Morgenpost

Lizzo: Die Enttäuschung einer ganzen Generation?

US-Popstar Lizzo war das große Vorbild in Sachen Body Positivity und Selbstliebe. Nun wird ihr genau das, wogegen sie öffentlich gekämpft hat, vorgeworfen: Bodyshaming, sexuelle Nötigung und Mobbing.

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Dick, Schwarz und queer: Mit diesen Attributen bezeichnet sich die US-amerikanische Sängerin Lizzo selbst und gilt seit ihrem Durchbruch vor vier Jahren nicht nur als großer Star, sondern auch als Aktivistin der Body Positivity-Bewegung. Feeling good as hell –  zu Deutsch: Ich fühle mich verdammt gut. So heißt eines von Melissa Jeffersons  das ist Lizzos bürgerlicher Name - Songs. Das Lied hat fast 600 Millionen Aufrufe auf Spotify. Jeffersons Lieder gelten als echte Ohrwürmer, ihre Texte lesen sich wie empowernde Lobeshymnen an sich selbst. 

Body Shaming, sexuelle Belästigung und Mobbing

Drei ehemalige Tänzerinnen, die mit ihr von 2021 bis 2023 zusammengearbeitet haben, verklagen Jefferson nun  unter anderem wegen Body Shaming, sexueller Belästigung und Mobbing am Arbeitsplatz. Die ehemaligen Tänzerinnen fordern einen Schadensersatz für die emotionale Belastung und ihr bisher unbeglichenes Gehalt.

Amerikanischen Medienberichten zufolge hätte Lizzo etwa Gewichtszunahmen der Tänzerinnen kommentiert, sie dazu genötigt, zwölf Stunden am Stück vorzutanzen und sie in einem Amsterdamer Stripclub dazu gedrängt, nackte Tänzer:innen anzufassen und Bananen aus deren Intimbereich zu essen. Am Donnerstag äußerte sich die Sängerin via Instagram-Posting zu den Vorwürfen. Sie betonte, dass ihr nichts wichtiger sei als respektvoller Umgang mit anderen Frauen. Zudem, so Lizzo, würde die Klage von ehemaligen Tänzerinnen kommen, die bereits öffentlich zugegeben hätten, sich auf der Tournee unpassend und unprofessionell verhalten zu haben. 

Anders als bei Rammstein?

Lizzos Community ist schockiert  wie kann es sein, dass die Ikone der Body-Positivity-Bewegung genau das selbe macht, wogegen sie sich doch einsetzen würde? 

Die Anschuldigungen gegen Lizzo erschrecken auch mich. Mir fiel es schwer, zu glauben, dass das alles wirklich stimmen könnte. Sie ist doch eine der Guten  eine der wenigen Künstler:innen, die sich für alle einsetzen, die diskriminiert werden.

Während ich Fans, die sich bei den Vorwürfen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann trotzdem auf die Seite der deutschen Band stellten, verurteilte, erwischte ich mich selbst nun dabei, die Vorwürfe gegen Lizzo auszublenden. Doch es geht nicht nur mir so  Viele Online-Aktivist:innen, die Lizzos Arbeit bisher lobten, haben sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. 

Die 35-Jährige hat mit ihren Auftritten, in denen sie ihren übergewichtigen Körper selbstbewusst und glamourös in Szene setzte, für Selbstliebe appelliert und einen neuen Typus Popstar erschaffen  einen, der seine Fans so liebt, wie sie sind und für Respekt und Anti-Diskriminierung plädiert. War das alles nur ein großer PR-Gag?

Was sagen Sie? Sollten sich Fans von ihren Lieblingskünstler:innen distanzieren, wenn diese mit solch schweren Vorwürfen konfrontiert werden? Schreiben Sie uns an [email protected]

Ich verabschiede mich bis dahin und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Die nächste Morgenpost lesen Sie wie gewohnt wieder am Montag.

Natalia Anders

Natalia Anders

Natalia Anders

ist Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.