert) bei sich aufzunehmen. Alle sechs Wochen treffen sie sich mit seiner biologischen Mutter. Sie soll weiter zu seinem Leben gehören – aber eines ist doch klar: „Ich bin schon die Mama.“
Ich wünsche Ihnen eine gute Woche und viel Freude mit dem aktuellen profil,
Edith Meinhart