Massenkündigung: Und es hat Zoom gemacht
Ich vermute, Sie lesen diese Morgenpost im Zug, im Bus oder in der U-Bahn auf dem Weg in die Arbeit. Und nicht - wie Kollege Robert Treichler gestern an dieser Stelle mutmaßte - in Ihrem Zuhause. Was lässt mich glauben, dass ich recht habe? Die Meldung, dass Zoom, Software-Anbieter für Videokonferenzen, 1300 Mitarbeiter abbauen will. Wegen steigender Konkurrenz und eklatant sinkender Nachfrage seiner Dienste.
Dabei hatte das amerikanische Unternehmen eine Erfolgsgeschichte sondergleichen vorzuweisen. Während die Pandemie große Teile ganzer Volkswirtschaften lahmlegte, gehörte Zoom zu den Krisengewinnern und ist explosiv gewachsen. Umsatz verdreifacht, Gewinn verzehnfacht – das war die Art Schlagzeile, für die der Konzern über geraume Zeit sorgte.
Doch nun ist der Trend zum Homeoffice rückläufig. Viele Unternehmen beordern ihre Mitarbeiter zurück ins Büro, nicht nur global gesehen, sondern auch in Österreich. Aus Angst, dass diese zuhause nicht so produktiv sind – und lieber den Haushalt schmeißen oder auf der Couch lümmeln, statt der Arbeit nachzugehen. Tatsächlich arbeiteten laut Daten der Statistik Austria hierzulande zuletzt nur noch 14,2 Prozent der Erwerbstätigen in den eigenen vier Wänden. Während es zu Beginn der Pandemie über 30 Prozent waren. Vorbei die kollektiven Pyjamapartys vor dem Monitor. Hallo Konferenzraum und Kantinenfutter.
Dabei haben die Arbeitgeber durchaus profitiert. Die Österreicherinnen und Österreicher beispielsweise ersparen sich im Schnitt 71 Minuten Wegzeit, wenn sie von zuhause arbeiten. Und die gewonnene Zeit wird wiederum zum überwiegenden Teil dazu genutzt, um zu arbeiten. Das zeigte eine breitangelegte Studie, die beim US-amerikanischen National Bureau of Economic Research und beim deutschen Institut zur Zukunft der Arbeit erschienen ist. Eine Erkenntnis, die wohl viele Chefs überraschen dürfte.
Der Videokonferenz-Anbieter Zoom ist, wie einige andere Tech-Unternehmen, die sich aktuell schwertun, während der Pandemiezeit zu schnell gewachsen. Tatsächlich aber, davon sind Experte überzeugt, ist das Homeoffice gekommen, um zu bleiben. Wenngleich nicht auf dem selben hohen Niveau wie zu Lockdown-Zeiten.
Doch wenn Sie jetzt schon mal im Zug, im Bus oder in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit sitzen, können Sie auch gleich einen Teil Ihrer 71 im öffentlichen Verkehr zu verbringenden Minuten zur profil-Lektüre nutzen.
Lesen Sie etwa den Bericht von Siobhàn Geets aus Washington, die Außenminister Alexander Schallenberg bei seinem Treffen mit US-Amtskollegen Antony Blinken begleitet hat. Oder was Franziska Dzugan und ich darüber herausgefunden haben, wie sich Österreich im Wettlauf um die enormen Ressourcen Afrikas positioniert und wie heimische Unternehmen dabei mitmischen wollen. Oder Wolfgang Paternos Rezension über Annie Ernaux‘ Erzählung ihrer Liebschaft mit einem halb so alten jungen Mann. Und natürlich Christian Rainers Leitartikel über das „entpersonalisierte Böse“.
Gut möglich, dass Teile dieser Artikel im Homeoffice entstanden sind.
Einen angenehmen Donnerstag wünscht Christina Hiptmayr.
Und bleiben Sie häuslich. Oder auch nicht.